Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

nun ausgelernt hatte, und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte 'es liegt ein Knüppel darin.' 'Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin, der macht ihn nur schwer.' 'Das will ich dir sagen,' antwortete der Meister, 'hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur 'Knüppel, aus dem Sack,' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute, und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst 'Knüppel, in den Sack.' Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam, und auf den Leib wollte, so sprach er 'Knüppel aus dem Sack,' alsbald sprang der Knüppel heraus, und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. 'Ja,' sagte er, 'man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack führe.'. Der Wirth spitzte die Ohren: 'was in aller Welt mag das sein?' dachte er 'der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte

nun ausgelernt hatte, und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte ‘es liegt ein Knüppel darin.’ ‘Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin, der macht ihn nur schwer.’ ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Meister, ‘hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur ‘Knüppel, aus dem Sack,’ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute, und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst ‘Knüppel, in den Sack.’ Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam, und auf den Leib wollte, so sprach er ‘Knüppel aus dem Sack,’ alsbald sprang der Knüppel heraus, und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack führe.’. Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das sein?’ dachte er ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0260" n="222"/>
nun ausgelernt hatte, und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte &#x2018;es liegt ein Knüppel darin.&#x2019; &#x2018;Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin, der macht ihn nur schwer.&#x2019; &#x2018;Das will ich dir sagen,&#x2019; antwortete der Meister, &#x2018;hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur &#x2018;Knüppel, aus dem Sack,&#x2019; so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute, und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst &#x2018;Knüppel, in den Sack.&#x2019; Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam, und auf den Leib wollte, so sprach er &#x2018;Knüppel aus dem Sack,&#x2019; alsbald sprang der Knüppel heraus, und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. &#x2018;Ja,&#x2019; sagte er, &#x2018;man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack führe.&#x2019;. Der Wirth spitzte die Ohren: &#x2018;was in aller Welt mag das sein?&#x2019; dachte er &#x2018;der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0260] nun ausgelernt hatte, und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte ‘es liegt ein Knüppel darin.’ ‘Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin, der macht ihn nur schwer.’ ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Meister, ‘hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur ‘Knüppel, aus dem Sack,’ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute, und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst ‘Knüppel, in den Sack.’ Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam, und auf den Leib wollte, so sprach er ‘Knüppel aus dem Sack,’ alsbald sprang der Knüppel heraus, und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack führe.’. Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das sein?’ dachte er ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/260
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/260>, abgerufen am 11.05.2024.