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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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häufig geschieht, zusammenhalten und unzertrennlich sind, so pflegt man die beiden Messerchen und Gäbelchen zu nennen. Jm plattdeutschen (nach Dähnert) heißen auch zwei zusammengewachsene Aepfel Kindappel.

10. Bei der Geburt eines Sohns pflegt der Vater einen Baum zu pflanzen, an manchen Orten den langsam wachsenden Lebensbaum thuia occident. (Vergl. unsere Edda S. 61 Anm. und Kopenh. Edda II. S. 59. Anm.) -- Jn Schaffhausen, wenn ein Sohn geboren ist, trägt die Magd, die ihn den Verwandten ansagt, eine weiße Schürze und zwei Sträuße, einen vor der Brust, einen andern in der Hand; wenn es ein Mädchen ist aber nur einen. (Stalder II. 355.) -- Bei der Taufe erhalten Kinder ein Geschenk von ihrem Pathen. Jm heidnischen Norden geschah dies, wenn sie den Namen, meistens Zunamen erhielten und es hieß die Rafn-festi (Namensfestigung). Als die Wahlküre Swawa, den Sohn Hiorwards, der noch kein Wort gesprochen, Helge nennt, hebt er an zu reden und verlangt nun auch das Geschenk zu dem Namen. Edda II. 33. Dieselbe Sitte beschreibt die jüngere Edda Dämesaga 63. und die Heimskringla VI. 9. Vergl. auch die Thorstein Bäarm. Saga Cap. 4. Sie macht auch eine merkwürdige Stelle beim Paulus Diaconus de gestis Longob. I. 8. deutlich, wo Frea dem Wodan sagt, weil er den Langbärten einen Namen gegeben, (Odin heißt bekanntlich selbst Langbardur), so müsse er ihnen auch (als Geschenk) den Sieg verleihen. -- Man pflegt heutzutage dem Kind etwas zu schenken, wenn es die ersten Kleider, Schuhe trägt u. s. w. Eine

haͤufig geschieht, zusammenhalten und unzertrennlich sind, so pflegt man die beiden Messerchen und Gaͤbelchen zu nennen. Jm plattdeutschen (nach Daͤhnert) heißen auch zwei zusammengewachsene Aepfel Kindappel.

10. Bei der Geburt eines Sohns pflegt der Vater einen Baum zu pflanzen, an manchen Orten den langsam wachsenden Lebensbaum thuia occident. (Vergl. unsere Edda S. 61 Anm. und Kopenh. Edda II. S. 59. Anm.) — Jn Schaffhausen, wenn ein Sohn geboren ist, traͤgt die Magd, die ihn den Verwandten ansagt, eine weiße Schuͤrze und zwei Straͤuße, einen vor der Brust, einen andern in der Hand; wenn es ein Maͤdchen ist aber nur einen. (Stalder II. 355.) — Bei der Taufe erhalten Kinder ein Geschenk von ihrem Pathen. Jm heidnischen Norden geschah dies, wenn sie den Namen, meistens Zunamen erhielten und es hieß die Rafn-festi (Namensfestigung). Als die Wahlkuͤre Swawa, den Sohn Hiorwards, der noch kein Wort gesprochen, Helge nennt, hebt er an zu reden und verlangt nun auch das Geschenk zu dem Namen. Edda II. 33. Dieselbe Sitte beschreibt die juͤngere Edda Daͤmesaga 63. und die Heimskringla VI. 9. Vergl. auch die Thorstein Baͤarm. Saga Cap. 4. Sie macht auch eine merkwuͤrdige Stelle beim Paulus Diaconus de gestis Longob. I. 8. deutlich, wo Frea dem Wodan sagt, weil er den Langbaͤrten einen Namen gegeben, (Odin heißt bekanntlich selbst Langbardur), so muͤsse er ihnen auch (als Geschenk) den Sieg verleihen. — Man pflegt heutzutage dem Kind etwas zu schenken, wenn es die ersten Kleider, Schuhe traͤgt u. s. w. Eine

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/16>, abgerufen am 23.04.2024.