Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.tersuchte Poesie und die, welche sie ausübten, ganz eigentlich Ich bemerke gleich vorerst, daß nach dem oben über den 86) Nur zwei Stellen für hundert. Nibelungen 1707. Eines Mei- ster seyn, wie noch heute, einem gewaltig, überlegen seyn. ibid. 1911. Im Titurel heißt es ausdrücklich, daß an aller Kunst Meisterschaft liege. So allgemein ist auch das Wort in dem Adjectiv meisterlos zu verstehen (Walter 1. 111. Conrad v. W. 2. 202.), welches: entmeistert, schwach, regellos bedeutet und noch im süddeutschen Provincialismus lebt. Cf. Fischarts Garg. Cap. 28. in fine. Phil. von Sittewald, 4. 42. Auch Gottfr. Tristan, v. 939. 87) Hierüber: Meiners, Gesch. der hohen Schulen. 2. 211. 212. G 2
terſuchte Poeſie und die, welche ſie ausuͤbten, ganz eigentlich Ich bemerke gleich vorerſt, daß nach dem oben uͤber den 86) Nur zwei Stellen fuͤr hundert. Nibelungen 1707. Eines Mei- ſter ſeyn, wie noch heute, einem gewaltig, uͤberlegen ſeyn. ibid. 1911. Im Titurel heißt es ausdruͤcklich, daß an aller Kunſt Meiſterſchaft liege. So allgemein iſt auch das Wort in dem Adjectiv meiſterlos zu verſtehen (Walter 1. 111. Conrad v. W. 2. 202.), welches: entmeiſtert, ſchwach, regellos bedeutet und noch im ſuͤddeutſchen Provincialismus lebt. Cf. Fiſcharts Garg. Cap. 28. in fine. Phil. von Sittewald, 4. 42. Auch Gottfr. Triſtan, v. 939. 87) Hieruͤber: Meiners, Geſch. der hohen Schulen. 2. 211. 212. G 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0109" n="99"/> terſuchte Poeſie und die, welche ſie ausuͤbten, ganz eigentlich<lb/> bezeichneten. Verhielt es ſich fruͤher damit eben ſo, oder gar<lb/> urſpruͤnglich?</p><lb/> <p>Ich bemerke gleich vorerſt, daß nach dem oben uͤber den<lb/> Urſprung unſerer Dichtkunſt geſagten, der Name anfaͤnglich<lb/> eben ſo wenig ein gewaͤhltes Kennzeichen geweſen ſeyn wird,<lb/> als beſtimmte Geſetze da waren. Wer ſich irgend einer Kunſt<lb/> oder Geſchicklichkeit <note place="foot" n="86)">Nur zwei Stellen fuͤr hundert. Nibelungen 1707. Eines Mei-<lb/> ſter ſeyn, wie noch heute, einem gewaltig, uͤberlegen ſeyn. <hi rendition="#aq">ibid.</hi><lb/> 1911. Im Titurel heißt es ausdruͤcklich, daß an aller Kunſt<lb/> Meiſterſchaft liege. So allgemein iſt auch das Wort in dem<lb/> Adjectiv <hi rendition="#g">meiſterlos</hi> zu verſtehen (Walter 1. 111. Conrad v.<lb/> W. 2. 202.), welches: entmeiſtert, ſchwach, regellos bedeutet<lb/> und noch im ſuͤddeutſchen Provincialismus lebt. <hi rendition="#aq">Cf.</hi> Fiſcharts<lb/> Garg. <hi rendition="#aq">Cap. 28. in fine.</hi> Phil. von Sittewald, 4. 42. Auch<lb/> Gottfr. Triſtan, <hi rendition="#aq">v.</hi> 939.</note> bis zu einer gewiſſen Stufe von Vor-<lb/> trefflichkeit bemaͤchtigt hatte, der hieß <hi rendition="#g">Meiſter</hi>, und beſon-<lb/> ders wurde er von den Juͤngern, die ſich um ihn bildeten,<lb/> als ſolcher anerkannt, alſo: Lehrer. Uralt iſt die deutſche<lb/> Wurzel des Worts, und wenn mit der griechiſchen verwandt,<lb/> nicht wohl daraus abzuleiten, noch Meiſter, gleich dem franzoͤſ.<lb/><hi rendition="#aq">maistre</hi> u. ſ. w. aus dem lateiniſchen <hi rendition="#aq">magister</hi> geworden, ſon-<lb/> dern eine ſprachgemaͤße Ueberſetzung dieſes Ausdrucks, der<lb/> auch, jedoch vielleicht beſchraͤnkter, als das deutſche Wort,<lb/> einen Lehrer bedeutet. Der Begriff eines graduirten Lehrers<lb/> liegt aber weder in dem einen noch dem andern Wort und<lb/> wurde auch erſt nach dem Anfang des 13ten Jahrhunderts in<lb/> das lateiniſche <hi rendition="#aq">magister</hi> gelegt <note place="foot" n="87)">Hieruͤber: <hi rendition="#g">Meiners</hi>, Geſch. der hohen Schulen. 2. 211. 212.</note>. Man kann annehmen,<lb/> daß nach und nach und gewiß ohne dieſe Analogie vor Augen<lb/> zu haben, der noch allgemeinere Name Meiſter eine <hi rendition="#g">aͤhnliche</hi><lb/> Beſtimmtheit erhalten hat.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0109]
terſuchte Poeſie und die, welche ſie ausuͤbten, ganz eigentlich
bezeichneten. Verhielt es ſich fruͤher damit eben ſo, oder gar
urſpruͤnglich?
Ich bemerke gleich vorerſt, daß nach dem oben uͤber den
Urſprung unſerer Dichtkunſt geſagten, der Name anfaͤnglich
eben ſo wenig ein gewaͤhltes Kennzeichen geweſen ſeyn wird,
als beſtimmte Geſetze da waren. Wer ſich irgend einer Kunſt
oder Geſchicklichkeit 86) bis zu einer gewiſſen Stufe von Vor-
trefflichkeit bemaͤchtigt hatte, der hieß Meiſter, und beſon-
ders wurde er von den Juͤngern, die ſich um ihn bildeten,
als ſolcher anerkannt, alſo: Lehrer. Uralt iſt die deutſche
Wurzel des Worts, und wenn mit der griechiſchen verwandt,
nicht wohl daraus abzuleiten, noch Meiſter, gleich dem franzoͤſ.
maistre u. ſ. w. aus dem lateiniſchen magister geworden, ſon-
dern eine ſprachgemaͤße Ueberſetzung dieſes Ausdrucks, der
auch, jedoch vielleicht beſchraͤnkter, als das deutſche Wort,
einen Lehrer bedeutet. Der Begriff eines graduirten Lehrers
liegt aber weder in dem einen noch dem andern Wort und
wurde auch erſt nach dem Anfang des 13ten Jahrhunderts in
das lateiniſche magister gelegt 87). Man kann annehmen,
daß nach und nach und gewiß ohne dieſe Analogie vor Augen
zu haben, der noch allgemeinere Name Meiſter eine aͤhnliche
Beſtimmtheit erhalten hat.
86) Nur zwei Stellen fuͤr hundert. Nibelungen 1707. Eines Mei-
ſter ſeyn, wie noch heute, einem gewaltig, uͤberlegen ſeyn. ibid.
1911. Im Titurel heißt es ausdruͤcklich, daß an aller Kunſt
Meiſterſchaft liege. So allgemein iſt auch das Wort in dem
Adjectiv meiſterlos zu verſtehen (Walter 1. 111. Conrad v.
W. 2. 202.), welches: entmeiſtert, ſchwach, regellos bedeutet
und noch im ſuͤddeutſchen Provincialismus lebt. Cf. Fiſcharts
Garg. Cap. 28. in fine. Phil. von Sittewald, 4. 42. Auch
Gottfr. Triſtan, v. 939.
87) Hieruͤber: Meiners, Geſch. der hohen Schulen. 2. 211. 212.
G 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |