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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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entführt worden. Der König war Tag und Nacht darüber in Sorgen und ließ bekannt machen wer sie zurück brächte, sollte sie zur Gemahlin haben. Die vier Brüder sprachen unter einander 'das wäre eine Gelegenheit, wo wir uns könnten sehen lassen' wollten zusammen ausziehen und die Königstochter befreien. 'Wo sie ist, will ich bald wissen' sprach der Sterngucker, schaute durch sein Fernrohr und sprach 'ich sehe sie schon, sie sitzt weit von hier auf einem Felsen im Meer und neben ihr der Drache, der sie bewacht.' Da gieng er zu dem König und bat um ein Schiff für sich und seine Brüder und fuhr mit ihnen über das Meer bis sie zu dem Felsen hin kamen. Die Königstochter saß da, aber der Drache lag in ihrem Schooß und schlief. Der Jäger sprach 'ich darf nicht schießen, ich würde die schöne Jungfrau zugleich tödten.' 'So will ich mein Heil versuchen' sagte der Dieb, schlich sich heran und stahl sie unter dem Drachen weg, aber so leis und behend, daß das Unthier nichts merkte, sondern fortschnarchte. Sie eilten voll Freude mit ihr aufs Schiff und steuerten in die offene See: aber der Drache, der bei seinem Erwachen die Königstochter nicht mehr gefunden hatte, hinter ihnen her und schnaubte wüthend durch die Luft. Als er gerade über dem Schiff schwebte und sich herablassen wollte, legte der Jäger seine Büchse an und schoß ihm mitten ins Herz. Das Unthier fiel todt herab, war aber so groß und gewaltig, daß es im Herabfallen das ganze Schiff zertrümmerte. Sie erhaschten glücklich noch ein paar Bretter und schwammen auf dem weiten Meer umher. Da war wieder große Noth, aber der Schneider, nicht faul, nahm seine wunderbare Nadel, nähte die Bretter mit ein paar großen Stichen in der Eile zusammen, setzte sich darauf, und sammelte alle Stücke des Schiffs. Dann nähte er auch diese so geschickt zusammen, daß in kurzer Zeit das Schiff wieder segelfertig war und sie glücklich heim fahren konnten.

entführt worden. Der König war Tag und Nacht darüber in Sorgen und ließ bekannt machen wer sie zurück brächte, sollte sie zur Gemahlin haben. Die vier Brüder sprachen unter einander ‘das wäre eine Gelegenheit, wo wir uns könnten sehen lassen’ wollten zusammen ausziehen und die Königstochter befreien. ‘Wo sie ist, will ich bald wissen’ sprach der Sterngucker, schaute durch sein Fernrohr und sprach ‘ich sehe sie schon, sie sitzt weit von hier auf einem Felsen im Meer und neben ihr der Drache, der sie bewacht.’ Da gieng er zu dem König und bat um ein Schiff für sich und seine Brüder und fuhr mit ihnen über das Meer bis sie zu dem Felsen hin kamen. Die Königstochter saß da, aber der Drache lag in ihrem Schooß und schlief. Der Jäger sprach ‘ich darf nicht schießen, ich würde die schöne Jungfrau zugleich tödten.’ ‘So will ich mein Heil versuchen’ sagte der Dieb, schlich sich heran und stahl sie unter dem Drachen weg, aber so leis und behend, daß das Unthier nichts merkte, sondern fortschnarchte. Sie eilten voll Freude mit ihr aufs Schiff und steuerten in die offene See: aber der Drache, der bei seinem Erwachen die Königstochter nicht mehr gefunden hatte, hinter ihnen her und schnaubte wüthend durch die Luft. Als er gerade über dem Schiff schwebte und sich herablassen wollte, legte der Jäger seine Büchse an und schoß ihm mitten ins Herz. Das Unthier fiel todt herab, war aber so groß und gewaltig, daß es im Herabfallen das ganze Schiff zertrümmerte. Sie erhaschten glücklich noch ein paar Bretter und schwammen auf dem weiten Meer umher. Da war wieder große Noth, aber der Schneider, nicht faul, nahm seine wunderbare Nadel, nähte die Bretter mit ein paar großen Stichen in der Eile zusammen, setzte sich darauf, und sammelte alle Stücke des Schiffs. Dann nähte er auch diese so geschickt zusammen, daß in kurzer Zeit das Schiff wieder segelfertig war und sie glücklich heim fahren konnten.

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[209/0221] entführt worden. Der König war Tag und Nacht darüber in Sorgen und ließ bekannt machen wer sie zurück brächte, sollte sie zur Gemahlin haben. Die vier Brüder sprachen unter einander ‘das wäre eine Gelegenheit, wo wir uns könnten sehen lassen’ wollten zusammen ausziehen und die Königstochter befreien. ‘Wo sie ist, will ich bald wissen’ sprach der Sterngucker, schaute durch sein Fernrohr und sprach ‘ich sehe sie schon, sie sitzt weit von hier auf einem Felsen im Meer und neben ihr der Drache, der sie bewacht.’ Da gieng er zu dem König und bat um ein Schiff für sich und seine Brüder und fuhr mit ihnen über das Meer bis sie zu dem Felsen hin kamen. Die Königstochter saß da, aber der Drache lag in ihrem Schooß und schlief. Der Jäger sprach ‘ich darf nicht schießen, ich würde die schöne Jungfrau zugleich tödten.’ ‘So will ich mein Heil versuchen’ sagte der Dieb, schlich sich heran und stahl sie unter dem Drachen weg, aber so leis und behend, daß das Unthier nichts merkte, sondern fortschnarchte. Sie eilten voll Freude mit ihr aufs Schiff und steuerten in die offene See: aber der Drache, der bei seinem Erwachen die Königstochter nicht mehr gefunden hatte, hinter ihnen her und schnaubte wüthend durch die Luft. Als er gerade über dem Schiff schwebte und sich herablassen wollte, legte der Jäger seine Büchse an und schoß ihm mitten ins Herz. Das Unthier fiel todt herab, war aber so groß und gewaltig, daß es im Herabfallen das ganze Schiff zertrümmerte. Sie erhaschten glücklich noch ein paar Bretter und schwammen auf dem weiten Meer umher. Da war wieder große Noth, aber der Schneider, nicht faul, nahm seine wunderbare Nadel, nähte die Bretter mit ein paar großen Stichen in der Eile zusammen, setzte sich darauf, und sammelte alle Stücke des Schiffs. Dann nähte er auch diese so geschickt zusammen, daß in kurzer Zeit das Schiff wieder segelfertig war und sie glücklich heim fahren konnten.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/221>, abgerufen am 22.11.2024.