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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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gehalten, und wir sind fest überzeugt, will
man noch jetzt in allen gesegneten Theilen un-
seres Vaterlandes suchen, es werden auf die-
sem Wege ungeachtete Schätze sich in unge-
glaubte verwandeln und die Wissenschaft von
dem Ursprung unserer Poesie gründen helfen.
Gerade so ist es mit den vielen Mundarten
unserer Sprache, in welchen der größte Theil
der Worte und Eigenthümlichkeiten, die man
längst für ausgestorben hält, noch unerkannt
fortlebt.

Wir wollten indeß durch unsere Samm-
lung nicht blos der Geschichte der Poesie einen
Dienst erweisen, es war zugleich Absicht, daß
die Poesie selbst, die darin lebendig ist, wirke:
erfreue, wen sie erfreuen kann, und darum
auch, daß ein eigentliches Erziehungsbuch
daraus werde. Gegen das letztere ist einge-
wendet worden, daß doch eins und das an-
dere in Verlegenheit setze und für Kinder un-
passend oder anstößig sey (wie die Berührung
mancher Zustände und Verhältnisse, auch vom
Teufel ließ man sie nicht gern etwas böses hö-
ren) und Eltern es ihnen geradezu nicht in

gehalten, und wir ſind feſt uͤberzeugt, will
man noch jetzt in allen geſegneten Theilen un-
ſeres Vaterlandes ſuchen, es werden auf die-
ſem Wege ungeachtete Schaͤtze ſich in unge-
glaubte verwandeln und die Wiſſenſchaft von
dem Urſprung unſerer Poeſie gruͤnden helfen.
Gerade ſo iſt es mit den vielen Mundarten
unſerer Sprache, in welchen der groͤßte Theil
der Worte und Eigenthuͤmlichkeiten, die man
laͤngſt fuͤr ausgeſtorben haͤlt, noch unerkannt
fortlebt.

Wir wollten indeß durch unſere Samm-
lung nicht blos der Geſchichte der Poeſie einen
Dienſt erweiſen, es war zugleich Abſicht, daß
die Poeſie ſelbſt, die darin lebendig iſt, wirke:
erfreue, wen ſie erfreuen kann, und darum
auch, daß ein eigentliches Erziehungsbuch
daraus werde. Gegen das letztere iſt einge-
wendet worden, daß doch eins und das an-
dere in Verlegenheit ſetze und fuͤr Kinder un-
paſſend oder anſtoͤßig ſey (wie die Beruͤhrung
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[VIII/0013] gehalten, und wir ſind feſt uͤberzeugt, will man noch jetzt in allen geſegneten Theilen un- ſeres Vaterlandes ſuchen, es werden auf die- ſem Wege ungeachtete Schaͤtze ſich in unge- glaubte verwandeln und die Wiſſenſchaft von dem Urſprung unſerer Poeſie gruͤnden helfen. Gerade ſo iſt es mit den vielen Mundarten unſerer Sprache, in welchen der groͤßte Theil der Worte und Eigenthuͤmlichkeiten, die man laͤngſt fuͤr ausgeſtorben haͤlt, noch unerkannt fortlebt. Wir wollten indeß durch unſere Samm- lung nicht blos der Geſchichte der Poeſie einen Dienſt erweiſen, es war zugleich Abſicht, daß die Poeſie ſelbſt, die darin lebendig iſt, wirke: erfreue, wen ſie erfreuen kann, und darum auch, daß ein eigentliches Erziehungsbuch daraus werde. Gegen das letztere iſt einge- wendet worden, daß doch eins und das an- dere in Verlegenheit ſetze und fuͤr Kinder un- paſſend oder anſtoͤßig ſey (wie die Beruͤhrung mancher Zuſtaͤnde und Verhaͤltniſſe, auch vom Teufel ließ man ſie nicht gern etwas boͤſes hoͤ- ren) und Eltern es ihnen geradezu nicht in

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/13>, abgerufen am 18.12.2024.