Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.weil der König sah daß der andere gerne was wollte, ließ er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen mit Gold anfüllen. Sie zogen darauf weiter und wie sie in einen Wald kamen, sprach der heil. Petrus zum Bruder Lustig 'jetzt wollen wir das Gold theilen.' 'Ja,' antwortete er, 'das wollen wir thun.' Da theilte der heil. Petrus das Gold, und theilte es in drei Theile. Dachte der Bruder Lustig 'was er wieder für einen Sparren im Kopf hat! macht drei Theile, und unser sind zwei.' Der heil. Petrus aber sprach 'nun habe ich genau getheilt, ein Theil für mich, ein Theil für dich, und ein Theil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat.' 'O, das hab ich gegessen,' antwortete der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, 'das kannst du mir glauben.' 'Wie kann das wahr sein,' sprach der heil. Petrus, 'ein Lamm hat ja kein Herz.' 'Ei was, Bruder, wo denkst du hin! ein Lamm hat ja ein Herz, so gut wie jedes Thier, warum sollte das allein keins haben?' 'Nun, es ist schon gut,' sagte der heil. Petrus, 'behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.' 'Wie du willst, Bruderherz,' antwortete der Soldat, 'leb wohl.' Da gieng der heil. Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dachte 'es ist gut, daß er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger.' Nun hatte er zwar Geld genug, wußte aber nicht mit umzugehen, verthats, verschenkts, und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte daß die Königstochter gestorben wäre. 'Holla,' dachte er, 'das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen, und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.' Gieng also zum König und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte weil der König sah daß der andere gerne was wollte, ließ er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen mit Gold anfüllen. Sie zogen darauf weiter und wie sie in einen Wald kamen, sprach der heil. Petrus zum Bruder Lustig ‘jetzt wollen wir das Gold theilen.’ ‘Ja,’ antwortete er, ‘das wollen wir thun.’ Da theilte der heil. Petrus das Gold, und theilte es in drei Theile. Dachte der Bruder Lustig ‘was er wieder für einen Sparren im Kopf hat! macht drei Theile, und unser sind zwei.’ Der heil. Petrus aber sprach ‘nun habe ich genau getheilt, ein Theil für mich, ein Theil für dich, und ein Theil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat.’ ‘O, das hab ich gegessen,’ antwortete der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, ‘das kannst du mir glauben.’ ‘Wie kann das wahr sein,’ sprach der heil. Petrus, ‘ein Lamm hat ja kein Herz.’ ‘Ei was, Bruder, wo denkst du hin! ein Lamm hat ja ein Herz, so gut wie jedes Thier, warum sollte das allein keins haben?’ ‘Nun, es ist schon gut,’ sagte der heil. Petrus, ‘behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.’ ‘Wie du willst, Bruderherz,’ antwortete der Soldat, ‘leb wohl.’ Da gieng der heil. Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dachte ‘es ist gut, daß er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger.’ Nun hatte er zwar Geld genug, wußte aber nicht mit umzugehen, verthats, verschenkts, und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte daß die Königstochter gestorben wäre. ‘Holla,’ dachte er, ‘das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen, und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.’ Gieng also zum König und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0440" n="407"/> weil der König sah daß der andere gerne was wollte, ließ er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen mit Gold anfüllen.</p><lb/> <p>Sie zogen darauf weiter und wie sie in einen Wald kamen, sprach der heil. Petrus zum Bruder Lustig ‘jetzt wollen wir das Gold theilen.’ ‘Ja,’ antwortete er, ‘das wollen wir thun.’ Da theilte der heil. Petrus das Gold, und theilte es in drei Theile. Dachte der Bruder Lustig ‘was er wieder für einen Sparren im Kopf hat! macht drei Theile, und unser sind zwei.’ Der heil. Petrus aber sprach ‘nun habe ich genau getheilt, ein Theil für mich, ein Theil für dich, und ein Theil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat.’ ‘O, das hab ich gegessen,’ antwortete der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, ‘das kannst du mir glauben.’ ‘Wie kann das wahr sein,’ sprach der heil. Petrus, ‘ein Lamm hat ja kein Herz.’ ‘Ei was, Bruder, wo denkst du hin! ein Lamm hat ja ein Herz, so gut wie jedes Thier, warum sollte das allein keins haben?’ ‘Nun, es ist schon gut,’ sagte der heil. Petrus, ‘behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.’ ‘Wie du willst, Bruderherz,’ antwortete der Soldat, ‘leb wohl.’</p><lb/> <p>Da gieng der heil. Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dachte ‘es ist gut, daß er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger.’ Nun hatte er zwar Geld genug, wußte aber nicht mit umzugehen, verthats, verschenkts, und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte daß die Königstochter gestorben wäre. ‘Holla,’ dachte er, ‘das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen, und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.’ Gieng also zum König und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte </p> </div> </body> </text> </TEI> [407/0440]
weil der König sah daß der andere gerne was wollte, ließ er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen mit Gold anfüllen.
Sie zogen darauf weiter und wie sie in einen Wald kamen, sprach der heil. Petrus zum Bruder Lustig ‘jetzt wollen wir das Gold theilen.’ ‘Ja,’ antwortete er, ‘das wollen wir thun.’ Da theilte der heil. Petrus das Gold, und theilte es in drei Theile. Dachte der Bruder Lustig ‘was er wieder für einen Sparren im Kopf hat! macht drei Theile, und unser sind zwei.’ Der heil. Petrus aber sprach ‘nun habe ich genau getheilt, ein Theil für mich, ein Theil für dich, und ein Theil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat.’ ‘O, das hab ich gegessen,’ antwortete der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, ‘das kannst du mir glauben.’ ‘Wie kann das wahr sein,’ sprach der heil. Petrus, ‘ein Lamm hat ja kein Herz.’ ‘Ei was, Bruder, wo denkst du hin! ein Lamm hat ja ein Herz, so gut wie jedes Thier, warum sollte das allein keins haben?’ ‘Nun, es ist schon gut,’ sagte der heil. Petrus, ‘behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.’ ‘Wie du willst, Bruderherz,’ antwortete der Soldat, ‘leb wohl.’
Da gieng der heil. Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dachte ‘es ist gut, daß er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger.’ Nun hatte er zwar Geld genug, wußte aber nicht mit umzugehen, verthats, verschenkts, und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte daß die Königstochter gestorben wäre. ‘Holla,’ dachte er, ‘das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen, und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.’ Gieng also zum König und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google Books (University of Oxford, Taylor Institution Library): Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-03T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |