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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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bringt, so werde ich doch manchmal zu meiner Erquickung einen Trunk Milch erhalten.' 'Die Milch ist nicht für dich,' sagte die Frau, 'wir lassen das Kalb saugen, damit es groß und fett wird, und wir es gut verkaufen können.' 'Freilich,' antwortete der Mann, 'aber ein wenig Milch nehmen wir doch, das schadet nichts.' 'Wer hat dich gelehrt mit Kühen umgehen?' sprach die Frau, 'es mag schaden oder nicht, ich will es nicht haben: und wenn du dich auf den Kopf stellst, du kriegst keinen Tropfen Milch. Du langer Lenz, weil du nicht zu ersättigen bist, meinst du du wolltest verzehren was ich mit Mühe erwerbe. 'Frau,' sagte der Mann, 'sei still, oder ich hänge dir eine Maultasche an.' 'Was,' rief sie, 'du willst mir drohen, du Nimmersatt, du Strick, du fauler Heinz.' Sie wollte ihm in die Haare fallen, aber der lange Lenz richtete sich auf, packte mit seiner einen Hand die dürren Arme der hagern Liese zusammen, mit der andern drückte er ihr den Kopf auf das Kissen, ließ sie schimpfen, und hielt sie so lange bis sie vor großer Müdigkeit eingeschlafen war. Ob sie am andern Morgen beim Erwachen fortfuhr zu zanken, oder ob sie ausgieng den Gulden zu suchen, den sie finden wollte, das weiß ich nicht.



bringt, so werde ich doch manchmal zu meiner Erquickung einen Trunk Milch erhalten.’ ‘Die Milch ist nicht für dich,’ sagte die Frau, ‘wir lassen das Kalb saugen, damit es groß und fett wird, und wir es gut verkaufen können.’ ‘Freilich,’ antwortete der Mann, ‘aber ein wenig Milch nehmen wir doch, das schadet nichts.’ ‘Wer hat dich gelehrt mit Kühen umgehen?’ sprach die Frau, ‘es mag schaden oder nicht, ich will es nicht haben: und wenn du dich auf den Kopf stellst, du kriegst keinen Tropfen Milch. Du langer Lenz, weil du nicht zu ersättigen bist, meinst du du wolltest verzehren was ich mit Mühe erwerbe. ‘Frau,’ sagte der Mann, ‘sei still, oder ich hänge dir eine Maultasche an.’ ‘Was,’ rief sie, ‘du willst mir drohen, du Nimmersatt, du Strick, du fauler Heinz.’ Sie wollte ihm in die Haare fallen, aber der lange Lenz richtete sich auf, packte mit seiner einen Hand die dürren Arme der hagern Liese zusammen, mit der andern drückte er ihr den Kopf auf das Kissen, ließ sie schimpfen, und hielt sie so lange bis sie vor großer Müdigkeit eingeschlafen war. Ob sie am andern Morgen beim Erwachen fortfuhr zu zanken, oder ob sie ausgieng den Gulden zu suchen, den sie finden wollte, das weiß ich nicht.



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[367/0388] bringt, so werde ich doch manchmal zu meiner Erquickung einen Trunk Milch erhalten.’ ‘Die Milch ist nicht für dich,’ sagte die Frau, ‘wir lassen das Kalb saugen, damit es groß und fett wird, und wir es gut verkaufen können.’ ‘Freilich,’ antwortete der Mann, ‘aber ein wenig Milch nehmen wir doch, das schadet nichts.’ ‘Wer hat dich gelehrt mit Kühen umgehen?’ sprach die Frau, ‘es mag schaden oder nicht, ich will es nicht haben: und wenn du dich auf den Kopf stellst, du kriegst keinen Tropfen Milch. Du langer Lenz, weil du nicht zu ersättigen bist, meinst du du wolltest verzehren was ich mit Mühe erwerbe. ‘Frau,’ sagte der Mann, ‘sei still, oder ich hänge dir eine Maultasche an.’ ‘Was,’ rief sie, ‘du willst mir drohen, du Nimmersatt, du Strick, du fauler Heinz.’ Sie wollte ihm in die Haare fallen, aber der lange Lenz richtete sich auf, packte mit seiner einen Hand die dürren Arme der hagern Liese zusammen, mit der andern drückte er ihr den Kopf auf das Kissen, ließ sie schimpfen, und hielt sie so lange bis sie vor großer Müdigkeit eingeschlafen war. Ob sie am andern Morgen beim Erwachen fortfuhr zu zanken, oder ob sie ausgieng den Gulden zu suchen, den sie finden wollte, das weiß ich nicht.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/388>, abgerufen am 27.11.2024.