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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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mich betriegen wie das erstemal.' 'Du verscherzest dein Glück,' sprach der Geist, 'ich will dir nichts thun, sondern dich reichlich belohnen.' Der Schüler dachte 'ich wills wagen, vielleicht hält er Wort, und anhaben soll er mir doch nichts.' Da nahm er den Pfropfen ab, und der Geist stieg wie das vorigemal heraus, dehnte sich auseinander, und ward groß wie ein Riese. 'Nun sollst du deinen Lohn haben,' sprach er, und reichte dem Schüler einen kleinen Lappen, ganz wie ein Pflaster, und sagte 'wenn du mit dem einen Ende eine Wunde bestreichst, so heilt sie: und wenn du mit dem andern Ende Stahl und Eisen bestreichst, so wird es in Silber verwandelt.' 'Das muß ich erst versuchen,' sprach der Schüler, gieng an einen Baum, ritzte die Rinde mit seiner Axt und bestrich sie mit dem einen Ende des Pflasters: alsbald schloß sie sich wieder zusammen und war geheilt. 'Nun, es hat seine Richtigkeit,' sprach er zum Geist, 'jetzt können wir uns trennen.' Der Geist dankte ihm für seine Erlösung, und der Schüler dankte dem Geist für sein Geschenk und gieng zurück zu seinem Vater.

'Wo bist du herum gelaufen?' sprach der Vater, 'warum hast du die Arbeit vergessen? Jch habe es ja gleich gesagt daß du nichts zu Stande bringen würdest.' 'Gebt euch zufrieden, Vater, ich wills nachholen.' 'Ja, nachholen,' sprach der Vater zornig, 'das hat keine Art.' 'Habt acht, Vater, den Baum da will ich gleich umhauen, daß er krachen soll.' Da nahm er sein Pflaster, bestrich die Axt damit und that einen gewaltigen Hieb: aber weil das Eisen in Silber verwandelt war, so legte sich die Schneide um. 'Ei, Vater, seht einmal, was habt ihr mir für eine schlechte Axt gegeben, die ist ganz schief geworden.' Da erschrack der Vater und sprach 'ach, was hast du gemacht! nun muß ich die Axt bezahlen und weiß nicht womit; das ist der Nutzen, den ich von deiner Arbeit habe.' 'Werdet nicht bös,' antwortete der Sohn, 'die Axt will ich schon bezahlen.' 'O, du Dummbart,' rief der

mich betriegen wie das erstemal.’ ‘Du verscherzest dein Glück,’ sprach der Geist, ‘ich will dir nichts thun, sondern dich reichlich belohnen.’ Der Schüler dachte ‘ich wills wagen, vielleicht hält er Wort, und anhaben soll er mir doch nichts.’ Da nahm er den Pfropfen ab, und der Geist stieg wie das vorigemal heraus, dehnte sich auseinander, und ward groß wie ein Riese. ‘Nun sollst du deinen Lohn haben,’ sprach er, und reichte dem Schüler einen kleinen Lappen, ganz wie ein Pflaster, und sagte ‘wenn du mit dem einen Ende eine Wunde bestreichst, so heilt sie: und wenn du mit dem andern Ende Stahl und Eisen bestreichst, so wird es in Silber verwandelt.’ ‘Das muß ich erst versuchen,’ sprach der Schüler, gieng an einen Baum, ritzte die Rinde mit seiner Axt und bestrich sie mit dem einen Ende des Pflasters: alsbald schloß sie sich wieder zusammen und war geheilt. ‘Nun, es hat seine Richtigkeit,’ sprach er zum Geist, ‘jetzt können wir uns trennen.’ Der Geist dankte ihm für seine Erlösung, und der Schüler dankte dem Geist für sein Geschenk und gieng zurück zu seinem Vater.

‘Wo bist du herum gelaufen?’ sprach der Vater, ‘warum hast du die Arbeit vergessen? Jch habe es ja gleich gesagt daß du nichts zu Stande bringen würdest.’ ‘Gebt euch zufrieden, Vater, ich wills nachholen.’ ‘Ja, nachholen,’ sprach der Vater zornig, ‘das hat keine Art.’ ‘Habt acht, Vater, den Baum da will ich gleich umhauen, daß er krachen soll.’ Da nahm er sein Pflaster, bestrich die Axt damit und that einen gewaltigen Hieb: aber weil das Eisen in Silber verwandelt war, so legte sich die Schneide um. ‘Ei, Vater, seht einmal, was habt ihr mir für eine schlechte Axt gegeben, die ist ganz schief geworden.’ Da erschrack der Vater und sprach ‘ach, was hast du gemacht! nun muß ich die Axt bezahlen und weiß nicht womit; das ist der Nutzen, den ich von deiner Arbeit habe.’ ‘Werdet nicht bös,’ antwortete der Sohn, ‘die Axt will ich schon bezahlen.’ ‘O, du Dummbart,’ rief der

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[75/0087] mich betriegen wie das erstemal.’ ‘Du verscherzest dein Glück,’ sprach der Geist, ‘ich will dir nichts thun, sondern dich reichlich belohnen.’ Der Schüler dachte ‘ich wills wagen, vielleicht hält er Wort, und anhaben soll er mir doch nichts.’ Da nahm er den Pfropfen ab, und der Geist stieg wie das vorigemal heraus, dehnte sich auseinander, und ward groß wie ein Riese. ‘Nun sollst du deinen Lohn haben,’ sprach er, und reichte dem Schüler einen kleinen Lappen, ganz wie ein Pflaster, und sagte ‘wenn du mit dem einen Ende eine Wunde bestreichst, so heilt sie: und wenn du mit dem andern Ende Stahl und Eisen bestreichst, so wird es in Silber verwandelt.’ ‘Das muß ich erst versuchen,’ sprach der Schüler, gieng an einen Baum, ritzte die Rinde mit seiner Axt und bestrich sie mit dem einen Ende des Pflasters: alsbald schloß sie sich wieder zusammen und war geheilt. ‘Nun, es hat seine Richtigkeit,’ sprach er zum Geist, ‘jetzt können wir uns trennen.’ Der Geist dankte ihm für seine Erlösung, und der Schüler dankte dem Geist für sein Geschenk und gieng zurück zu seinem Vater. ‘Wo bist du herum gelaufen?’ sprach der Vater, ‘warum hast du die Arbeit vergessen? Jch habe es ja gleich gesagt daß du nichts zu Stande bringen würdest.’ ‘Gebt euch zufrieden, Vater, ich wills nachholen.’ ‘Ja, nachholen,’ sprach der Vater zornig, ‘das hat keine Art.’ ‘Habt acht, Vater, den Baum da will ich gleich umhauen, daß er krachen soll.’ Da nahm er sein Pflaster, bestrich die Axt damit und that einen gewaltigen Hieb: aber weil das Eisen in Silber verwandelt war, so legte sich die Schneide um. ‘Ei, Vater, seht einmal, was habt ihr mir für eine schlechte Axt gegeben, die ist ganz schief geworden.’ Da erschrack der Vater und sprach ‘ach, was hast du gemacht! nun muß ich die Axt bezahlen und weiß nicht womit; das ist der Nutzen, den ich von deiner Arbeit habe.’ ‘Werdet nicht bös,’ antwortete der Sohn, ‘die Axt will ich schon bezahlen.’ ‘O, du Dummbart,’ rief der

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/87>, abgerufen am 23.11.2024.