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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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'Jch arme Jungfer zart,
ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!'

Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder

'wem gehört wohl diese schöne große Stadt?'
'Sie gehört dem König Drosselbart;
hättst du'n genommen, so wär sie dein.'
'Jch arme Jungfer zart,
ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!'

'Es gefällt mir gar nicht,' sprach der Spielmann, 'daß du dir immer einen andern zum Mann wünschest, bin ich dir nicht gut genug?' Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie

'ach, Gott, was für ein Häuselein!
wem mag das elende winzige Häuschen sein?'

Der Spielmann antwortete 'das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.' 'Wo sind die Diener?' sprach die Königstochter. 'Was Diener!' antwortete der Bettelmann, 'du mußt selber thun was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an, und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst; ich bin ganz müde.' Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich gieng. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Haus besorgen sollte. Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht, und zehrten ihren Vorrath auf. Da sprach der Mann 'Frau, so gehts nicht länger, daß wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe

‘Jch arme Jungfer zart,
ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!’

Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder

‘wem gehört wohl diese schöne große Stadt?’
‘Sie gehört dem König Drosselbart;
hättst du’n genommen, so wär sie dein.’
‘Jch arme Jungfer zart,
ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!’

‘Es gefällt mir gar nicht,’ sprach der Spielmann, ‘daß du dir immer einen andern zum Mann wünschest, bin ich dir nicht gut genug?’ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie

‘ach, Gott, was für ein Häuselein!
wem mag das elende winzige Häuschen sein?’

Der Spielmann antwortete ‘das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.’ ‘Wo sind die Diener?’ sprach die Königstochter. ‘Was Diener!’ antwortete der Bettelmann, ‘du mußt selber thun was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an, und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst; ich bin ganz müde.’ Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich gieng. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Haus besorgen sollte. Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht, und zehrten ihren Vorrath auf. Da sprach der Mann ‘Frau, so gehts nicht länger, daß wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe

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[304/0342] ‘Jch arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!’ Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder ‘wem gehört wohl diese schöne große Stadt?’ ‘Sie gehört dem König Drosselbart; hättst du’n genommen, so wär sie dein.’ ‘Jch arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!’ ‘Es gefällt mir gar nicht,’ sprach der Spielmann, ‘daß du dir immer einen andern zum Mann wünschest, bin ich dir nicht gut genug?’ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie ‘ach, Gott, was für ein Häuselein! wem mag das elende winzige Häuschen sein?’ Der Spielmann antwortete ‘das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen.’ ‘Wo sind die Diener?’ sprach die Königstochter. ‘Was Diener!’ antwortete der Bettelmann, ‘du mußt selber thun was du willst gethan haben. Mach nur gleich Feuer an, und stell Wasser auf, daß du mir mein Essen kochst; ich bin ganz müde.’ Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so leidlich gieng. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Haus besorgen sollte. Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht, und zehrten ihren Vorrath auf. Da sprach der Mann ‘Frau, so gehts nicht länger, daß wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/342>, abgerufen am 25.11.2024.