Die Thiere antworteten abermals 'duks,' und es geschah alles wie am vorigen Tag. Das Mädchen kochte eine gute Speise, aß und trank mit dem Alten und kümmerte sich nicht um die Thiere. Und als es sich nach seinem Nachtlager erkundigte, antworteten sie
'du hast mit ihm gegessen, du hast mit ihm getrunken, du hast an uns gar nicht gedacht, nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.'
Als es eingeschlafen war, kam der Alte, betrachtete es mit Kopfschütteln und ließ es in den Keller hinab.
Am dritten Morgen sprach der Holzhacker zu seiner Frau 'schicke mir heute unser jüngstes Kind mit dem Essen hinaus, das ist immer gut und gehorsam gewesen, das wird auf dem rechten Weg bleiben und nicht wie seine Schwestern, die wilden Hummeln, herum schwärmen.' Die Mutter wollte nicht und sprach 'soll ich mein liebstes Kind auch noch verlieren?' 'Sei ohne Sorge,' antwortete er, 'das Mädchen verirrt sich nicht, es ist zu klug und verständig; zum Überfluß will ich Erbsen mitnehmen, und ausstreuen, die sind noch größer als Linsen und werden ihm den Weg zeigen.' Aber als das Mädchen mit dem Korb am Arm hinaus kam, so hatten die Waldtauben alle die Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit
Die Thiere antworteten abermals ‘duks,’ und es geschah alles wie am vorigen Tag. Das Mädchen kochte eine gute Speise, aß und trank mit dem Alten und kümmerte sich nicht um die Thiere. Und als es sich nach seinem Nachtlager erkundigte, antworteten sie
‘du hast mit ihm gegessen, du hast mit ihm getrunken, du hast an uns gar nicht gedacht, nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.’
Als es eingeschlafen war, kam der Alte, betrachtete es mit Kopfschütteln und ließ es in den Keller hinab.
Am dritten Morgen sprach der Holzhacker zu seiner Frau ‘schicke mir heute unser jüngstes Kind mit dem Essen hinaus, das ist immer gut und gehorsam gewesen, das wird auf dem rechten Weg bleiben und nicht wie seine Schwestern, die wilden Hummeln, herum schwärmen.’ Die Mutter wollte nicht und sprach ‘soll ich mein liebstes Kind auch noch verlieren?’ ‘Sei ohne Sorge,’ antwortete er, ‘das Mädchen verirrt sich nicht, es ist zu klug und verständig; zum Überfluß will ich Erbsen mitnehmen, und ausstreuen, die sind noch größer als Linsen und werden ihm den Weg zeigen.’ Aber als das Mädchen mit dem Korb am Arm hinaus kam, so hatten die Waldtauben alle die Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit
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Die Thiere antworteten abermals ‘duks,’ und es geschah alles wie am vorigen Tag. Das Mädchen kochte eine gute Speise, aß und trank mit dem Alten und kümmerte sich nicht um die Thiere. Und als es sich nach seinem Nachtlager erkundigte, antworteten sie
‘du hast mit ihm gegessen,
du hast mit ihm getrunken,
du hast an uns gar nicht gedacht,
nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.’
Als es eingeschlafen war, kam der Alte, betrachtete es mit Kopfschütteln und ließ es in den Keller hinab.
Am dritten Morgen sprach der Holzhacker zu seiner Frau ‘schicke mir heute unser jüngstes Kind mit dem Essen hinaus, das ist immer gut und gehorsam gewesen, das wird auf dem rechten Weg bleiben und nicht wie seine Schwestern, die wilden Hummeln, herum schwärmen.’ Die Mutter wollte nicht und sprach ‘soll ich mein liebstes Kind auch noch verlieren?’ ‘Sei ohne Sorge,’ antwortete er, ‘das Mädchen verirrt sich nicht, es ist zu klug und verständig; zum Überfluß will ich Erbsen mitnehmen, und ausstreuen, die sind noch größer als Linsen und werden ihm den Weg zeigen.’ Aber als das Mädchen mit dem Korb am Arm hinaus kam, so hatten die Waldtauben alle die Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/400>, abgerufen am 16.02.2025.
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