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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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und wie der Soldat wiederum die Königstochter wollte hergebracht haben, sagte es zu ihm: "jetzt kann ich dir nicht mehr helfen, du wirst unglücklich, wenns heraus kommt." Der Soldat aber bestand auf seinem Willen; "so mach dich nur gleich frühmorgens aus dem Thor hinaus, sagte das Männchen, wenn ich sie fortgetragen habe."

Die Königstochter behielt nun einen Schuh an und versteckte ihn bei dem Soldaten ins Bett; am andern Morgen, wie sie wieder bei ihrem Vater war, ließ der überall in der Stadt darnach suchen, und da ward er dann bei dem Soldaten gefunden. Er hatte sich zwar aus dem Staube gemacht, wurde aber bald eingeholt und in ein festes Gefängniß geworfen. Da saß er nun in Ketten und Banden und über der eiligen Flucht war sein Bestes stehn geblieben, das blaue Licht und das Gold, und war ihm nichts übrig als ein Dukaten. Wie er nun so traurig an dem Fenster seines Gefängnisses stand, sah er einen Cameraden vorbeigehen, den rief er an und sprach: "wenn du mir das kleine Bündelchen holst, das ich im Gasthause habe liegen lassen, geb' ich dir einen Dukaten;" da ging der hin und brachte ihm für den Dukaten das blaue Licht und das Gold. Der Gefangene steckte alsbald seine Pfeife an und ließ das schwarze Männchen kommen, das sprach zu ihm: "sey ohne Furcht, geh' getrost zum Gericht und laß alles geschehen, nur nimm das blaue Licht mit." Darauf ward er verhört und ihm das Urtheil gesprochen, daß er sollte an den Galgen gehängt werden. Wie er hinaus geführt wurde, bat er den König um eine Gnade. "Was für eine?" sprach der.

und wie der Soldat wiederum die Koͤnigstochter wollte hergebracht haben, sagte es zu ihm: „jetzt kann ich dir nicht mehr helfen, du wirst ungluͤcklich, wenns heraus kommt.“ Der Soldat aber bestand auf seinem Willen; „so mach dich nur gleich fruͤhmorgens aus dem Thor hinaus, sagte das Maͤnnchen, wenn ich sie fortgetragen habe.“

Die Koͤnigstochter behielt nun einen Schuh an und versteckte ihn bei dem Soldaten ins Bett; am andern Morgen, wie sie wieder bei ihrem Vater war, ließ der uͤberall in der Stadt darnach suchen, und da ward er dann bei dem Soldaten gefunden. Er hatte sich zwar aus dem Staube gemacht, wurde aber bald eingeholt und in ein festes Gefaͤngniß geworfen. Da saß er nun in Ketten und Banden und uͤber der eiligen Flucht war sein Bestes stehn geblieben, das blaue Licht und das Gold, und war ihm nichts uͤbrig als ein Dukaten. Wie er nun so traurig an dem Fenster seines Gefaͤngnisses stand, sah er einen Cameraden vorbeigehen, den rief er an und sprach: „wenn du mir das kleine Buͤndelchen holst, das ich im Gasthause habe liegen lassen, geb’ ich dir einen Dukaten;“ da ging der hin und brachte ihm fuͤr den Dukaten das blaue Licht und das Gold. Der Gefangene steckte alsbald seine Pfeife an und ließ das schwarze Maͤnnchen kommen, das sprach zu ihm: „sey ohne Furcht, geh’ getrost zum Gericht und laß alles geschehen, nur nimm das blaue Licht mit.“ Darauf ward er verhoͤrt und ihm das Urtheil gesprochen, daß er sollte an den Galgen gehaͤngt werden. Wie er hinaus gefuͤhrt wurde, bat er den Koͤnig um eine Gnade. „Was fuͤr eine?“ sprach der.

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[151/0229] und wie der Soldat wiederum die Koͤnigstochter wollte hergebracht haben, sagte es zu ihm: „jetzt kann ich dir nicht mehr helfen, du wirst ungluͤcklich, wenns heraus kommt.“ Der Soldat aber bestand auf seinem Willen; „so mach dich nur gleich fruͤhmorgens aus dem Thor hinaus, sagte das Maͤnnchen, wenn ich sie fortgetragen habe.“ Die Koͤnigstochter behielt nun einen Schuh an und versteckte ihn bei dem Soldaten ins Bett; am andern Morgen, wie sie wieder bei ihrem Vater war, ließ der uͤberall in der Stadt darnach suchen, und da ward er dann bei dem Soldaten gefunden. Er hatte sich zwar aus dem Staube gemacht, wurde aber bald eingeholt und in ein festes Gefaͤngniß geworfen. Da saß er nun in Ketten und Banden und uͤber der eiligen Flucht war sein Bestes stehn geblieben, das blaue Licht und das Gold, und war ihm nichts uͤbrig als ein Dukaten. Wie er nun so traurig an dem Fenster seines Gefaͤngnisses stand, sah er einen Cameraden vorbeigehen, den rief er an und sprach: „wenn du mir das kleine Buͤndelchen holst, das ich im Gasthause habe liegen lassen, geb’ ich dir einen Dukaten;“ da ging der hin und brachte ihm fuͤr den Dukaten das blaue Licht und das Gold. Der Gefangene steckte alsbald seine Pfeife an und ließ das schwarze Maͤnnchen kommen, das sprach zu ihm: „sey ohne Furcht, geh’ getrost zum Gericht und laß alles geschehen, nur nimm das blaue Licht mit.“ Darauf ward er verhoͤrt und ihm das Urtheil gesprochen, daß er sollte an den Galgen gehaͤngt werden. Wie er hinaus gefuͤhrt wurde, bat er den Koͤnig um eine Gnade. „Was fuͤr eine?“ sprach der.

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/229>, abgerufen am 04.05.2024.