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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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er einen jungen Baum mit den Wurzeln aus der Erde riß. Der Riese aber dachte, das muß besser kommen und nahm ihn wieder mit, säugte ihn noch zwei Jahre, und als er ihn da in den Wald führte, sich zu versuchen, riß er schon einen viel größeren Baum heraus. Das war aber dem Riesen noch nicht genug und er säugte ihn noch zwei Jahre, ging dann mit ihm in den Wald und sprach: "nun reiß einmal eine ordentliche Gerte aus." Da riß der Junge den dicksten Eichenbaum aus der Erde, daß es krachte und war ihm nur ein Spaß. Wie der alte Riese das sah, sprach er: "nun ist's gut, du hast ausgelernt," und führte ihn zurück auf den Acker, wo er ihn geholt hatte. Sein Vater pflügte gerade wieder, da ging der junge Riese auf ihn zu und sprach: "sieht er wohl, Vater, wie's gekommen ist, ich bin sein Sohn." Da erschrak der Bauer und sagte: "nein, du bist mein Sohn nicht, geh' weg von mir." "Freilich bin ich sein Sohn, laß er mich einmal pflügen, ich kann's so gut, wie er auch." -- "Nein, du bist mein Sohn nicht, du kannst auch nicht pflügen, geh' nur weg von mir." Weil er sich aber vor dem großen Mann fürchtete, ließ er den Pflug los, ging weg und setzte sich zur Seite an's Land. Da nahm der Junge das Geschirr und wollte pflügen, und drückte blos mit der einen Hand darauf, aber der Druck war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde ging. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen und rief ihm zu: "wenn du pflügen willst, mußt du nicht so gewaltig drücken, das gibt ja schlechte Arbeit!" Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug und sagte: "geh' er nur nach Haus,

er einen jungen Baum mit den Wurzeln aus der Erde riß. Der Riese aber dachte, das muß besser kommen und nahm ihn wieder mit, saͤugte ihn noch zwei Jahre, und als er ihn da in den Wald fuͤhrte, sich zu versuchen, riß er schon einen viel groͤßeren Baum heraus. Das war aber dem Riesen noch nicht genug und er saͤugte ihn noch zwei Jahre, ging dann mit ihm in den Wald und sprach: „nun reiß einmal eine ordentliche Gerte aus.“ Da riß der Junge den dicksten Eichenbaum aus der Erde, daß es krachte und war ihm nur ein Spaß. Wie der alte Riese das sah, sprach er: „nun ist’s gut, du hast ausgelernt,“ und fuͤhrte ihn zuruͤck auf den Acker, wo er ihn geholt hatte. Sein Vater pfluͤgte gerade wieder, da ging der junge Riese auf ihn zu und sprach: „sieht er wohl, Vater, wie’s gekommen ist, ich bin sein Sohn.“ Da erschrak der Bauer und sagte: „nein, du bist mein Sohn nicht, geh’ weg von mir.“ „Freilich bin ich sein Sohn, laß er mich einmal pfluͤgen, ich kann’s so gut, wie er auch.“ — „Nein, du bist mein Sohn nicht, du kannst auch nicht pfluͤgen, geh’ nur weg von mir.“ Weil er sich aber vor dem großen Mann fuͤrchtete, ließ er den Pflug los, ging weg und setzte sich zur Seite an’s Land. Da nahm der Junge das Geschirr und wollte pfluͤgen, und druͤckte blos mit der einen Hand darauf, aber der Druck war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde ging. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen und rief ihm zu: „wenn du pfluͤgen willst, mußt du nicht so gewaltig druͤcken, das gibt ja schlechte Arbeit!“ Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug und sagte: „geh’ er nur nach Haus,

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[23/0101] er einen jungen Baum mit den Wurzeln aus der Erde riß. Der Riese aber dachte, das muß besser kommen und nahm ihn wieder mit, saͤugte ihn noch zwei Jahre, und als er ihn da in den Wald fuͤhrte, sich zu versuchen, riß er schon einen viel groͤßeren Baum heraus. Das war aber dem Riesen noch nicht genug und er saͤugte ihn noch zwei Jahre, ging dann mit ihm in den Wald und sprach: „nun reiß einmal eine ordentliche Gerte aus.“ Da riß der Junge den dicksten Eichenbaum aus der Erde, daß es krachte und war ihm nur ein Spaß. Wie der alte Riese das sah, sprach er: „nun ist’s gut, du hast ausgelernt,“ und fuͤhrte ihn zuruͤck auf den Acker, wo er ihn geholt hatte. Sein Vater pfluͤgte gerade wieder, da ging der junge Riese auf ihn zu und sprach: „sieht er wohl, Vater, wie’s gekommen ist, ich bin sein Sohn.“ Da erschrak der Bauer und sagte: „nein, du bist mein Sohn nicht, geh’ weg von mir.“ „Freilich bin ich sein Sohn, laß er mich einmal pfluͤgen, ich kann’s so gut, wie er auch.“ — „Nein, du bist mein Sohn nicht, du kannst auch nicht pfluͤgen, geh’ nur weg von mir.“ Weil er sich aber vor dem großen Mann fuͤrchtete, ließ er den Pflug los, ging weg und setzte sich zur Seite an’s Land. Da nahm der Junge das Geschirr und wollte pfluͤgen, und druͤckte blos mit der einen Hand darauf, aber der Druck war schon so gewaltig, daß der Pflug tief in die Erde ging. Der Bauer konnte das nicht mit ansehen und rief ihm zu: „wenn du pfluͤgen willst, mußt du nicht so gewaltig druͤcken, das gibt ja schlechte Arbeit!“ Der Junge aber spannte die Pferde aus, und spannte sich selber vor den Pflug und sagte: „geh’ er nur nach Haus,

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/101>, abgerufen am 24.11.2024.