Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Der kindischen Lust und Trauer wird oft von den Dichtern jener Zeit gedacht. "Froh wie ein Kind sitzen," ist ein bildlicher Ausdruck der Edda (sitia barnteitur. Hymisq. 2.). Freidank sagt 2347

ein kint näme ein geverbet ei
fur andre driu oder zwei

und ähnlich das Märe vom Häslein: 54.

ein kint den apfel minnet
unt näme ein ei fur des riches lant.

Jm Wartburger Krieg heißt es: (Str. 17. in der Maness. Sammlung) "vor Zorn muß ich zappeln, wie ein Kind, dem man das Ei versagt." Und im Wilhelm von Oranse ganz ähnlich:

-- weinen so diu wip
oder als ein kint nach dem ei.

Ueberhaupt ist das Weinen der Kinder sprichwörtlich. Jm Tristan 4097.

er saz und weinte
als ob er ein kint wäre.

und in der Wilkina-Saga. (S. 94. und 139.): "das Kind soll haben, wornach es weint."

4. Sie müssen sich der Lehre unterwerfen. Alter Titurel 80.

swa kint lernent uf stan nach stuolen,
die muozzen zem ersten dar kriechen.

Von Alexander und Aristoteles (in der Müller. Sammlung Bd. III. 69.):


3. Der kindischen Lust und Trauer wird oft von den Dichtern jener Zeit gedacht. „Froh wie ein Kind sitzen,“ ist ein bildlicher Ausdruck der Edda (sitia barnteitur. Hymisq. 2.). Freidank sagt 2347

ein kint naͤme ein geverbet ei
fur andre driu oder zwei

und aͤhnlich das Maͤre vom Haͤslein: 54.

ein kint den apfel minnet
unt naͤme ein ei fur des riches lant.

Jm Wartburger Krieg heißt es: (Str. 17. in der Maness. Sammlung) „vor Zorn muß ich zappeln, wie ein Kind, dem man das Ei versagt.“ Und im Wilhelm von Oranse ganz aͤhnlich:

— weinen so diu wip
oder als ein kint nach dem ei.

Ueberhaupt ist das Weinen der Kinder sprichwoͤrtlich. Jm Tristan 4097.

er saz und weinte
als ob er ein kint waͤre.

und in der Wilkina-Saga. (S. 94. und 139.): „das Kind soll haben, wornach es weint.“

4. Sie muͤssen sich der Lehre unterwerfen. Alter Titurel 80.

swa kint lernent uf stan nach stuolen,
die muozzen zem ersten dar kriechen.

Von Alexander und Aristoteles (in der Muͤller. Sammlung Bd. III. 69.):


<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <pb facs="#f0011" n="V"/>
        <p> 3. Der kindischen Lust und Trauer wird oft von den Dichtern jener Zeit gedacht. &#x201E;Froh wie ein Kind sitzen,&#x201C; ist ein bildlicher Ausdruck der Edda (sitia barnteitur. Hymisq. 2.). Freidank sagt 2347</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>ein kint na&#x0364;me ein <hi rendition="#g">geverbet ei</hi></l><lb/>
          <l>fur andre driu oder zwei</l><lb/>
        </lg>
        <p>und a&#x0364;hnlich das Ma&#x0364;re vom Ha&#x0364;slein: 54.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>ein kint <hi rendition="#g">den apfel minnet</hi></l><lb/>
          <l>unt na&#x0364;me <hi rendition="#g">ein ei</hi> fur des riches lant.</l><lb/>
        </lg>
        <p>Jm Wartburger Krieg heißt es: (Str. 17. in der Maness. Sammlung) &#x201E;vor Zorn muß ich zappeln, wie ein Kind, dem man <hi rendition="#g">das Ei versagt</hi>.&#x201C; Und im Wilhelm von Oranse ganz a&#x0364;hnlich:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2014; weinen so diu wip</l><lb/>
          <l>oder als ein kint <hi rendition="#g">nach dem ei</hi>.</l><lb/>
        </lg>
        <p>Ueberhaupt ist das Weinen der Kinder sprichwo&#x0364;rtlich. Jm Tristan 4097.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>er saz und weinte</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#g">als ob er ein kint wa&#x0364;re.</hi> </l><lb/>
        </lg>
        <p>und in der Wilkina-Saga. (S. 94. und 139.): &#x201E;das Kind soll haben, wornach es weint.&#x201C;</p><lb/>
        <p>4. Sie mu&#x0364;ssen sich der Lehre unterwerfen. Alter Titurel 80.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>swa kint lernent uf stan nach stuolen,</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#g">die muozzen zem ersten dar kriechen.</hi> </l><lb/>
        </lg>
        <p>Von Alexander und Aristoteles (in der Mu&#x0364;ller. Sammlung Bd. <hi rendition="#aq">III.</hi> 69.):</p><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[V/0011] 3. Der kindischen Lust und Trauer wird oft von den Dichtern jener Zeit gedacht. „Froh wie ein Kind sitzen,“ ist ein bildlicher Ausdruck der Edda (sitia barnteitur. Hymisq. 2.). Freidank sagt 2347 ein kint naͤme ein geverbet ei fur andre driu oder zwei und aͤhnlich das Maͤre vom Haͤslein: 54. ein kint den apfel minnet unt naͤme ein ei fur des riches lant. Jm Wartburger Krieg heißt es: (Str. 17. in der Maness. Sammlung) „vor Zorn muß ich zappeln, wie ein Kind, dem man das Ei versagt.“ Und im Wilhelm von Oranse ganz aͤhnlich: — weinen so diu wip oder als ein kint nach dem ei. Ueberhaupt ist das Weinen der Kinder sprichwoͤrtlich. Jm Tristan 4097. er saz und weinte als ob er ein kint waͤre. und in der Wilkina-Saga. (S. 94. und 139.): „das Kind soll haben, wornach es weint.“ 4. Sie muͤssen sich der Lehre unterwerfen. Alter Titurel 80. swa kint lernent uf stan nach stuolen, die muozzen zem ersten dar kriechen. Von Alexander und Aristoteles (in der Muͤller. Sammlung Bd. III. 69.):

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/11
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/11>, abgerufen am 25.04.2024.