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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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bei dem Streit vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam, und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen, und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre, und sie freute sich, und sprach 'nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.' Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch, und verwahrte sie wohl.

Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau 'wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.' Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen 'du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,' und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief, und sprach 'lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.' Da legte sich der Bär neben ihn, aber er war auch müde, und rief den Wolf, und sprach 'lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.' Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch müde, und rief den Fuchs, und sprach 'lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.' Da legte sich der Fuchs neben ihn, aber er war auch müde, rief den Hasen,

bei dem Streit vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam, und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen, und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre, und sie freute sich, und sprach ‘nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.’ Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch, und verwahrte sie wohl.

Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau ‘wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.’ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen ‘du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,’ und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief, und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.’ Da legte sich der Bär neben ihn, aber er war auch müde, und rief den Wolf, und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.’ Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch müde, und rief den Fuchs, und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.’ Da legte sich der Fuchs neben ihn, aber er war auch müde, rief den Hasen,

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[371/0409] bei dem Streit vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam, und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen, und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre, und sie freute sich, und sprach ‘nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.’ Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch, und verwahrte sie wohl. Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau ‘wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.’ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen ‘du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,’ und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief, und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.’ Da legte sich der Bär neben ihn, aber er war auch müde, und rief den Wolf, und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.’ Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch müde, und rief den Fuchs, und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.’ Da legte sich der Fuchs neben ihn, aber er war auch müde, rief den Hasen,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/409>, abgerufen am 10.05.2024.