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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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fort, so hätt' ich Ruh," und kaum hatte sie das Wort gesagt, so war das Kind eine Rabe und flog von ihrem Arm zum Fenster hinaus. Die Rabe aber flog weg und niemand konnte ihr folgen, sie flog aber in einen dunkelen Wald und blieb lange Zeit darin. Darnach führte einen Mann sein Weg in diesen Wald und er hörte die Rabe rufen und ging der Stimme nach; und als er näher kam, sagte die Rabe zu ihm: "ich bin verwünscht worden und bin eine Königstochter von Geburt, du kannst mich erlösen." Da sprach er: "wie soll ich das anfangen?" Da sagte sie: "geh' hin in das Haus dort, darin sitzt eine alte Frau, die wird dir Essen und Trinken reichen und dich davon genießen heißen, aber du darfst nichts nehmen, denn wenn du trinkst, so trinkst du einen Schlaftrunk und dann kannst du mich nicht erlösen. Jm Garten hinter dem Haus ist eine große Lohhucke, darauf sollst du stehen und mich erwarten; den Nachmittag um zwei Uhr komm' ich in einer Kutsche, die ist mit vier weißen Hengsten bespannt, wenn du aber dann nicht wach bist, sondern schläfst, so werd' ich nicht erlöst." Der Mann sprach, er wollt' alles thun, die Rabe aber sagte: "ach ich weiß es wohl, du kannst mich nicht erlösen, du nimmst doch etwas von der Frau." Da versprach der Mann noch einmal, er wollte gewiß nichts anrühren von dem Essen und Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und sagte: "ei, was seyd ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, esset und trinkt." "Nein, sagte der Mann, ich will nicht essen, nicht trinken;" sie ließ ihm aber keine Ruhe und sprach: "wenn ihr dann nicht essen wollt, so thut einen Zug aus dem

fort, so haͤtt’ ich Ruh,“ und kaum hatte sie das Wort gesagt, so war das Kind eine Rabe und flog von ihrem Arm zum Fenster hinaus. Die Rabe aber flog weg und niemand konnte ihr folgen, sie flog aber in einen dunkelen Wald und blieb lange Zeit darin. Darnach fuͤhrte einen Mann sein Weg in diesen Wald und er hoͤrte die Rabe rufen und ging der Stimme nach; und als er naͤher kam, sagte die Rabe zu ihm: „ich bin verwuͤnscht worden und bin eine Koͤnigstochter von Geburt, du kannst mich erloͤsen.“ Da sprach er: „wie soll ich das anfangen?“ Da sagte sie: „geh’ hin in das Haus dort, darin sitzt eine alte Frau, die wird dir Essen und Trinken reichen und dich davon genießen heißen, aber du darfst nichts nehmen, denn wenn du trinkst, so trinkst du einen Schlaftrunk und dann kannst du mich nicht erloͤsen. Jm Garten hinter dem Haus ist eine große Lohhucke, darauf sollst du stehen und mich erwarten; den Nachmittag um zwei Uhr komm’ ich in einer Kutsche, die ist mit vier weißen Hengsten bespannt, wenn du aber dann nicht wach bist, sondern schlaͤfst, so werd’ ich nicht erloͤst.“ Der Mann sprach, er wollt’ alles thun, die Rabe aber sagte: „ach ich weiß es wohl, du kannst mich nicht erloͤsen, du nimmst doch etwas von der Frau.“ Da versprach der Mann noch einmal, er wollte gewiß nichts anruͤhren von dem Essen und Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und sagte: „ei, was seyd ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, esset und trinkt.“ „Nein, sagte der Mann, ich will nicht essen, nicht trinken;“ sie ließ ihm aber keine Ruhe und sprach: „wenn ihr dann nicht essen wollt, so thut einen Zug aus dem

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[46/0124] fort, so haͤtt’ ich Ruh,“ und kaum hatte sie das Wort gesagt, so war das Kind eine Rabe und flog von ihrem Arm zum Fenster hinaus. Die Rabe aber flog weg und niemand konnte ihr folgen, sie flog aber in einen dunkelen Wald und blieb lange Zeit darin. Darnach fuͤhrte einen Mann sein Weg in diesen Wald und er hoͤrte die Rabe rufen und ging der Stimme nach; und als er naͤher kam, sagte die Rabe zu ihm: „ich bin verwuͤnscht worden und bin eine Koͤnigstochter von Geburt, du kannst mich erloͤsen.“ Da sprach er: „wie soll ich das anfangen?“ Da sagte sie: „geh’ hin in das Haus dort, darin sitzt eine alte Frau, die wird dir Essen und Trinken reichen und dich davon genießen heißen, aber du darfst nichts nehmen, denn wenn du trinkst, so trinkst du einen Schlaftrunk und dann kannst du mich nicht erloͤsen. Jm Garten hinter dem Haus ist eine große Lohhucke, darauf sollst du stehen und mich erwarten; den Nachmittag um zwei Uhr komm’ ich in einer Kutsche, die ist mit vier weißen Hengsten bespannt, wenn du aber dann nicht wach bist, sondern schlaͤfst, so werd’ ich nicht erloͤst.“ Der Mann sprach, er wollt’ alles thun, die Rabe aber sagte: „ach ich weiß es wohl, du kannst mich nicht erloͤsen, du nimmst doch etwas von der Frau.“ Da versprach der Mann noch einmal, er wollte gewiß nichts anruͤhren von dem Essen und Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und sagte: „ei, was seyd ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, esset und trinkt.“ „Nein, sagte der Mann, ich will nicht essen, nicht trinken;“ sie ließ ihm aber keine Ruhe und sprach: „wenn ihr dann nicht essen wollt, so thut einen Zug aus dem

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/124>, abgerufen am 22.11.2024.