Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

wul, wo du hen kümmst 'ne Schriffedder, wenn
du eine bruckest." Wie he so weggeit, da roppt
et hinner üm: "Ferenand getrü, nimm se mit!"
He süt sik ümme, süt awerst keinen, da geit he
wier torugge un nümmt se up. Wie he wier 'ne
Wile rien (geritten) is, kümmt he bie'n Water
vorbie, so ligd da en Fisk am Oewer (Ufer) un
snappet un happet na Luft, so segd he: "töv, min
lewe Fisk, ik will die helpen, dat du in't Water
kümmst," un gript'n bie'n Schwans un werpt
'n in't Water. Da steckt de Fisk den Kopp ut
den Water un segd: nu du mie ut den Koth hol-
pen hest, will ik die 'ne Flötepiepen giwen, wenn
du in de Naud bist, so flöte derup, dann will ik
die helpen; wenn du mal wat in't Water hast
fallen laten, so flöte man, so will ik et die herut
reicken." Nu ritt he weg, da kümmt so'n Minsk
to üm, de frägt 'n, wo he hen wull. "O na den
neggsten Ort." -- "Wu he dann heite?" --
"Ferenand getrü." -- "Sü, da hewe wie ja fast
den sülwigen Namen, ik heite Ferenand un-
getrü
." Da trecket se beide na den neggsten
Ort in dat Wertshus.

Nu was et schlimm, dat de Ferenand unge-
trü allet wuste, wat 'n annerer dacht hadde un
doen wulle; dat wust he döre so allerhand slimme
Kunste. Et was awerst im Wertshuse so'n wacker
Mäken, dat hadde 'n schier (klares) Angesicht un
drog sik so hübsch; dat verleiv sik in den Ferenand

wul, wo du hen kuͤmmſt ’ne Schriffedder, wenn
du eine bruckeſt.“ Wie he ſo weggeit, da roppt
et hinner uͤm: „Ferenand getruͤ, nimm ſe mit!“
He ſuͤt ſik uͤmme, ſuͤt awerſt keinen, da geit he
wier torugge un nuͤmmt ſe up. Wie he wier ’ne
Wile rien (geritten) is, kuͤmmt he bie’n Water
vorbie, ſo ligd da en Fiſk am Oewer (Ufer) un
ſnappet un happet na Luft, ſo ſegd he: „toͤv, min
lewe Fiſk, ik will die helpen, dat du in’t Water
kuͤmmſt,“ un gript’n bie’n Schwans un werpt
’n in’t Water. Da ſteckt de Fiſk den Kopp ut
den Water un ſegd: nu du mie ut den Koth hol-
pen heſt, will ik die ’ne Floͤtepiepen giwen, wenn
du in de Naud biſt, ſo floͤte derup, dann will ik
die helpen; wenn du mal wat in’t Water haſt
fallen laten, ſo floͤte man, ſo will ik et die herut
reicken.“ Nu ritt he weg, da kuͤmmt ſo’n Minſk
to uͤm, de fraͤgt ’n, wo he hen wull. „O na den
neggſten Ort.“ — „Wu he dann heite?“ —
„Ferenand getruͤ.“ — „Suͤ, da hewe wie ja faſt
den ſuͤlwigen Namen, ik heite Ferenand un-
getruͤ
.“ Da trecket ſe beide na den neggſten
Ort in dat Wertshus.

Nu was et ſchlimm, dat de Ferenand unge-
truͤ allet wuſte, wat ’n annerer dacht hadde un
doen wulle; dat wuſt he doͤre ſo allerhand ſlimme
Kunſte. Et was awerſt im Wertshuſe ſo’n wacker
Maͤken, dat hadde ’n ſchier (klares) Angeſicht un
drog ſik ſo huͤbſch; dat verleiv ſik in den Ferenand

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0227" n="206"/>
wul, wo du hen ku&#x0364;mm&#x017F;t &#x2019;ne Schriffedder, wenn<lb/>
du eine brucke&#x017F;t.&#x201C; Wie he &#x017F;o weggeit, da roppt<lb/>
et hinner u&#x0364;m: &#x201E;Ferenand getru&#x0364;, nimm &#x017F;e mit!&#x201C;<lb/>
He &#x017F;u&#x0364;t &#x017F;ik u&#x0364;mme, &#x017F;u&#x0364;t awer&#x017F;t keinen, da geit he<lb/>
wier torugge un nu&#x0364;mmt &#x017F;e up. Wie he wier &#x2019;ne<lb/>
Wile rien (geritten) is, ku&#x0364;mmt he bie&#x2019;n Water<lb/>
vorbie, &#x017F;o ligd da en Fi&#x017F;k am Oewer (Ufer) un<lb/>
&#x017F;nappet un happet na Luft, &#x017F;o &#x017F;egd he: &#x201E;to&#x0364;v, min<lb/>
lewe Fi&#x017F;k, ik will die helpen, dat du in&#x2019;t Water<lb/>
ku&#x0364;mm&#x017F;t,&#x201C; un gript&#x2019;n bie&#x2019;n Schwans un werpt<lb/>
&#x2019;n in&#x2019;t Water. Da &#x017F;teckt de Fi&#x017F;k den Kopp ut<lb/>
den Water un &#x017F;egd: nu du mie ut den Koth hol-<lb/>
pen he&#x017F;t, will ik die &#x2019;ne Flo&#x0364;tepiepen giwen, wenn<lb/>
du in de Naud bi&#x017F;t, &#x017F;o flo&#x0364;te derup, dann will ik<lb/>
die helpen; wenn du mal wat in&#x2019;t Water ha&#x017F;t<lb/>
fallen laten, &#x017F;o flo&#x0364;te man, &#x017F;o will ik et die herut<lb/>
reicken.&#x201C; Nu ritt he weg, da ku&#x0364;mmt &#x017F;o&#x2019;n Min&#x017F;k<lb/>
to u&#x0364;m, de fra&#x0364;gt &#x2019;n, wo he hen wull. &#x201E;O na den<lb/>
negg&#x017F;ten Ort.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Wu he dann heite?&#x201C; &#x2014;<lb/>
&#x201E;Ferenand getru&#x0364;.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Su&#x0364;, da hewe wie ja fa&#x017F;t<lb/>
den &#x017F;u&#x0364;lwigen Namen, ik heite <hi rendition="#g">Ferenand un-<lb/>
getru&#x0364;</hi>.&#x201C; Da trecket &#x017F;e beide na den negg&#x017F;ten<lb/>
Ort in dat Wertshus.</p><lb/>
        <p>Nu was et &#x017F;chlimm, dat de Ferenand unge-<lb/>
tru&#x0364; allet wu&#x017F;te, wat &#x2019;n annerer dacht hadde un<lb/>
doen wulle; dat wu&#x017F;t he do&#x0364;re &#x017F;o allerhand &#x017F;limme<lb/>
Kun&#x017F;te. Et was awer&#x017F;t im Wertshu&#x017F;e &#x017F;o&#x2019;n wacker<lb/>
Ma&#x0364;ken, dat hadde &#x2019;n &#x017F;chier (klares) Ange&#x017F;icht un<lb/>
drog &#x017F;ik &#x017F;o hu&#x0364;b&#x017F;ch; dat verleiv &#x017F;ik in den Ferenand<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0227] wul, wo du hen kuͤmmſt ’ne Schriffedder, wenn du eine bruckeſt.“ Wie he ſo weggeit, da roppt et hinner uͤm: „Ferenand getruͤ, nimm ſe mit!“ He ſuͤt ſik uͤmme, ſuͤt awerſt keinen, da geit he wier torugge un nuͤmmt ſe up. Wie he wier ’ne Wile rien (geritten) is, kuͤmmt he bie’n Water vorbie, ſo ligd da en Fiſk am Oewer (Ufer) un ſnappet un happet na Luft, ſo ſegd he: „toͤv, min lewe Fiſk, ik will die helpen, dat du in’t Water kuͤmmſt,“ un gript’n bie’n Schwans un werpt ’n in’t Water. Da ſteckt de Fiſk den Kopp ut den Water un ſegd: nu du mie ut den Koth hol- pen heſt, will ik die ’ne Floͤtepiepen giwen, wenn du in de Naud biſt, ſo floͤte derup, dann will ik die helpen; wenn du mal wat in’t Water haſt fallen laten, ſo floͤte man, ſo will ik et die herut reicken.“ Nu ritt he weg, da kuͤmmt ſo’n Minſk to uͤm, de fraͤgt ’n, wo he hen wull. „O na den neggſten Ort.“ — „Wu he dann heite?“ — „Ferenand getruͤ.“ — „Suͤ, da hewe wie ja faſt den ſuͤlwigen Namen, ik heite Ferenand un- getruͤ.“ Da trecket ſe beide na den neggſten Ort in dat Wertshus. Nu was et ſchlimm, dat de Ferenand unge- truͤ allet wuſte, wat ’n annerer dacht hadde un doen wulle; dat wuſt he doͤre ſo allerhand ſlimme Kunſte. Et was awerſt im Wertshuſe ſo’n wacker Maͤken, dat hadde ’n ſchier (klares) Angeſicht un drog ſik ſo huͤbſch; dat verleiv ſik in den Ferenand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/227
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/227>, abgerufen am 19.12.2024.