und wollte sich schon helfen, und ging dahin, als wär' die ganze Welt sein.
Da meldeten sie sich alle drei bei der Prinzes- sin und sagten, sie sollte ihnen ihr Räthsel vorle- gen; es wären die rechten Leute angekommen, die hätten einen feinen Verstand, den könnte man wohl in eine Nadel fädeln. Da sprach die Prinzessin: "ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was für Farben ist das? "Wenn's weiter nichts ist, sagte der erste, es wird schwarz und weiß seyn, wie Kümmel und Salz." Die Prinzessin sprach: "falsch gerathen, antworte der zweite." Da sagte der zweite: "ist's nicht schwarz und weiß, so ist's braun und roth, wie meines Vaters Bratenrock." Falsch gerathen, sagte die Prinzessin, antworte der dritte, dem seh ich's an, der weiß es sicherlich." Da trat das Schneiderlein hervor und sprach: "die Prinzessin hat ein silbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf und das sind die zweierlei Farben." Wie die Prinzeß das hörte, ward sie blaß und wäre vor Schrecken beinah hingefallen, denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und sie hatte geglaubt, das würde kein Mensch auf der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wieder- kam, sprach sie: "damit hast du mich noch nicht gewonnen, du mußt noch eins thun, unten im Stall liegt ein Bär, bei dem sollst du die Nacht zubringen, wenn ich dann morgen aufstehe und du bist noch lebendig, so sollst du mich heirathen."
Kindermährchen II. L
und wollte ſich ſchon helfen, und ging dahin, als waͤr’ die ganze Welt ſein.
Da meldeten ſie ſich alle drei bei der Prinzeſ- ſin und ſagten, ſie ſollte ihnen ihr Raͤthſel vorle- gen; es waͤren die rechten Leute angekommen, die haͤtten einen feinen Verſtand, den koͤnnte man wohl in eine Nadel faͤdeln. Da ſprach die Prinzeſſin: „ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was fuͤr Farben iſt das? „Wenn’s weiter nichts iſt, ſagte der erſte, es wird ſchwarz und weiß ſeyn, wie Kuͤmmel und Salz.“ Die Prinzeſſin ſprach: „falſch gerathen, antworte der zweite.“ Da ſagte der zweite: „iſt’s nicht ſchwarz und weiß, ſo iſt’s braun und roth, wie meines Vaters Bratenrock.“ Falſch gerathen, ſagte die Prinzeſſin, antworte der dritte, dem ſeh ich’s an, der weiß es ſicherlich.“ Da trat das Schneiderlein hervor und ſprach: „die Prinzeſſin hat ein ſilbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf und das ſind die zweierlei Farben.“ Wie die Prinzeß das hoͤrte, ward ſie blaß und waͤre vor Schrecken beinah hingefallen, denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und ſie hatte geglaubt, das wuͤrde kein Menſch auf der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wieder- kam, ſprach ſie: „damit haſt du mich noch nicht gewonnen, du mußt noch eins thun, unten im Stall liegt ein Baͤr, bei dem ſollſt du die Nacht zubringen, wenn ich dann morgen aufſtehe und du biſt noch lebendig, ſo ſollſt du mich heirathen.“
Kindermährchen II. L
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und wollte ſich ſchon helfen, und ging dahin, als
waͤr’ die ganze Welt ſein.
Da meldeten ſie ſich alle drei bei der Prinzeſ-
ſin und ſagten, ſie ſollte ihnen ihr Raͤthſel vorle-
gen; es waͤren die rechten Leute angekommen, die
haͤtten einen feinen Verſtand, den koͤnnte man wohl
in eine Nadel faͤdeln. Da ſprach die Prinzeſſin:
„ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was
fuͤr Farben iſt das? „Wenn’s weiter nichts iſt,
ſagte der erſte, es wird ſchwarz und weiß ſeyn,
wie Kuͤmmel und Salz.“ Die Prinzeſſin ſprach:
„falſch gerathen, antworte der zweite.“ Da ſagte
der zweite: „iſt’s nicht ſchwarz und weiß, ſo iſt’s
braun und roth, wie meines Vaters Bratenrock.“
Falſch gerathen, ſagte die Prinzeſſin, antworte
der dritte, dem ſeh ich’s an, der weiß es ſicherlich.“
Da trat das Schneiderlein hervor und ſprach:
„die Prinzeſſin hat ein ſilbernes und ein goldenes
Haar auf dem Kopf und das ſind die zweierlei
Farben.“ Wie die Prinzeß das hoͤrte, ward ſie
blaß und waͤre vor Schrecken beinah hingefallen,
denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und ſie
hatte geglaubt, das wuͤrde kein Menſch auf der
Welt herausbringen. Als ihr das Herz wieder-
kam, ſprach ſie: „damit haſt du mich noch nicht
gewonnen, du mußt noch eins thun, unten im
Stall liegt ein Baͤr, bei dem ſollſt du die Nacht
zubringen, wenn ich dann morgen aufſtehe und
du biſt noch lebendig, ſo ſollſt du mich heirathen.“
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/182>, abgerufen am 18.12.2024.
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