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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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sprach der Fisch, 'wenn du mich wieder ins Wasser wirfst, so will ich dir noch einmal das Schloß mit dem Schrank voll Gesottenem und Gebratenem zurückgeben; nur halt dich fest, und verrath bei Leibe nicht von wem dus hast, sonst gehts wieder verloren.' 'Jch will mich schon hüten' antwortete der Fischer, und warf den Fisch in sein Wasser hinab. Daheim war nun alles wieder in voriger Herrlichkeit, und die Frau war in einer Freude über das Glück; aber die Neugierde ließ ihr doch keine Ruhe, daß sie nach ein paar Tagen wieder zu fragen anhub wie es zugegangen wäre, und wie er es angefangen habe. Der Mann schwieg eine Zeitlang still dazu, endlich aber machte sie ihn so ungeduldig, daß er herausplatzte, und das Geheimniß verrieth. Jn dem Augenblick verschwand das Schloß, und sie saßen wieder in der alten Hütte. 'Nun hast dus,' sagte der Mann, 'jetzt können wir wieder am Hungertuch nagen.' 'Ach,' sprach die Frau, 'ich will den Reichthum lieber nicht, wenn ich nicht weiß von wem er kommt, sonst habe ich doch keine Ruhe.'

Der Mann gieng wieder fischen, und über eine Zeit so wars nicht anders, er holte den Goldfisch zum drittenmal mal heraus. 'Hör,' sprach der Fisch, 'ich sehe wohl, ich soll in deine Hände fallen, nimm mich mit nach Haus, und zerschneid mich in sechs Stücke, zwei davon gieb deiner Frau zu essen, zwei deinem Pferd, und zwei leg in die Erde, so wirst du Segen davon haben.' Der Mann nahm den Fisch mit nach Haus, und that wie er ihm gesagt hatte. Es geschah aber, daß aus den zwei Stücken, die in die Erde gelegt waren, zwei goldene Lilien aufwuchsen, und daß das Pferd zwei goldene Füllen bekam,

sprach der Fisch, ‘wenn du mich wieder ins Wasser wirfst, so will ich dir noch einmal das Schloß mit dem Schrank voll Gesottenem und Gebratenem zurückgeben; nur halt dich fest, und verrath bei Leibe nicht von wem dus hast, sonst gehts wieder verloren.’ ‘Jch will mich schon hüten’ antwortete der Fischer, und warf den Fisch in sein Wasser hinab. Daheim war nun alles wieder in voriger Herrlichkeit, und die Frau war in einer Freude über das Glück; aber die Neugierde ließ ihr doch keine Ruhe, daß sie nach ein paar Tagen wieder zu fragen anhub wie es zugegangen wäre, und wie er es angefangen habe. Der Mann schwieg eine Zeitlang still dazu, endlich aber machte sie ihn so ungeduldig, daß er herausplatzte, und das Geheimniß verrieth. Jn dem Augenblick verschwand das Schloß, und sie saßen wieder in der alten Hütte. ‘Nun hast dus,’ sagte der Mann, ‘jetzt können wir wieder am Hungertuch nagen.’ ‘Ach,’ sprach die Frau, ‘ich will den Reichthum lieber nicht, wenn ich nicht weiß von wem er kommt, sonst habe ich doch keine Ruhe.’

Der Mann gieng wieder fischen, und über eine Zeit so wars nicht anders, er holte den Goldfisch zum drittenmal mal heraus. ‘Hör,’ sprach der Fisch, ‘ich sehe wohl, ich soll in deine Hände fallen, nimm mich mit nach Haus, und zerschneid mich in sechs Stücke, zwei davon gieb deiner Frau zu essen, zwei deinem Pferd, und zwei leg in die Erde, so wirst du Segen davon haben.’ Der Mann nahm den Fisch mit nach Haus, und that wie er ihm gesagt hatte. Es geschah aber, daß aus den zwei Stücken, die in die Erde gelegt waren, zwei goldene Lilien aufwuchsen, und daß das Pferd zwei goldene Füllen bekam,

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[500/0538] sprach der Fisch, ‘wenn du mich wieder ins Wasser wirfst, so will ich dir noch einmal das Schloß mit dem Schrank voll Gesottenem und Gebratenem zurückgeben; nur halt dich fest, und verrath bei Leibe nicht von wem dus hast, sonst gehts wieder verloren.’ ‘Jch will mich schon hüten’ antwortete der Fischer, und warf den Fisch in sein Wasser hinab. Daheim war nun alles wieder in voriger Herrlichkeit, und die Frau war in einer Freude über das Glück; aber die Neugierde ließ ihr doch keine Ruhe, daß sie nach ein paar Tagen wieder zu fragen anhub wie es zugegangen wäre, und wie er es angefangen habe. Der Mann schwieg eine Zeitlang still dazu, endlich aber machte sie ihn so ungeduldig, daß er herausplatzte, und das Geheimniß verrieth. Jn dem Augenblick verschwand das Schloß, und sie saßen wieder in der alten Hütte. ‘Nun hast dus,’ sagte der Mann, ‘jetzt können wir wieder am Hungertuch nagen.’ ‘Ach,’ sprach die Frau, ‘ich will den Reichthum lieber nicht, wenn ich nicht weiß von wem er kommt, sonst habe ich doch keine Ruhe.’ Der Mann gieng wieder fischen, und über eine Zeit so wars nicht anders, er holte den Goldfisch zum drittenmal mal heraus. ‘Hör,’ sprach der Fisch, ‘ich sehe wohl, ich soll in deine Hände fallen, nimm mich mit nach Haus, und zerschneid mich in sechs Stücke, zwei davon gieb deiner Frau zu essen, zwei deinem Pferd, und zwei leg in die Erde, so wirst du Segen davon haben.’ Der Mann nahm den Fisch mit nach Haus, und that wie er ihm gesagt hatte. Es geschah aber, daß aus den zwei Stücken, die in die Erde gelegt waren, zwei goldene Lilien aufwuchsen, und daß das Pferd zwei goldene Füllen bekam,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/538>, abgerufen am 28.04.2024.