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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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Rachen und sprach 'wo sind die sieben Zungen des Drachen?' Da erschrack der Marschall, ward bleich und wußte nicht was er antworten sollte, endlich sagte er in der Angst 'Drachen haben keine Zungen.' Sprach der Jäger 'die Lügner sollten keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,' und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin, und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehörte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Königstochter gestickt war, und zeigte es der Jungfrau und fragte sie wem sie es gegeben hätte, da antwortete sie 'dem, der den Drachen getödtet hat.' Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Löwen des goldene Schloß ab, und zeigte es der Jungfrau und fragte wem es angehörte. Antwortete sie 'das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen.' Da sprach der Jäger 'als ich müde von dem Kampf geruht und geschlafen habe, da ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen. Dann hat er die Königstochter fortgetragen und vorgegeben er sei es gewesen, der den Drachen getödtet habe; und daß er gelogen hat, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband.' Und dann erzählte er wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt hätten, und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen und endlich wieder hierher gekommen wäre, wo er den Betrug des Marschalls durch die Erzählung des Wirthes erfahren hätte. Da fragte der König seine Tochter, 'ist es wahr, daß dieser den Drachen getödtet hat?' Da antwortete sie 'ja, es ist wahr; jetzt

Rachen und sprach ‘wo sind die sieben Zungen des Drachen?’ Da erschrack der Marschall, ward bleich und wußte nicht was er antworten sollte, endlich sagte er in der Angst ‘Drachen haben keine Zungen.’ Sprach der Jäger ‘die Lügner sollten keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,’ und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin, und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehörte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Königstochter gestickt war, und zeigte es der Jungfrau und fragte sie wem sie es gegeben hätte, da antwortete sie ‘dem, der den Drachen getödtet hat.’ Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Löwen des goldene Schloß ab, und zeigte es der Jungfrau und fragte wem es angehörte. Antwortete sie ‘das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen.’ Da sprach der Jäger ‘als ich müde von dem Kampf geruht und geschlafen habe, da ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen. Dann hat er die Königstochter fortgetragen und vorgegeben er sei es gewesen, der den Drachen getödtet habe; und daß er gelogen hat, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband.’ Und dann erzählte er wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt hätten, und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen und endlich wieder hierher gekommen wäre, wo er den Betrug des Marschalls durch die Erzählung des Wirthes erfahren hätte. Da fragte der König seine Tochter, ‘ist es wahr, daß dieser den Drachen getödtet hat?’ Da antwortete sie ‘ja, es ist wahr; jetzt

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[380/0462] Rachen und sprach ‘wo sind die sieben Zungen des Drachen?’ Da erschrack der Marschall, ward bleich und wußte nicht was er antworten sollte, endlich sagte er in der Angst ‘Drachen haben keine Zungen.’ Sprach der Jäger ‘die Lügner sollten keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,’ und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin, und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehörte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Königstochter gestickt war, und zeigte es der Jungfrau und fragte sie wem sie es gegeben hätte, da antwortete sie ‘dem, der den Drachen getödtet hat.’ Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Löwen des goldene Schloß ab, und zeigte es der Jungfrau und fragte wem es angehörte. Antwortete sie ‘das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen.’ Da sprach der Jäger ‘als ich müde von dem Kampf geruht und geschlafen habe, da ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen. Dann hat er die Königstochter fortgetragen und vorgegeben er sei es gewesen, der den Drachen getödtet habe; und daß er gelogen hat, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband.’ Und dann erzählte er wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt hätten, und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen und endlich wieder hierher gekommen wäre, wo er den Betrug des Marschalls durch die Erzählung des Wirthes erfahren hätte. Da fragte der König seine Tochter, ‘ist es wahr, daß dieser den Drachen getödtet hat?’ Da antwortete sie ‘ja, es ist wahr; jetzt

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/462>, abgerufen am 22.11.2024.