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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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in den Garten. Da sah er mitten inne den Baum des Lebens stehen, und die rothen Aepfel leuchteten an den Aesten. Er kletterte an dem Stamm in die Höhe, und wie er nach einem Apfel reichen wollte, sah er einen Ring davor hängen, aber er konnte ohne Mühe seine Hand durchstecken, und den Apfel brechen. Der Ring aber blieb an seinem Arme fest hängen, und der Königssohn fühlte auf einmal eine solche Kraft darin, daß er merkte er würde jetzt alles bändigen können. Als er von dem Baum herabgestiegen war, wollte er nicht über das Gitter klettern, sondern faßte das große Thor, schüttelte einmal daran, und es sprang mit Krachen vor ihm auf. Da gieng er hinaus, und der Löwe, der davor gelegen hatte, war wach geworden, und sprang ihm nach, aber nicht in Wuth und Wildheit, sondern er folgte ihm demüthig als seinem Herrn, gehorchte ihm, und wollte seine Spur nicht wieder verlassen.

Der Königssohn brachte dem Riesen den versprochenen Apfel. 'Siehst du,' sprach er, 'ich habe ihn ohne Mühe geholt.' Der Riese war froh daß er so leicht erhalten hatte, was er sich so sehr gewünscht, eilte zu seiner Braut, und gab ihr den Apfel. Es war eine schöne und kluge Jungfrau, da sie den Ring nicht an seinem Arm sah, sprach sie 'ich glaube nicht eher daß du den Apfel geholt, als bis ich den Ring an deinem Arm erblicke.' 'O,' sagte der Riese, 'ich will heimgehen, und ihn holen,' und meinte es wäre ein leichtes dem schwachen Menschenkind ihn abzunehmen, wenn es ihn nicht gutwillig geben wollte. Da gieng er zurück, und forderte den Ring von dem Königssohn; der aber wollte ihn

in den Garten. Da sah er mitten inne den Baum des Lebens stehen, und die rothen Aepfel leuchteten an den Aesten. Er kletterte an dem Stamm in die Hoͤhe, und wie er nach einem Apfel reichen wollte, sah er einen Ring davor haͤngen, aber er konnte ohne Muͤhe seine Hand durchstecken, und den Apfel brechen. Der Ring aber blieb an seinem Arme fest haͤngen, und der Koͤnigssohn fuͤhlte auf einmal eine solche Kraft darin, daß er merkte er wuͤrde jetzt alles baͤndigen koͤnnen. Als er von dem Baum herabgestiegen war, wollte er nicht uͤber das Gitter klettern, sondern faßte das große Thor, schuͤttelte einmal daran, und es sprang mit Krachen vor ihm auf. Da gieng er hinaus, und der Loͤwe, der davor gelegen hatte, war wach geworden, und sprang ihm nach, aber nicht in Wuth und Wildheit, sondern er folgte ihm demuͤthig als seinem Herrn, gehorchte ihm, und wollte seine Spur nicht wieder verlassen.

Der Koͤnigssohn brachte dem Riesen den versprochenen Apfel. ‘Siehst du,’ sprach er, ‘ich habe ihn ohne Muͤhe geholt.’ Der Riese war froh daß er so leicht erhalten hatte, was er sich so sehr gewuͤnscht, eilte zu seiner Braut, und gab ihr den Apfel. Es war eine schoͤne und kluge Jungfrau, da sie den Ring nicht an seinem Arm sah, sprach sie ‘ich glaube nicht eher daß du den Apfel geholt, als bis ich den Ring an deinem Arm erblicke.’ ‘O,’ sagte der Riese, ‘ich will heimgehen, und ihn holen,’ und meinte es waͤre ein leichtes dem schwachen Menschenkind ihn abzunehmen, wenn es ihn nicht gutwillig geben wollte. Da gieng er zuruͤck, und forderte den Ring von dem Koͤnigssohn; der aber wollte ihn

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[183/0199] in den Garten. Da sah er mitten inne den Baum des Lebens stehen, und die rothen Aepfel leuchteten an den Aesten. Er kletterte an dem Stamm in die Hoͤhe, und wie er nach einem Apfel reichen wollte, sah er einen Ring davor haͤngen, aber er konnte ohne Muͤhe seine Hand durchstecken, und den Apfel brechen. Der Ring aber blieb an seinem Arme fest haͤngen, und der Koͤnigssohn fuͤhlte auf einmal eine solche Kraft darin, daß er merkte er wuͤrde jetzt alles baͤndigen koͤnnen. Als er von dem Baum herabgestiegen war, wollte er nicht uͤber das Gitter klettern, sondern faßte das große Thor, schuͤttelte einmal daran, und es sprang mit Krachen vor ihm auf. Da gieng er hinaus, und der Loͤwe, der davor gelegen hatte, war wach geworden, und sprang ihm nach, aber nicht in Wuth und Wildheit, sondern er folgte ihm demuͤthig als seinem Herrn, gehorchte ihm, und wollte seine Spur nicht wieder verlassen. Der Koͤnigssohn brachte dem Riesen den versprochenen Apfel. ‘Siehst du,’ sprach er, ‘ich habe ihn ohne Muͤhe geholt.’ Der Riese war froh daß er so leicht erhalten hatte, was er sich so sehr gewuͤnscht, eilte zu seiner Braut, und gab ihr den Apfel. Es war eine schoͤne und kluge Jungfrau, da sie den Ring nicht an seinem Arm sah, sprach sie ‘ich glaube nicht eher daß du den Apfel geholt, als bis ich den Ring an deinem Arm erblicke.’ ‘O,’ sagte der Riese, ‘ich will heimgehen, und ihn holen,’ und meinte es waͤre ein leichtes dem schwachen Menschenkind ihn abzunehmen, wenn es ihn nicht gutwillig geben wollte. Da gieng er zuruͤck, und forderte den Ring von dem Koͤnigssohn; der aber wollte ihn

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/199>, abgerufen am 22.11.2024.