Weinglas seyn." Da ging der Teufel fort zu schlafen und die alte Großmutter hob den Stein auf und ließ den Soldaten heraus: "Hast du auch alles wohl in Acht genommen?" "Ja," sprach er, und mußte auf einem andern Weg durch's Fenster schnell zu seinen Gesellen gehen, damit ihn der Teufel nicht merkte. -- Wie er nun zu den andern kam, erzählte er ihnen, was er gehört hatte und nun könnten sie rathen, was sonst keine Seele gerathen hätte; da waren sie alle fröhlich und guter Dinge und peitschten sich Geld genug. Als nun die sieben Jahre völlig herum waren, kam der Teufel mit dem Buche, zeigte die Unterschriften und sprach: "ich will euch nun in die Hölle mitnehmen, da sollt ihr eine Mahlzeit haben, könnt ihr mir rathen, was ihr für einen Braten werdet zu essen kriegen, so sollt ihr frei und los seyn und das Peitschgen dazu behalten." Da fing der erste Soldat an: "in der großen Nordsee liegt eine todte Meerkatze, das wird wohl der Braten seyn." Der Teufel ärgerte sich, machte hm! hm! hm! und fragte den zweiten: "was soll euer Löffel seyn?" Da antwortete er: "von einem Wallfisch die Rippe, das soll unser silberner Löffel seyn." Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal hm! hm! hm! und sprach zum dritten: "was soll euer Weinglas seyn." "Ein alter Pferdefuß, das soll unser Weinglas seyn." Da flog der Teu-
Weinglas ſeyn.“ Da ging der Teufel fort zu ſchlafen und die alte Großmutter hob den Stein auf und ließ den Soldaten heraus: „Haſt du auch alles wohl in Acht genommen?“ „Ja,“ ſprach er, und mußte auf einem andern Weg durch’s Fenſter ſchnell zu ſeinen Geſellen gehen, damit ihn der Teufel nicht merkte. — Wie er nun zu den andern kam, erzaͤhlte er ihnen, was er gehoͤrt hatte und nun koͤnnten ſie rathen, was ſonſt keine Seele gerathen haͤtte; da waren ſie alle froͤhlich und guter Dinge und peitſchten ſich Geld genug. Als nun die ſieben Jahre voͤllig herum waren, kam der Teufel mit dem Buche, zeigte die Unterſchriften und ſprach: „ich will euch nun in die Hoͤlle mitnehmen, da ſollt ihr eine Mahlzeit haben, koͤnnt ihr mir rathen, was ihr fuͤr einen Braten werdet zu eſſen kriegen, ſo ſollt ihr frei und los ſeyn und das Peitſchgen dazu behalten.“ Da fing der erſte Soldat an: „in der großen Nordſee liegt eine todte Meerkatze, das wird wohl der Braten ſeyn.“ Der Teufel aͤrgerte ſich, machte hm! hm! hm! und fragte den zweiten: „was ſoll euer Loͤffel ſeyn?“ Da antwortete er: „von einem Wallfiſch die Rippe, das ſoll unſer ſilberner Loͤffel ſeyn.“ Der Teufel ſchnitt ein Geſicht, knurrte wieder dreimal hm! hm! hm! und ſprach zum dritten: „was ſoll euer Weinglas ſeyn.“ „Ein alter Pferdefuß, das ſoll unſer Weinglas ſeyn.“ Da flog der Teu-
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Weinglas ſeyn.“ Da ging der Teufel fort zu
ſchlafen und die alte Großmutter hob den Stein
auf und ließ den Soldaten heraus: „Haſt du
auch alles wohl in Acht genommen?“ „Ja,“
ſprach er, und mußte auf einem andern Weg
durch’s Fenſter ſchnell zu ſeinen Geſellen gehen,
damit ihn der Teufel nicht merkte. — Wie er
nun zu den andern kam, erzaͤhlte er ihnen, was
er gehoͤrt hatte und nun koͤnnten ſie rathen, was
ſonſt keine Seele gerathen haͤtte; da waren ſie
alle froͤhlich und guter Dinge und peitſchten ſich
Geld genug. Als nun die ſieben Jahre voͤllig
herum waren, kam der Teufel mit dem Buche,
zeigte die Unterſchriften und ſprach: „ich will euch
nun in die Hoͤlle mitnehmen, da ſollt ihr eine
Mahlzeit haben, koͤnnt ihr mir rathen, was ihr
fuͤr einen Braten werdet zu eſſen kriegen, ſo ſollt
ihr frei und los ſeyn und das Peitſchgen dazu
behalten.“ Da fing der erſte Soldat an: „in
der großen Nordſee liegt eine todte Meerkatze,
das wird wohl der Braten ſeyn.“ Der Teufel
aͤrgerte ſich, machte hm! hm! hm! und fragte
den zweiten: „was ſoll euer Loͤffel ſeyn?“ Da
antwortete er: „von einem Wallfiſch die Rippe,
das ſoll unſer ſilberner Loͤffel ſeyn.“ Der Teufel
ſchnitt ein Geſicht, knurrte wieder dreimal hm!
hm! hm! und ſprach zum dritten: „was ſoll
euer Weinglas ſeyn.“ „Ein alter Pferdefuß,
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/224>, abgerufen am 18.12.2024.
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