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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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was er spricht?' 'Ach ja,' antwortete sie, 'aber ich halte mir aus daß erst über Jahr und Tag die Hochzeit gefeiert wird,' denn sie dachte in der Zeit etwas von ihrem lieben Jäger zu hören.

Auf dem Drachenberg aber lagen noch die Thiere neben ihrem todten Herrn, und schliefen, da kam eine große Hummel, und setzte sich dem Hasen auf die Nase, aber der Hase wischte sie mit der Pfote ab, und schlief weiter. Die Hummel kam zum zweitenmal, aber der Hase wischte sie wieder ab, und schlief fort. Da kam sie zum drittenmal, und stach ihn in die Nase, daß er aufwachte. Sobald der Hase wach war, weckte er den Fuchs, und der Fuchs den Wolf, und der Wolf den Bär, und der Bär den Löwen. Und als der Löwe aufwachte, und sah daß die Jungfrau fort war und sein Herr todt, fieng er an fürchterlich zu brüllen, und rief 'wer hat das vollbracht? Bär, warum hast du mich nicht geweckt?' Der Bär fragte den Wolf 'warum hast du mich nicht geweckt?' und der Wolf den Fuchs 'warum hast du mich nicht geweckt?' und der Fuchs den Hasen 'warum hast du mich nicht geweckt?' Der arme Has wußte allein nichts zu antworten, und die Schuld blieb auf ihm hangen. Da wollten sie über ihn herfallen, aber er bat und sprach 'bringt mich nicht um, ich will unserm Herrn das Leben wieder verschaffen. Jch weiß einen Berg, da wächst eine Wurzel, wer die im Mund hat, der wird von aller Krankheit und allen Wunden geheilt. Aber der Berg liegt zweihundert Stunden von hier.' Sprach der Löwe 'in vier und zwanzig Stunden mußt du hin und her gelaufen sein und die Wurzel mitbringen.' Da sprang der Hase fort, und in vier und

was er spricht?’ ‘Ach ja,’ antwortete sie, ‘aber ich halte mir aus daß erst über Jahr und Tag die Hochzeit gefeiert wird,’ denn sie dachte in der Zeit etwas von ihrem lieben Jäger zu hören.

Auf dem Drachenberg aber lagen noch die Thiere neben ihrem todten Herrn, und schliefen, da kam eine große Hummel, und setzte sich dem Hasen auf die Nase, aber der Hase wischte sie mit der Pfote ab, und schlief weiter. Die Hummel kam zum zweitenmal, aber der Hase wischte sie wieder ab, und schlief fort. Da kam sie zum drittenmal, und stach ihn in die Nase, daß er aufwachte. Sobald der Hase wach war, weckte er den Fuchs, und der Fuchs den Wolf, und der Wolf den Bär, und der Bär den Löwen. Und als der Löwe aufwachte, und sah daß die Jungfrau fort war und sein Herr todt, fieng er an fürchterlich zu brüllen, und rief ‘wer hat das vollbracht? Bär, warum hast du mich nicht geweckt?’ Der Bär fragte den Wolf ‘warum hast du mich nicht geweckt?’ und der Wolf den Fuchs ‘warum hast du mich nicht geweckt?’ und der Fuchs den Hasen ‘warum hast du mich nicht geweckt?’ Der arme Has wußte allein nichts zu antworten, und die Schuld blieb auf ihm hangen. Da wollten sie über ihn herfallen, aber er bat und sprach ‘bringt mich nicht um, ich will unserm Herrn das Leben wieder verschaffen. Jch weiß einen Berg, da wächst eine Wurzel, wer die im Mund hat, der wird von aller Krankheit und allen Wunden geheilt. Aber der Berg liegt zweihundert Stunden von hier.’ Sprach der Löwe ‘in vier und zwanzig Stunden mußt du hin und her gelaufen sein und die Wurzel mitbringen.’ Da sprang der Hase fort, und in vier und

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[373/0411] was er spricht?’ ‘Ach ja,’ antwortete sie, ‘aber ich halte mir aus daß erst über Jahr und Tag die Hochzeit gefeiert wird,’ denn sie dachte in der Zeit etwas von ihrem lieben Jäger zu hören. Auf dem Drachenberg aber lagen noch die Thiere neben ihrem todten Herrn, und schliefen, da kam eine große Hummel, und setzte sich dem Hasen auf die Nase, aber der Hase wischte sie mit der Pfote ab, und schlief weiter. Die Hummel kam zum zweitenmal, aber der Hase wischte sie wieder ab, und schlief fort. Da kam sie zum drittenmal, und stach ihn in die Nase, daß er aufwachte. Sobald der Hase wach war, weckte er den Fuchs, und der Fuchs den Wolf, und der Wolf den Bär, und der Bär den Löwen. Und als der Löwe aufwachte, und sah daß die Jungfrau fort war und sein Herr todt, fieng er an fürchterlich zu brüllen, und rief ‘wer hat das vollbracht? Bär, warum hast du mich nicht geweckt?’ Der Bär fragte den Wolf ‘warum hast du mich nicht geweckt?’ und der Wolf den Fuchs ‘warum hast du mich nicht geweckt?’ und der Fuchs den Hasen ‘warum hast du mich nicht geweckt?’ Der arme Has wußte allein nichts zu antworten, und die Schuld blieb auf ihm hangen. Da wollten sie über ihn herfallen, aber er bat und sprach ‘bringt mich nicht um, ich will unserm Herrn das Leben wieder verschaffen. Jch weiß einen Berg, da wächst eine Wurzel, wer die im Mund hat, der wird von aller Krankheit und allen Wunden geheilt. Aber der Berg liegt zweihundert Stunden von hier.’ Sprach der Löwe ‘in vier und zwanzig Stunden mußt du hin und her gelaufen sein und die Wurzel mitbringen.’ Da sprang der Hase fort, und in vier und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/411>, abgerufen am 10.05.2024.