Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

schrie er in großer Angst 'hau! hurlehau! hau! hauhau!' Davon erwachte der Has, erschrack, und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude

'potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?
das Ungehüer ischt a Has.'

Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer, und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüber kommen könnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer Sprache nicht was sie wollten, und fragte auf sein trierisch 'wat? wat?' Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als 'wade, wade durchs Wasser,' und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen, und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei, und quackte 'wat, wat, wat.' Die sechs andern hörten das drüben, und sprachen 'unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüber waden, warum wir nicht auch?' Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser, und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte, und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.



schrie er in großer Angst ‘hau! hurlehau! hau! hauhau!’ Davon erwachte der Has, erschrack, und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude

‘potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?
das Ungehüer ischt a Has.’

Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer, und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüber kommen könnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer Sprache nicht was sie wollten, und fragte auf sein trierisch ‘wat? wat?’ Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als ‘wade, wade durchs Wasser,’ und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen, und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei, und quackte ‘wat, wat, wat.’ Die sechs andern hörten das drüben, und sprachen ‘unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüber waden, warum wir nicht auch?’ Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser, und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte, und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0199" n="178"/>
schrie er in großer Angst &#x2018;hau! hurlehau! hau! hauhau!&#x2019; Davon erwachte der Has, erschrack, und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?</l><lb/>
          <l>das Ungehüer ischt a Has.&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer, und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüber kommen könnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer Sprache nicht was sie wollten, und fragte auf sein trierisch &#x2018;wat? wat?&#x2019; Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als &#x2018;wade, wade durchs Wasser,&#x2019; und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen, und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei, und quackte &#x2018;wat, wat, wat.&#x2019; Die sechs andern hörten das drüben, und sprachen &#x2018;unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüber waden, warum wir nicht auch?&#x2019; Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser, und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte, und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0199] schrie er in großer Angst ‘hau! hurlehau! hau! hauhau!’ Davon erwachte der Has, erschrack, und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude ‘potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das? das Ungehüer ischt a Has.’ Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer, und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüber kommen könnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer Sprache nicht was sie wollten, und fragte auf sein trierisch ‘wat? wat?’ Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als ‘wade, wade durchs Wasser,’ und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen, und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei, und quackte ‘wat, wat, wat.’ Die sechs andern hörten das drüben, und sprachen ‘unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüber waden, warum wir nicht auch?’ Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser, und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte, und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/199
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/199>, abgerufen am 25.11.2024.