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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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hast du dein Geld in der Tasche' und war ganz vergnügt. Aber es wollte niemand kommen und auszahlen. 'Es ist kein Verlaß mehr auf jemand,' sprach er, und endlich riß ihm die Geduld, daß er in die Stadt zu dem Fleischer gieng und sein Geld forderte. Der Fleischer meinte, es wäre ein Spaß, aber der Bauer sagte 'Spaß beiseite, ich will mein Geld: hat der große Hund euch nicht die ganze geschlachtete Kuh vor drei Tagen heim gebracht?' Da ward der Fleischer zornig, griff nach einem Besenstiel und jagte ihn hinaus. 'Wart,' sprach der Bauer, 'es gibt noch Gerechtigkeit auf der Welt!' und gieng in das königliche Schloß und bat sich Gehör aus. Er ward vor den König geführt, der da saß mit seiner Tochter und fragte was ihm für ein Leid wiederfahren wäre? 'Ach,' sagte er, 'die Frösche und die Hunde haben mir das Meinige genommen, und der Metzger hat mich dafür mit dem Stock bezahlt,' und erzählte weitläufig wie es zugegangen war. Darüber fieng die Königstochter laut an zu lachen, und der König sprach zu ihm 'Recht kann ich dir hier nicht geben, aber dafür sollst du meine Tochter zur Frau haben: ihr Lebtag hat sie noch nicht gelacht, als eben über dich, und ich habe sie dem versprochen, der sie zum Lachen brächte. Du kannst Gott für dein Glück danken.' 'O,' antwortete der Bauer, 'ich will sie gar nicht: ich habe daheim nur eine einzige Frau, und die ist mir schon zuviel: wenn ich nach Haus komme, so ist mir nicht anders als ob in jedem Winkel eine stände.' Da ward der König zornig und sagte 'du bist ein Grobian.' 'Ach, Herr König,' antwortete der Bauer, 'was könnt Jhr von einem Ochsen anders erwarten, als Rindfleisch!' 'Warte,' erwiederte der König, 'du sollst einen andern Lohn

hast du dein Geld in der Tasche’ und war ganz vergnügt. Aber es wollte niemand kommen und auszahlen. ‘Es ist kein Verlaß mehr auf jemand,’ sprach er, und endlich riß ihm die Geduld, daß er in die Stadt zu dem Fleischer gieng und sein Geld forderte. Der Fleischer meinte, es wäre ein Spaß, aber der Bauer sagte ‘Spaß beiseite, ich will mein Geld: hat der große Hund euch nicht die ganze geschlachtete Kuh vor drei Tagen heim gebracht?’ Da ward der Fleischer zornig, griff nach einem Besenstiel und jagte ihn hinaus. ‘Wart,’ sprach der Bauer, ‘es gibt noch Gerechtigkeit auf der Welt!’ und gieng in das königliche Schloß und bat sich Gehör aus. Er ward vor den König geführt, der da saß mit seiner Tochter und fragte was ihm für ein Leid wiederfahren wäre? ‘Ach,’ sagte er, ‘die Frösche und die Hunde haben mir das Meinige genommen, und der Metzger hat mich dafür mit dem Stock bezahlt,’ und erzählte weitläufig wie es zugegangen war. Darüber fieng die Königstochter laut an zu lachen, und der König sprach zu ihm ‘Recht kann ich dir hier nicht geben, aber dafür sollst du meine Tochter zur Frau haben: ihr Lebtag hat sie noch nicht gelacht, als eben über dich, und ich habe sie dem versprochen, der sie zum Lachen brächte. Du kannst Gott für dein Glück danken.’ ‘O,’ antwortete der Bauer, ‘ich will sie gar nicht: ich habe daheim nur eine einzige Frau, und die ist mir schon zuviel: wenn ich nach Haus komme, so ist mir nicht anders als ob in jedem Winkel eine stände.’ Da ward der König zornig und sagte ‘du bist ein Grobian.’ ‘Ach, Herr König,’ antwortete der Bauer, ‘was könnt Jhr von einem Ochsen anders erwarten, als Rindfleisch!’ ‘Warte,’ erwiederte der König, ‘du sollst einen andern Lohn

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[46/0128] hast du dein Geld in der Tasche’ und war ganz vergnügt. Aber es wollte niemand kommen und auszahlen. ‘Es ist kein Verlaß mehr auf jemand,’ sprach er, und endlich riß ihm die Geduld, daß er in die Stadt zu dem Fleischer gieng und sein Geld forderte. Der Fleischer meinte, es wäre ein Spaß, aber der Bauer sagte ‘Spaß beiseite, ich will mein Geld: hat der große Hund euch nicht die ganze geschlachtete Kuh vor drei Tagen heim gebracht?’ Da ward der Fleischer zornig, griff nach einem Besenstiel und jagte ihn hinaus. ‘Wart,’ sprach der Bauer, ‘es gibt noch Gerechtigkeit auf der Welt!’ und gieng in das königliche Schloß und bat sich Gehör aus. Er ward vor den König geführt, der da saß mit seiner Tochter und fragte was ihm für ein Leid wiederfahren wäre? ‘Ach,’ sagte er, ‘die Frösche und die Hunde haben mir das Meinige genommen, und der Metzger hat mich dafür mit dem Stock bezahlt,’ und erzählte weitläufig wie es zugegangen war. Darüber fieng die Königstochter laut an zu lachen, und der König sprach zu ihm ‘Recht kann ich dir hier nicht geben, aber dafür sollst du meine Tochter zur Frau haben: ihr Lebtag hat sie noch nicht gelacht, als eben über dich, und ich habe sie dem versprochen, der sie zum Lachen brächte. Du kannst Gott für dein Glück danken.’ ‘O,’ antwortete der Bauer, ‘ich will sie gar nicht: ich habe daheim nur eine einzige Frau, und die ist mir schon zuviel: wenn ich nach Haus komme, so ist mir nicht anders als ob in jedem Winkel eine stände.’ Da ward der König zornig und sagte ‘du bist ein Grobian.’ ‘Ach, Herr König,’ antwortete der Bauer, ‘was könnt Jhr von einem Ochsen anders erwarten, als Rindfleisch!’ ‘Warte,’ erwiederte der König, ‘du sollst einen andern Lohn

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/128>, abgerufen am 22.11.2024.