den Korb mußt du dir erst wegtragen und in Si- cherheit bringen, dann fasse das Schwert, geh hin- ein und hau dem Drachen die Köpfe ab, aber alle drei auf einmal, verfehlst du einen, so wachsen als- bald die andern wieder und es kann dich nichts mehr retten." Dann gibt er ihm auch eine Glocke, wenn er daran ziehe, wolle er ihm zu Hülfe eilen. Nach der ältesten erlöst er auch die zweite, die ein sieben- köpfiger, und die dritte, die ein neunköpfiger Drache bewacht. Dann führt er sie zu dem Eimer, worin er herabgelassen war und ruft seinen Gesellen zu, sie soll- ten wieder hinaufwinden. Also ziehen sie die drei Königstöchter nach einander in die Höhe; wie sie oben sind, werfen die zwei Treulosen das Seil hin- unter und wollen den unten verderben. Er zieht aber das Glöckchen, da kommt das Erdmännchen und heißt ihn auf der Flöte pfeifen und wie er das thut, kommen aus allen Ecken viel tausend Erdmännchen herbeigelaufen. Da heißt sie ihr König eine Treppe für den Ritter machen und sagt ihm, oben sollt er nur mit der Ruthe aus dem Korbe auf die Erde schla- gen. Also legen sich die kleinen Männer zusammen und bilden eine Treppe, worüber der Ritter hinauf- geht, oben schlägt er mit der Ruthe, da sind sie als- bald wieder verschwunden. --
Es ist hier ein Zusammenhang mit der Erlösung der Chrimhild vom Drachenstein; wie dort, ver- schwindet sie nach der Cöln. Rec. bei einem Fest, ohne Zweifel als Raub des Drachen, die beiden an- dern Schwestern sind Ausdehnungen der einen mythi- schen Gestalt; eben so ist unter den Dreien, die sie zu befreien ausziehen, der jüngste der eigentliche und einzige. Das Erdmännchen ist Euglin und Al- berich, den sich der Held gleichfalls durch Ge- walt erst geneigt macht (nach der Cöln. Rec. zieht er ihn am Bart, wie in den Nibel. 2003.) und dann auch entdeckt es erst den Aufenthalt der Drachenbewachten Königstochter (Lied von Siegfr. 57. 58.), der unter der Erde ist (Lied 99.). Es folgt die Erlösung, wie dort, indem die Drachen, welche auf dem Schoose der Jungfrau ruhen (Lied 21.) getödtet werden. Die Hülfe des Königs der Erdmänner entspricht der des Euglin
den Korb mußt du dir erſt wegtragen und in Si- cherheit bringen, dann faſſe das Schwert, geh hin- ein und hau dem Drachen die Koͤpfe ab, aber alle drei auf einmal, verfehlſt du einen, ſo wachſen als- bald die andern wieder und es kann dich nichts mehr retten.“ Dann gibt er ihm auch eine Glocke, wenn er daran ziehe, wolle er ihm zu Huͤlfe eilen. Nach der aͤlteſten erloͤſt er auch die zweite, die ein ſieben- koͤpfiger, und die dritte, die ein neunkoͤpfiger Drache bewacht. Dann fuͤhrt er ſie zu dem Eimer, worin er herabgelaſſen war und ruft ſeinen Geſellen zu, ſie ſoll- ten wieder hinaufwinden. Alſo ziehen ſie die drei Koͤnigstoͤchter nach einander in die Hoͤhe; wie ſie oben ſind, werfen die zwei Treuloſen das Seil hin- unter und wollen den unten verderben. Er zieht aber das Gloͤckchen, da kommt das Erdmaͤnnchen und heißt ihn auf der Floͤte pfeifen und wie er das thut, kommen aus allen Ecken viel tauſend Erdmaͤnnchen herbeigelaufen. Da heißt ſie ihr Koͤnig eine Treppe fuͤr den Ritter machen und ſagt ihm, oben ſollt er nur mit der Ruthe aus dem Korbe auf die Erde ſchla- gen. Alſo legen ſich die kleinen Maͤnner zuſammen und bilden eine Treppe, woruͤber der Ritter hinauf- geht, oben ſchlaͤgt er mit der Ruthe, da ſind ſie als- bald wieder verſchwunden. —
Es iſt hier ein Zuſammenhang mit der Erloͤſung der Chrimhild vom Drachenſtein; wie dort, ver- ſchwindet ſie nach der Coͤln. Rec. bei einem Feſt, ohne Zweifel als Raub des Drachen, die beiden an- dern Schweſtern ſind Ausdehnungen der einen mythi- ſchen Geſtalt; eben ſo iſt unter den Dreien, die ſie zu befreien ausziehen, der juͤngſte der eigentliche und einzige. Das Erdmaͤnnchen iſt Euglin und Al- berich, den ſich der Held gleichfalls durch Ge- walt erſt geneigt macht (nach der Coͤln. Rec. zieht er ihn am Bart, wie in den Nibel. 2003.) und dann auch entdeckt es erſt den Aufenthalt der Drachenbewachten Koͤnigstochter (Lied von Siegfr. 57. 58.), der unter der Erde iſt (Lied 99.). Es folgt die Erloͤſung, wie dort, indem die Drachen, welche auf dem Schooſe der Jungfrau ruhen (Lied 21.) getoͤdtet werden. Die Huͤlfe des Koͤnigs der Erdmaͤnner entſpricht der des Euglin
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[XI/0330]
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drei auf einmal, verfehlſt du einen, ſo wachſen als-
bald die andern wieder und es kann dich nichts mehr
retten.“ Dann gibt er ihm auch eine Glocke, wenn
er daran ziehe, wolle er ihm zu Huͤlfe eilen. Nach
der aͤlteſten erloͤſt er auch die zweite, die ein ſieben-
koͤpfiger, und die dritte, die ein neunkoͤpfiger Drache
bewacht. Dann fuͤhrt er ſie zu dem Eimer, worin er
herabgelaſſen war und ruft ſeinen Geſellen zu, ſie ſoll-
ten wieder hinaufwinden. Alſo ziehen ſie die drei
Koͤnigstoͤchter nach einander in die Hoͤhe; wie ſie
oben ſind, werfen die zwei Treuloſen das Seil hin-
unter und wollen den unten verderben. Er zieht
aber das Gloͤckchen, da kommt das Erdmaͤnnchen und
heißt ihn auf der Floͤte pfeifen und wie er das thut,
kommen aus allen Ecken viel tauſend Erdmaͤnnchen
herbeigelaufen. Da heißt ſie ihr Koͤnig eine Treppe
fuͤr den Ritter machen und ſagt ihm, oben ſollt er
nur mit der Ruthe aus dem Korbe auf die Erde ſchla-
gen. Alſo legen ſich die kleinen Maͤnner zuſammen
und bilden eine Treppe, woruͤber der Ritter hinauf-
geht, oben ſchlaͤgt er mit der Ruthe, da ſind ſie als-
bald wieder verſchwunden. —
Es iſt hier ein Zuſammenhang mit der Erloͤſung
der Chrimhild vom Drachenſtein; wie dort, ver-
ſchwindet ſie nach der Coͤln. Rec. bei einem Feſt, ohne
Zweifel als Raub des Drachen, die beiden an-
dern Schweſtern ſind Ausdehnungen der einen mythi-
ſchen Geſtalt; eben ſo iſt unter den Dreien, die ſie
zu befreien ausziehen, der juͤngſte der eigentliche und
einzige. Das Erdmaͤnnchen iſt Euglin und Al-
berich, den ſich der Held gleichfalls durch Ge-
walt erſt geneigt macht (nach der Coͤln. Rec.
zieht er ihn am Bart, wie in den Nibel. 2003.)
und dann auch entdeckt es erſt den Aufenthalt der
Drachenbewachten Koͤnigstochter (Lied von
Siegfr. 57. 58.), der unter der Erde iſt (Lied
99.). Es folgt die Erloͤſung, wie dort, indem die
Drachen, welche auf dem Schooſe der Jungfrau
ruhen (Lied 21.) getoͤdtet werden. Die Huͤlfe des
Koͤnigs der Erdmaͤnner entſpricht der des Euglin
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/330>, abgerufen am 18.12.2024.
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