Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.hätte. Der alte König wollte sie strafen, aber sie hatten sich auf's Meer gesetzt und waren fortgeschifft und kamen ihr Lebtag nicht wieder. 98.
Doctor Allwissend. Es war einmal ein armer Bauer Namens Krebs, der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es für zwei Thaler an einen Doctor. Wie ihm nun das Geld ausbezahlt wurde, saß der Doctor gerade zu Tisch, da sah der Bauer was er schön aß und trank und das Herz ging ihm darnach auf und er wär' auch gern ein Doctor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch könnte ein Doctor werden. "O ja, sagte der Doctor, das ist bald geschehen, erstlich kauf dir ein ABC-Buch, so eins, wo vorne ein Gökelhahn drin ist; mach' deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff' dir damit Kleider an und was sonst zur Doctorei gehört; drittens laß dir ein Schild malen mit den Worten: ich bin der Doctor Allwissend; und das oben über deine Hausthür nageln." Der Bauer that alles, wie's ihm geheißen war. Als er nun ein wenig gedoctert, aber noch nicht viel, ward einem reichen großen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doctor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen müßte, wo das Geld hinkommen wäre. Also ließ der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus in's Dorf haͤtte. Der alte Koͤnig wollte sie strafen, aber sie hatten sich auf’s Meer gesetzt und waren fortgeschifft und kamen ihr Lebtag nicht wieder. 98.
Doctor Allwissend. Es war einmal ein armer Bauer Namens Krebs, der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es fuͤr zwei Thaler an einen Doctor. Wie ihm nun das Geld ausbezahlt wurde, saß der Doctor gerade zu Tisch, da sah der Bauer was er schoͤn aß und trank und das Herz ging ihm darnach auf und er waͤr’ auch gern ein Doctor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch koͤnnte ein Doctor werden. „O ja, sagte der Doctor, das ist bald geschehen, erstlich kauf dir ein ABC-Buch, so eins, wo vorne ein Goͤkelhahn drin ist; mach’ deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff’ dir damit Kleider an und was sonst zur Doctorei gehoͤrt; drittens laß dir ein Schild malen mit den Worten: ich bin der Doctor Allwissend; und das oben uͤber deine Hausthuͤr nageln.“ Der Bauer that alles, wie’s ihm geheißen war. Als er nun ein wenig gedoctert, aber noch nicht viel, ward einem reichen großen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doctor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen muͤßte, wo das Geld hinkommen waͤre. Also ließ der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus in’s Dorf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="76"/> haͤtte. Der alte Koͤnig wollte sie strafen, aber sie hatten sich auf’s Meer gesetzt und waren fortgeschifft und kamen ihr Lebtag nicht wieder.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">98.<lb/> Doctor Allwissend.</hi> </head><lb/> <p>Es war einmal ein armer Bauer Namens Krebs, der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es fuͤr zwei Thaler an einen Doctor. Wie ihm nun das Geld ausbezahlt wurde, saß der Doctor gerade zu Tisch, da sah der Bauer was er schoͤn aß und trank und das Herz ging ihm darnach auf und er waͤr’ auch gern ein Doctor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch koͤnnte ein Doctor werden. „O ja, sagte der Doctor, das ist bald geschehen, erstlich kauf dir ein ABC-Buch, so eins, wo vorne ein Goͤkelhahn drin ist; mach’ deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff’ dir damit Kleider an und was sonst zur Doctorei gehoͤrt; drittens laß dir ein Schild malen mit den Worten: <hi rendition="#g">ich bin der</hi> Doctor Allwissend<hi rendition="#g">; und das oben uͤber deine Hausthuͤr nageln.“ Der Bauer that alles, wie’s ihm</hi> geheißen war. Als er nun ein wenig gedoctert, aber noch nicht viel, ward einem reichen großen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doctor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen muͤßte, wo das Geld hinkommen waͤre. Also ließ der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus in’s Dorf </p> </div> </body> </text> </TEI> [76/0154]
haͤtte. Der alte Koͤnig wollte sie strafen, aber sie hatten sich auf’s Meer gesetzt und waren fortgeschifft und kamen ihr Lebtag nicht wieder.
98.
Doctor Allwissend.
Es war einmal ein armer Bauer Namens Krebs, der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es fuͤr zwei Thaler an einen Doctor. Wie ihm nun das Geld ausbezahlt wurde, saß der Doctor gerade zu Tisch, da sah der Bauer was er schoͤn aß und trank und das Herz ging ihm darnach auf und er waͤr’ auch gern ein Doctor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch koͤnnte ein Doctor werden. „O ja, sagte der Doctor, das ist bald geschehen, erstlich kauf dir ein ABC-Buch, so eins, wo vorne ein Goͤkelhahn drin ist; mach’ deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff’ dir damit Kleider an und was sonst zur Doctorei gehoͤrt; drittens laß dir ein Schild malen mit den Worten: ich bin der Doctor Allwissend; und das oben uͤber deine Hausthuͤr nageln.“ Der Bauer that alles, wie’s ihm geheißen war. Als er nun ein wenig gedoctert, aber noch nicht viel, ward einem reichen großen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doctor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen muͤßte, wo das Geld hinkommen waͤre. Also ließ der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus in’s Dorf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |