Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Was trinkens gern? "rothen Wein."
Sitzt nieder! Königstöchterlein. Ein Mädchen setzt sich in die Mitte, und zieht sein Röckchen über den Kopf in die Höhe, die andern Kinder stehen rings herum und halten den Rock. Eins geht um den Kreis und fragt: "Ringel, Ringel, Thale ringen,
wer sitzt in diesem Thurm drinnen?" Das Mädchen antwortet: "Königs-Königstöchterlein!" --
"Darf man sie auch anschauen?" -- "Nein, der Thurm ist gar zu hoch, du mußt einen Stein abhauen." Nun schlägt er auf eine Hand, die den Rock muß fallen lassen. Dann geht die Frage von neuem an. Sind alle Steine herunter, so springt das Königstöchterlein auf, und den übrigen, die davon laufen, nach. Wen es erhascht, der muß in den Thurm. -- Der Reim lautet auch so: "Zink, zink. Tellerlein,
da sitzt des Königs Töchterlein in einem hohen, tiefen Thurm; wer's will sehen, muß die Stange brechen!" Blinde Kuh oder blinde Maus. Einem werden die Augen verbunden, und so sucht er einen andern in einem bestimmten Umfang zu haschen, der dann an seine Stelle kommt. Jm Anfang wird er von einem im Kreis herumgeführt, damit er nicht weiß, Was trinkens gern? „rothen Wein.“
Sitzt nieder! Koͤnigstoͤchterlein. Ein Maͤdchen setzt sich in die Mitte, und zieht sein Roͤckchen uͤber den Kopf in die Hoͤhe, die andern Kinder stehen rings herum und halten den Rock. Eins geht um den Kreis und fragt: „Ringel, Ringel, Thale ringen,
wer sitzt in diesem Thurm drinnen?“ Das Maͤdchen antwortet: „Koͤnigs-Koͤnigstoͤchterlein!“ —
„Darf man sie auch anschauen?“ — „Nein, der Thurm ist gar zu hoch, du mußt einen Stein abhauen.“ Nun schlaͤgt er auf eine Hand, die den Rock muß fallen lassen. Dann geht die Frage von neuem an. Sind alle Steine herunter, so springt das Koͤnigstoͤchterlein auf, und den uͤbrigen, die davon laufen, nach. Wen es erhascht, der muß in den Thurm. — Der Reim lautet auch so: „Zink, zink. Tellerlein,
da sitzt des Koͤnigs Toͤchterlein in einem hohen, tiefen Thurm; wer’s will sehen, muß die Stange brechen!“ Blinde Kuh oder blinde Maus. Einem werden die Augen verbunden, und so sucht er einen andern in einem bestimmten Umfang zu haschen, der dann an seine Stelle kommt. Jm Anfang wird er von einem im Kreis herumgefuͤhrt, damit er nicht weiß, <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0022" n="XVI"/> <lg type="poem"> <l>Was trinkens gern? „rothen Wein.“</l><lb/> <l>Sitzt nieder!</l><lb/> </lg> <p><hi rendition="#g">Koͤnigstoͤchterlein</hi>. Ein Maͤdchen setzt sich in die Mitte, und zieht sein Roͤckchen uͤber den Kopf in die Hoͤhe, die andern Kinder stehen rings herum und halten den Rock. Eins geht um den Kreis und fragt:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Ringel, Ringel, Thale ringen,</l><lb/> <l>wer sitzt in diesem Thurm drinnen?“</l><lb/> </lg> <p>Das Maͤdchen antwortet:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Koͤnigs-Koͤnigstoͤchterlein!“ —</l><lb/> <l>„Darf man sie auch anschauen?“ —</l><lb/> <l>„Nein, der Thurm ist gar zu hoch,</l><lb/> <l>du mußt einen Stein abhauen.“</l><lb/> </lg> <p>Nun schlaͤgt er auf eine Hand, die den Rock muß fallen lassen. Dann geht die Frage von neuem an. Sind alle Steine herunter, so springt das Koͤnigstoͤchterlein auf, und den uͤbrigen, die davon laufen, nach. Wen es erhascht, der muß in den Thurm. — Der Reim lautet auch so:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Zink, zink. Tellerlein,</l><lb/> <l>da sitzt des Koͤnigs Toͤchterlein</l><lb/> <l>in einem hohen, tiefen Thurm;</l><lb/> <l>wer’s will sehen, muß die Stange brechen!“</l><lb/> </lg> <p><hi rendition="#g">Blinde Kuh oder blinde Maus</hi>. Einem werden die Augen verbunden, und so sucht er einen andern in einem bestimmten Umfang zu haschen, der dann an seine Stelle kommt. Jm Anfang wird er von einem im Kreis herumgefuͤhrt, damit er nicht weiß, </p> </div> </front> </text> </TEI> [XVI/0022]
Was trinkens gern? „rothen Wein.“
Sitzt nieder!
Koͤnigstoͤchterlein. Ein Maͤdchen setzt sich in die Mitte, und zieht sein Roͤckchen uͤber den Kopf in die Hoͤhe, die andern Kinder stehen rings herum und halten den Rock. Eins geht um den Kreis und fragt:
„Ringel, Ringel, Thale ringen,
wer sitzt in diesem Thurm drinnen?“
Das Maͤdchen antwortet:
„Koͤnigs-Koͤnigstoͤchterlein!“ —
„Darf man sie auch anschauen?“ —
„Nein, der Thurm ist gar zu hoch,
du mußt einen Stein abhauen.“
Nun schlaͤgt er auf eine Hand, die den Rock muß fallen lassen. Dann geht die Frage von neuem an. Sind alle Steine herunter, so springt das Koͤnigstoͤchterlein auf, und den uͤbrigen, die davon laufen, nach. Wen es erhascht, der muß in den Thurm. — Der Reim lautet auch so:
„Zink, zink. Tellerlein,
da sitzt des Koͤnigs Toͤchterlein
in einem hohen, tiefen Thurm;
wer’s will sehen, muß die Stange brechen!“
Blinde Kuh oder blinde Maus. Einem werden die Augen verbunden, und so sucht er einen andern in einem bestimmten Umfang zu haschen, der dann an seine Stelle kommt. Jm Anfang wird er von einem im Kreis herumgefuͤhrt, damit er nicht weiß,
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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