Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite
also daz si do teilten sich
unt machten krieges parte,
so was er ein gries-warte.
unt ein guot richter under in;
wan swer den sig do fuorte hin,
dem satzte er uf sin houbet
ein schapel wol geloubet,
damit er in do kronte
unt im der tugende lonte,
daz er so fromeklichen streit.

Das Spiel mit drei oder fünf kleinen Steinen wovon einer aufgeworfen und während dieser fliegt, die übrigen zusammengestrichen und in die Hand genommen werden, um jenen damit aufzufangen, findet sich überall und ist gewiß uralt*). -- Ein altes Spiel sind auch die kleinen Windmühlen, zwei Querhölzer mit vier Flügeln, an einem längern Stock befestigt, der in der Hand gehalten wird. Geht kein Wind, so wird gelaufen und der daraus entstehende Zug treibt die Flügel herum. Zwei Knaben mit diesem Spielwerk findet man z. B in einem in Holz geschnittenen Anfangsbuchstab zu dem chronicon Freculphi

*) Niebuhr sah es bei den Kindern am Euphrat zwischen Basra und Helle. Es heißt bei den Arabern Lakud. Er macht dabei die Bemerkung: "die Spiele der Bauernkinder scheinen in der ganzen Welt dieselbigen zu seyn." Reise nach Arabien I, 171. Clarke fand dieses Spiel in ganz Rußland wieder und gedenkt einer griechischen Vase, auf welcher es abgebildet ist. Reise durch Rußland S. 196. (bei Bertuch).
also daz si do teilten sich
unt machten krieges parte,
so was er ein gries-warte.
unt ein guot richter under in;
wan swer den sig do fuorte hin,
dem satzte er uf sin houbet
ein schapel wol geloubet,
damit er in do kronte
unt im der tugende lonte,
daz er so fromeklichen streit.

Das Spiel mit drei oder fuͤnf kleinen Steinen wovon einer aufgeworfen und waͤhrend dieser fliegt, die uͤbrigen zusammengestrichen und in die Hand genommen werden, um jenen damit aufzufangen, findet sich uͤberall und ist gewiß uralt*). — Ein altes Spiel sind auch die kleinen Windmuͤhlen, zwei Querhoͤlzer mit vier Fluͤgeln, an einem laͤngern Stock befestigt, der in der Hand gehalten wird. Geht kein Wind, so wird gelaufen und der daraus entstehende Zug treibt die Fluͤgel herum. Zwei Knaben mit diesem Spielwerk findet man z. B in einem in Holz geschnittenen Anfangsbuchstab zu dem chronicon Freculphi

*) Niebuhr sah es bei den Kindern am Euphrat zwischen Basra und Helle. Es heißt bei den Arabern Lakud. Er macht dabei die Bemerkung: „die Spiele der Bauernkinder scheinen in der ganzen Welt dieselbigen zu seyn.“ Reise nach Arabien I, 171. Clarke fand dieses Spiel in ganz Rußland wieder und gedenkt einer griechischen Vase, auf welcher es abgebildet ist. Reise durch Rußland S. 196. (bei Bertuch).
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <pb facs="#f0018" n="XII"/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#g">also daz si do teilten sich</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#g">unt machten krieges parte,</hi> </l><lb/>
          <l>so was er ein gries-warte.</l><lb/>
          <l>unt ein guot richter under in;</l><lb/>
          <l>wan swer den sig do fuorte hin,</l><lb/>
          <l>dem satzte er uf sin houbet</l><lb/>
          <l>ein schapel wol geloubet,</l><lb/>
          <l>damit er in do kronte</l><lb/>
          <l>unt im der tugende lonte,</l><lb/>
          <l>daz er so fromeklichen streit.</l><lb/>
        </lg>
        <p>Das Spiel mit <hi rendition="#g">drei oder fu&#x0364;nf kleinen Steinen</hi> wovon einer aufgeworfen und wa&#x0364;hrend dieser fliegt, die u&#x0364;brigen zusammengestrichen und in die Hand genommen werden, um jenen damit aufzufangen, findet sich u&#x0364;berall und ist gewiß uralt<note place="foot" n="*)">Niebuhr sah es bei den Kindern am Euphrat zwischen Basra und Helle. Es heißt bei den Arabern Lakud. Er macht dabei die Bemerkung: &#x201E;die Spiele der Bauernkinder scheinen in der ganzen Welt dieselbigen zu seyn.&#x201C; Reise nach Arabien <hi rendition="#aq">I</hi>, 171. Clarke fand dieses Spiel in ganz Rußland wieder und gedenkt einer griechischen Vase, auf welcher es abgebildet ist. Reise durch Rußland S. 196. (bei Bertuch).</note>. &#x2014; Ein altes Spiel sind auch die kleinen <hi rendition="#g">Windmu&#x0364;hlen</hi>, zwei Querho&#x0364;lzer mit vier Flu&#x0364;geln, an einem la&#x0364;ngern Stock befestigt, der in der Hand gehalten wird. Geht kein Wind, so wird gelaufen und der daraus entstehende Zug treibt die Flu&#x0364;gel herum. Zwei Knaben mit diesem Spielwerk findet man z. B in einem in Holz geschnittenen Anfangsbuchstab zu dem <hi rendition="#aq">chronicon Freculphi
</hi></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XII/0018] also daz si do teilten sich unt machten krieges parte, so was er ein gries-warte. unt ein guot richter under in; wan swer den sig do fuorte hin, dem satzte er uf sin houbet ein schapel wol geloubet, damit er in do kronte unt im der tugende lonte, daz er so fromeklichen streit. Das Spiel mit drei oder fuͤnf kleinen Steinen wovon einer aufgeworfen und waͤhrend dieser fliegt, die uͤbrigen zusammengestrichen und in die Hand genommen werden, um jenen damit aufzufangen, findet sich uͤberall und ist gewiß uralt *). — Ein altes Spiel sind auch die kleinen Windmuͤhlen, zwei Querhoͤlzer mit vier Fluͤgeln, an einem laͤngern Stock befestigt, der in der Hand gehalten wird. Geht kein Wind, so wird gelaufen und der daraus entstehende Zug treibt die Fluͤgel herum. Zwei Knaben mit diesem Spielwerk findet man z. B in einem in Holz geschnittenen Anfangsbuchstab zu dem chronicon Freculphi *) Niebuhr sah es bei den Kindern am Euphrat zwischen Basra und Helle. Es heißt bei den Arabern Lakud. Er macht dabei die Bemerkung: „die Spiele der Bauernkinder scheinen in der ganzen Welt dieselbigen zu seyn.“ Reise nach Arabien I, 171. Clarke fand dieses Spiel in ganz Rußland wieder und gedenkt einer griechischen Vase, auf welcher es abgebildet ist. Reise durch Rußland S. 196. (bei Bertuch).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/18
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/18>, abgerufen am 29.03.2024.