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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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sünken se alle drei deip, so deip unner de Eere,
dat kien Haan mer danach krehete.

As et da Middag is, da willt se de Künig
do Diske roopen, do sind se nirgens to finnen, he
söket se so viel im Schlott un in Goren, awerst
he kun se nig finnen. Da werd he so bedröwet,
un let dat ganse Land upbeien (aufbieten), un
wer ünne sine Döchter wier brechte, de sull ene
davon tor Fruen hewen. Da gahet so viele
junge Lude uwer Feld, un söket, dat is gans ut
der Wise (über alle Maßen); denn jeder hadde
de drei Kinner geren had, wiil se wören gegen je-
dermann so fründlig un so schön von Angesichte
west. Und et togen auck drei Jäger-burschen ut,
un ase da wol en acht Dage rieset hadden, da
kummet se up en grot Schlott, da woren so hüb-
sche Stoben inne west, un in einer Zimmer is
en Disch decket, darup wören so söte Spisen, de
sied noch so warme, dat se dampet, awerst in
den ganzen Schlott is kien Minsk to hören noch
to seihen. Da wartet se noch en halwen Dag,
un de Spisen bliewet immer un dampet, bis up
et lest, da weret se so hunerig, dat se sik derbie
settet un ettet un macket mit en anner ut, se
wullen up den Schlotte wuhnen bliewen, un
wüllen darümme loosen, dat eine in Huse blev
un de beiden annern de Dochter söketen; dat doet
se auk, un dat Loos dreppet den ölesten. Den

ſuͤnken ſe alle drei deip, ſo deip unner de Eere,
dat kien Haan mer danach krehete.

As et da Middag is, da willt ſe de Kuͤnig
do Diſke roopen, do ſind ſe nirgens to finnen, he
ſoͤket ſe ſo viel im Schlott un in Goren, awerſt
he kun ſe nig finnen. Da werd he ſo bedroͤwet,
un let dat ganſe Land upbeien (aufbieten), un
wer uͤnne ſine Doͤchter wier brechte, de ſull ene
davon tor Fruen hewen. Da gahet ſo viele
junge Lude uwer Feld, un ſoͤket, dat is gans ut
der Wiſe (uͤber alle Maßen); denn jeder hadde
de drei Kinner geren had, wiil ſe woͤren gegen je-
dermann ſo fruͤndlig un ſo ſchoͤn von Angeſichte
weſt. Und et togen auck drei Jaͤger-burſchen ut,
un aſe da wol en acht Dage rieſet hadden, da
kummet ſe up en grot Schlott, da woren ſo huͤb-
ſche Stoben inne weſt, un in einer Zimmer is
en Diſch decket, darup woͤren ſo ſoͤte Spiſen, de
ſied noch ſo warme, dat ſe dampet, awerſt in
den ganzen Schlott is kien Minſk to hoͤren noch
to ſeihen. Da wartet ſe noch en halwen Dag,
un de Spiſen bliewet immer un dampet, bis up
et leſt, da weret ſe ſo hunerig, dat ſe ſik derbie
ſettet un ettet un macket mit en anner ut, ſe
wullen up den Schlotte wuhnen bliewen, un
wuͤllen daruͤmme looſen, dat eine in Huſe blev
un de beiden annern de Dochter ſoͤketen; dat doet
ſe auk, un dat Loos dreppet den oͤleſten. Den

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[38/0059] ſuͤnken ſe alle drei deip, ſo deip unner de Eere, dat kien Haan mer danach krehete. As et da Middag is, da willt ſe de Kuͤnig do Diſke roopen, do ſind ſe nirgens to finnen, he ſoͤket ſe ſo viel im Schlott un in Goren, awerſt he kun ſe nig finnen. Da werd he ſo bedroͤwet, un let dat ganſe Land upbeien (aufbieten), un wer uͤnne ſine Doͤchter wier brechte, de ſull ene davon tor Fruen hewen. Da gahet ſo viele junge Lude uwer Feld, un ſoͤket, dat is gans ut der Wiſe (uͤber alle Maßen); denn jeder hadde de drei Kinner geren had, wiil ſe woͤren gegen je- dermann ſo fruͤndlig un ſo ſchoͤn von Angeſichte weſt. Und et togen auck drei Jaͤger-burſchen ut, un aſe da wol en acht Dage rieſet hadden, da kummet ſe up en grot Schlott, da woren ſo huͤb- ſche Stoben inne weſt, un in einer Zimmer is en Diſch decket, darup woͤren ſo ſoͤte Spiſen, de ſied noch ſo warme, dat ſe dampet, awerſt in den ganzen Schlott is kien Minſk to hoͤren noch to ſeihen. Da wartet ſe noch en halwen Dag, un de Spiſen bliewet immer un dampet, bis up et leſt, da weret ſe ſo hunerig, dat ſe ſik derbie ſettet un ettet un macket mit en anner ut, ſe wullen up den Schlotte wuhnen bliewen, un wuͤllen daruͤmme looſen, dat eine in Huſe blev un de beiden annern de Dochter ſoͤketen; dat doet ſe auk, un dat Loos dreppet den oͤleſten. Den

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/59>, abgerufen am 18.12.2024.