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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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wird er übermüthig und prahlt mit seiner List, die den Abscheu und die Verachtung der Thiere hervor ruft, so daß er sich ein Ohr abschneiden muß, um nicht erkannt zu werden.

Besonderer Beachtung werth sind die Überlieferungen der Jndianer in Nordamerika. Der Herausgeber, der seine Jugend unter den Wilden verlebte, hat sie aus dem Mund einer alten Jndianerin, die ihn pflegte, vernommen. Er hat wohl die Darstellung und den Ausdruck etwas ausgeschmückt, doch, muß man gestehen, mit Sorgfalt und Geschick. Die Wilden erscheinen nicht als ein rohes, vielmehr als ein geistig ausgestattetes und tiefsinniges, den edlern Richtungen der menschlichen Seele zugewandtes Volk, wie fremdartig ihre Sitte manchmal erscheint; man muß die tiefe Wahrheit und sinnreiche Kühnheit ihrer Bildersprache bewundern, ihren eindringenden Blick in die großartigen Erscheinungen der Natur wie in ihr heimliches Weben. An der Echtheit des Jnhalts wird niemand zweifeln, der das Wesen der Überlieferung kennt. Das Bedeutungsvolle und Mythische liegt offen da, aber es ist mit den Zuständen und Ereignissen des täglichen Lebens so innig verbunden, wie das Wunderbare und Unglaubliche. Die Thiere stehen mit den Menschen in vertraulichem Verkehr, und der kluge, in selbsterbauten Wohnungen lebende Biber wird noch zu diesen gezählt. Die Thiere entbehren nicht der menschlichen Sprache, ja der Grund wird ausdrücklich angegeben, warum ein Theil von ihnen mit dem Verlust derselben bestraft ward. Wie auf dieser Seite die menschliche Natur herab steigt, so erhebt sie sich auf der andern. Unsterbliche, die in den Höhen des Himmels oder in den Tiefen des Abgrunds ihre Heimat haben, treten mit den Bewohnern der Erde in nahen Verkehr, verbinden sich mit ihnen durch Heirath, indem sie eine Zeitlang menschliche Gestalt annehmen und sich menschlichen Trieben und Leidenschaften überlassen.

wird er übermüthig und prahlt mit seiner List, die den Abscheu und die Verachtung der Thiere hervor ruft, so daß er sich ein Ohr abschneiden muß, um nicht erkannt zu werden.

Besonderer Beachtung werth sind die Überlieferungen der Jndianer in Nordamerika. Der Herausgeber, der seine Jugend unter den Wilden verlebte, hat sie aus dem Mund einer alten Jndianerin, die ihn pflegte, vernommen. Er hat wohl die Darstellung und den Ausdruck etwas ausgeschmückt, doch, muß man gestehen, mit Sorgfalt und Geschick. Die Wilden erscheinen nicht als ein rohes, vielmehr als ein geistig ausgestattetes und tiefsinniges, den edlern Richtungen der menschlichen Seele zugewandtes Volk, wie fremdartig ihre Sitte manchmal erscheint; man muß die tiefe Wahrheit und sinnreiche Kühnheit ihrer Bildersprache bewundern, ihren eindringenden Blick in die großartigen Erscheinungen der Natur wie in ihr heimliches Weben. An der Echtheit des Jnhalts wird niemand zweifeln, der das Wesen der Überlieferung kennt. Das Bedeutungsvolle und Mythische liegt offen da, aber es ist mit den Zuständen und Ereignissen des täglichen Lebens so innig verbunden, wie das Wunderbare und Unglaubliche. Die Thiere stehen mit den Menschen in vertraulichem Verkehr, und der kluge, in selbsterbauten Wohnungen lebende Biber wird noch zu diesen gezählt. Die Thiere entbehren nicht der menschlichen Sprache, ja der Grund wird ausdrücklich angegeben, warum ein Theil von ihnen mit dem Verlust derselben bestraft ward. Wie auf dieser Seite die menschliche Natur herab steigt, so erhebt sie sich auf der andern. Unsterbliche, die in den Höhen des Himmels oder in den Tiefen des Abgrunds ihre Heimat haben, treten mit den Bewohnern der Erde in nahen Verkehr, verbinden sich mit ihnen durch Heirath, indem sie eine Zeitlang menschliche Gestalt annehmen und sich menschlichen Trieben und Leidenschaften überlassen.

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[XXX/0036] wird er übermüthig und prahlt mit seiner List, die den Abscheu und die Verachtung der Thiere hervor ruft, so daß er sich ein Ohr abschneiden muß, um nicht erkannt zu werden. Besonderer Beachtung werth sind die Überlieferungen der Jndianer in Nordamerika. Der Herausgeber, der seine Jugend unter den Wilden verlebte, hat sie aus dem Mund einer alten Jndianerin, die ihn pflegte, vernommen. Er hat wohl die Darstellung und den Ausdruck etwas ausgeschmückt, doch, muß man gestehen, mit Sorgfalt und Geschick. Die Wilden erscheinen nicht als ein rohes, vielmehr als ein geistig ausgestattetes und tiefsinniges, den edlern Richtungen der menschlichen Seele zugewandtes Volk, wie fremdartig ihre Sitte manchmal erscheint; man muß die tiefe Wahrheit und sinnreiche Kühnheit ihrer Bildersprache bewundern, ihren eindringenden Blick in die großartigen Erscheinungen der Natur wie in ihr heimliches Weben. An der Echtheit des Jnhalts wird niemand zweifeln, der das Wesen der Überlieferung kennt. Das Bedeutungsvolle und Mythische liegt offen da, aber es ist mit den Zuständen und Ereignissen des täglichen Lebens so innig verbunden, wie das Wunderbare und Unglaubliche. Die Thiere stehen mit den Menschen in vertraulichem Verkehr, und der kluge, in selbsterbauten Wohnungen lebende Biber wird noch zu diesen gezählt. Die Thiere entbehren nicht der menschlichen Sprache, ja der Grund wird ausdrücklich angegeben, warum ein Theil von ihnen mit dem Verlust derselben bestraft ward. Wie auf dieser Seite die menschliche Natur herab steigt, so erhebt sie sich auf der andern. Unsterbliche, die in den Höhen des Himmels oder in den Tiefen des Abgrunds ihre Heimat haben, treten mit den Bewohnern der Erde in nahen Verkehr, verbinden sich mit ihnen durch Heirath, indem sie eine Zeitlang menschliche Gestalt annehmen und sich menschlichen Trieben und Leidenschaften überlassen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. XXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/36>, abgerufen am 24.11.2024.