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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und that es auf die Tafel; er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor, und sprach 'im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,' und sprachs dreimal, aber die Gebeine rührten sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. 'Du Blitzmädel, steh auf,' rief er, 'steh auf, oder es geht dir nicht gut.' Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach 'du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?' 'Bruderherz, ich habs gemacht, so gut ich konnte' antwortete er. 'Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen.' Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr 'im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,' und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher. Nun gieng der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus: der Bruder Lustig war froh daß es so gut abgelaufen war, ärgerte sich aber doch daß er nichts dafür nehmen sollte. 'Jch möchte nur wissen,' dachte er, 'was der für Mucken im Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.' Nun bot der König dem Bruder Lustig an was er haben wollte, er

er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und that es auf die Tafel; er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor, und sprach ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,’ und sprachs dreimal, aber die Gebeine rührten sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. ‘Du Blitzmädel, steh auf,’ rief er, ‘steh auf, oder es geht dir nicht gut.’ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach ‘du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?’ ‘Bruderherz, ich habs gemacht, so gut ich konnte’ antwortete er. ‘Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen.’ Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,’ und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher. Nun gieng der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus: der Bruder Lustig war froh daß es so gut abgelaufen war, ärgerte sich aber doch daß er nichts dafür nehmen sollte. ‘Jch möchte nur wissen,’ dachte er, ‘was der für Mucken im Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.’ Nun bot der König dem Bruder Lustig an was er haben wollte, er

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er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und that es auf die Tafel; er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor, und sprach &#x2018;im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,&#x2019; und sprachs dreimal, aber die Gebeine rührten sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. &#x2018;Du Blitzmädel, steh auf,&#x2019; rief er, &#x2018;steh auf, oder es geht dir nicht gut.&#x2019; Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach &#x2018;du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?&#x2019; &#x2018;Bruderherz, ich habs gemacht, so gut ich konnte&#x2019; antwortete er. &#x2018;Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen.&#x2019; Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr &#x2018;im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,&#x2019; und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher. Nun gieng der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus: der Bruder Lustig war froh daß es so gut abgelaufen war, ärgerte sich aber doch daß er nichts dafür nehmen sollte. &#x2018;Jch möchte nur wissen,&#x2019; dachte er, &#x2018;was der für Mucken im Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.&#x2019; Nun bot der König dem Bruder Lustig an was er haben wollte, er
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[408/0441] er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und that es auf die Tafel; er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor, und sprach ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,’ und sprachs dreimal, aber die Gebeine rührten sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. ‘Du Blitzmädel, steh auf,’ rief er, ‘steh auf, oder es geht dir nicht gut.’ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach ‘du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?’ ‘Bruderherz, ich habs gemacht, so gut ich konnte’ antwortete er. ‘Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen.’ Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,’ und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher. Nun gieng der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus: der Bruder Lustig war froh daß es so gut abgelaufen war, ärgerte sich aber doch daß er nichts dafür nehmen sollte. ‘Jch möchte nur wissen,’ dachte er, ‘was der für Mucken im Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.’ Nun bot der König dem Bruder Lustig an was er haben wollte, er

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/441>, abgerufen am 25.11.2024.