zog in der Welt herum, griff oft in die Tasche und kaufte für seine Braut das Schönste was ihm nur vor die Augen kam, that nichts Böses, son- dern Gutes, wo er konnte, und gab den Armen, daß sie für ihn beteten. Da erzeigte ihm Gott die Gnade, daß die drei Jahre verflossen und er gesund und lebendig blieb. Wie nun die Zeit her- um war, ging er wieder hinaus auf die Heide und setzte sich unter den Ring von Bäumen. Da sauste es wieder ganz gewaltig daher und der Teu- fel kam ganz brummend und giftig und warf ihm seinen alten Rock hin und forderte den grünen. Da zog ihn der Jüngling mit Freuden aus und reichte ihn dem Teufel und war nun frei und reich auf immer. Dann ging er nach Haus, machte sich rein und putzte sich aus und zog fort zu seiner Braut. Als er an's Thor kam, begegnete ihm der Vater; er grüßte ihn und gab sich als den Bräutigam an, aber der Vater erkannte ihn nicht und wollte ihm nicht glauben. Da ging er hin- auf zur Braut, die wollte ihm auch nicht glau- ben. Endlich fragte er, ob sie den halben Ring noch habe. Da sagte sie ja, ging hin und holte ihn; er aber zog den seinen heraus und hielt ihn daran, da paßten sie zusam- men und war es gewiß, daß es niemand als ihr Bräutigam seyn konnte. Und wie sie nun sah, daß es ein schöner Mann war, freute sie sich und hatte ihn lieb und sie hielten Hochzeit miteinan-
zog in der Welt herum, griff oft in die Taſche und kaufte fuͤr ſeine Braut das Schoͤnſte was ihm nur vor die Augen kam, that nichts Boͤſes, ſon- dern Gutes, wo er konnte, und gab den Armen, daß ſie fuͤr ihn beteten. Da erzeigte ihm Gott die Gnade, daß die drei Jahre verfloſſen und er geſund und lebendig blieb. Wie nun die Zeit her- um war, ging er wieder hinaus auf die Heide und ſetzte ſich unter den Ring von Baͤumen. Da ſauſte es wieder ganz gewaltig daher und der Teu- fel kam ganz brummend und giftig und warf ihm ſeinen alten Rock hin und forderte den gruͤnen. Da zog ihn der Juͤngling mit Freuden aus und reichte ihn dem Teufel und war nun frei und reich auf immer. Dann ging er nach Haus, machte ſich rein und putzte ſich aus und zog fort zu ſeiner Braut. Als er an’s Thor kam, begegnete ihm der Vater; er gruͤßte ihn und gab ſich als den Braͤutigam an, aber der Vater erkannte ihn nicht und wollte ihm nicht glauben. Da ging er hin- auf zur Braut, die wollte ihm auch nicht glau- ben. Endlich fragte er, ob ſie den halben Ring noch habe. Da ſagte ſie ja, ging hin und holte ihn; er aber zog den ſeinen heraus und hielt ihn daran, da paßten ſie zuſam- men und war es gewiß, daß es niemand als ihr Braͤutigam ſeyn konnte. Und wie ſie nun ſah, daß es ein ſchoͤner Mann war, freute ſie ſich und hatte ihn lieb und ſie hielten Hochzeit miteinan-
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zog in der Welt herum, griff oft in die Taſche
und kaufte fuͤr ſeine Braut das Schoͤnſte was ihm
nur vor die Augen kam, that nichts Boͤſes, ſon-
dern Gutes, wo er konnte, und gab den Armen,
daß ſie fuͤr ihn beteten. Da erzeigte ihm Gott
die Gnade, daß die drei Jahre verfloſſen und er
geſund und lebendig blieb. Wie nun die Zeit her-
um war, ging er wieder hinaus auf die Heide
und ſetzte ſich unter den Ring von Baͤumen. Da
ſauſte es wieder ganz gewaltig daher und der Teu-
fel kam ganz brummend und giftig und warf ihm
ſeinen alten Rock hin und forderte den gruͤnen.
Da zog ihn der Juͤngling mit Freuden aus und
reichte ihn dem Teufel und war nun frei und reich
auf immer. Dann ging er nach Haus, machte
ſich rein und putzte ſich aus und zog fort zu ſeiner
Braut. Als er an’s Thor kam, begegnete ihm
der Vater; er gruͤßte ihn und gab ſich als den
Braͤutigam an, aber der Vater erkannte ihn nicht
und wollte ihm nicht glauben. Da ging er hin-
auf zur Braut, die wollte ihm auch nicht glau-
ben. Endlich fragte er, ob ſie den halben
Ring noch habe. Da ſagte ſie ja, ging hin
und holte ihn; er aber zog den ſeinen heraus
und hielt ihn daran, da paßten ſie zuſam-
men und war es gewiß, daß es niemand als ihr
Braͤutigam ſeyn konnte. Und wie ſie nun ſah,
daß es ein ſchoͤner Mann war, freute ſie ſich und
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/123>, abgerufen am 18.12.2024.
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