ging, der Soldat wollte da auch bleiben und ver- dingte sich bei demselben Meister als Hausknecht. Das wär' gut gewesen, aber der Soldat hatte keine Lust am Arbeiten, lag auf der Bärenhaut und es dauerte nicht lang, so wurde er vom Mei- ster weggeschickt; der fleißige wollt' ihn aus Treue nun nicht allein lassen, sagte dem Meister auf und zog mit ihm weiter. So ging's aber immer fort; hatten sie Arbeit, so dauerte es nicht lang, weil der Soldat faul war und fortgeschickt wurde, der andere aber ohne ihn nicht bleiben wollte. Einmal kamen sie in eine große Stadt, weil aber der Sol- dat keine Hand regen wollte, ward er am Abend schon verabschiedet und sie mußten dieselbe Nacht wieder hinaus. Da führte sie der Weg vor einen unbekannten großen Wald; der Furchtsame sprach: "ich geh' nicht hinein, darin springen Hexen und Gespenster herum." Der Soldat aber antwor- tete: "ei was! davor fürcht' ich mich noch nicht!" ging voran, und der Furchtsame, weil er doch nicht von ihm lassen wollte, ging mit. In kurzer Zeit hatten sie den Weg verloren und irrten in der Dunkelheit durch die Bäume, endlich sahen sie ein Licht. Das suchten sie auf und kamen zu einem schönen Schloß, das hell erleuchtet war, und haußen lag ein schwarzer Hund und auf einem Teich neben saß ein rother Schwan; als sie aber hineintraten, sahen sie nirgends einen Menschen, bis sie in die Küche kamen, da saß noch
ging, der Soldat wollte da auch bleiben und ver- dingte ſich bei demſelben Meiſter als Hausknecht. Das waͤr’ gut geweſen, aber der Soldat hatte keine Luſt am Arbeiten, lag auf der Baͤrenhaut und es dauerte nicht lang, ſo wurde er vom Mei- ſter weggeſchickt; der fleißige wollt’ ihn aus Treue nun nicht allein laſſen, ſagte dem Meiſter auf und zog mit ihm weiter. So ging’s aber immer fort; hatten ſie Arbeit, ſo dauerte es nicht lang, weil der Soldat faul war und fortgeſchickt wurde, der andere aber ohne ihn nicht bleiben wollte. Einmal kamen ſie in eine große Stadt, weil aber der Sol- dat keine Hand regen wollte, ward er am Abend ſchon verabſchiedet und ſie mußten dieſelbe Nacht wieder hinaus. Da fuͤhrte ſie der Weg vor einen unbekannten großen Wald; der Furchtſame ſprach: „ich geh’ nicht hinein, darin ſpringen Hexen und Geſpenſter herum.“ Der Soldat aber antwor- tete: „ei was! davor fuͤrcht’ ich mich noch nicht!“ ging voran, und der Furchtſame, weil er doch nicht von ihm laſſen wollte, ging mit. In kurzer Zeit hatten ſie den Weg verloren und irrten in der Dunkelheit durch die Baͤume, endlich ſahen ſie ein Licht. Das ſuchten ſie auf und kamen zu einem ſchoͤnen Schloß, das hell erleuchtet war, und haußen lag ein ſchwarzer Hund und auf einem Teich neben ſaß ein rother Schwan; als ſie aber hineintraten, ſahen ſie nirgends einen Menſchen, bis ſie in die Kuͤche kamen, da ſaß noch
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ging, der Soldat wollte da auch bleiben und ver-
dingte ſich bei demſelben Meiſter als Hausknecht.
Das waͤr’ gut geweſen, aber der Soldat hatte
keine Luſt am Arbeiten, lag auf der Baͤrenhaut
und es dauerte nicht lang, ſo wurde er vom Mei-
ſter weggeſchickt; der fleißige wollt’ ihn aus Treue
nun nicht allein laſſen, ſagte dem Meiſter auf und
zog mit ihm weiter. So ging’s aber immer fort;
hatten ſie Arbeit, ſo dauerte es nicht lang, weil
der Soldat faul war und fortgeſchickt wurde, der
andere aber ohne ihn nicht bleiben wollte. Einmal
kamen ſie in eine große Stadt, weil aber der Sol-
dat keine Hand regen wollte, ward er am Abend
ſchon verabſchiedet und ſie mußten dieſelbe Nacht
wieder hinaus. Da fuͤhrte ſie der Weg vor einen
unbekannten großen Wald; der Furchtſame ſprach:
„ich geh’ nicht hinein, darin ſpringen Hexen und
Geſpenſter herum.“ Der Soldat aber antwor-
tete: „ei was! davor fuͤrcht’ ich mich noch nicht!“
ging voran, und der Furchtſame, weil er doch nicht
von ihm laſſen wollte, ging mit. In kurzer Zeit
hatten ſie den Weg verloren und irrten in der
Dunkelheit durch die Baͤume, endlich ſahen ſie
ein Licht. Das ſuchten ſie auf und kamen zu
einem ſchoͤnen Schloß, das hell erleuchtet war,
und haußen lag ein ſchwarzer Hund und auf
einem Teich neben ſaß ein rother Schwan; als
ſie aber hineintraten, ſahen ſie nirgends einen
Menſchen, bis ſie in die Kuͤche kamen, da ſaß noch
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/249>, abgerufen am 18.12.2024.
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