Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank, und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte so laut. 'Laßt euer Heulen und Weinen', sprach der heil. Petrus, 'ich will den Mann wieder gesund machen', und nahm eine Salbe aus seiner Tasche, und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude 'wie können wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?' Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen; und je mehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an, und sagte 'so nimm doch was, wir brauchens ja'. Endlich brachte die Bäuerin ein Lamm, und sprach zu dem heil. Petrus das müßte er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite, und sprach 'nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja'. Da sagte der heil. Petrus endlich 'ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht; wenn dus willst, so mußt du es tragen'. 'Das hat keine Not', sprach der Bruder Lustig, 'das will ich schon tragen', und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort, und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber war hungrig; also sprach er zu dem heil. Petrus 'schau, da ist ein schöner Platz, da könnten wir das Lamm kochen und verzehren'. 'Mir ists recht', antwortete der heil. Petrus, 'doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen; willst dus kochen, so hast du da einen Kessel, ich will Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hoͤrten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank, und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte so laut. ‘Laßt euer Heulen und Weinen’, sprach der heil. Petrus, ‘ich will den Mann wieder gesund machen’, und nahm eine Salbe aus seiner Tasche, und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude ‘wie koͤnnen wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?’ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen; und je mehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an, und sagte ‘so nimm doch was, wir brauchens ja’. Endlich brachte die Baͤuerin ein Lamm, und sprach zu dem heil. Petrus das muͤßte er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite, und sprach ‘nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja’. Da sagte der heil. Petrus endlich ‘ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht; wenn dus willst, so mußt du es tragen’. ‘Das hat keine Not’, sprach der Bruder Lustig, ‘das will ich schon tragen’, und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort, und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber war hungrig; also sprach er zu dem heil. Petrus ‘schau, da ist ein schoͤner Platz, da koͤnnten wir das Lamm kochen und verzehren’. ‘Mir ists recht’, antwortete der heil. Petrus, ‘doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen; willst dus kochen, so hast du da einen Kessel, ich will <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0510" n="479"/><lb/> </p><lb/> <p>Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hoͤrten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank, und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte so laut. ‘Laßt euer Heulen und Weinen’, sprach der heil. Petrus, ‘ich will den Mann wieder gesund machen’, und nahm eine Salbe aus seiner Tasche, und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude ‘wie koͤnnen wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?’ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen; und je mehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an, und sagte ‘so nimm doch was, wir brauchens ja’. Endlich brachte die Baͤuerin ein Lamm, und sprach zu dem heil. Petrus das muͤßte er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite, und sprach ‘nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja’. Da sagte der heil. Petrus endlich ‘ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht; wenn dus willst, so mußt du es tragen’. ‘Das hat keine Not’, sprach der Bruder Lustig, ‘das will ich schon tragen’, und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort, und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber war hungrig; also sprach er zu dem heil. Petrus ‘schau, da ist ein schoͤner Platz, da koͤnnten wir das Lamm kochen und verzehren’. ‘Mir ists recht’, antwortete der heil. Petrus, ‘doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen; willst dus kochen, so hast du da einen Kessel, ich will </p> </div> </body> </text> </TEI> [479/0510]
Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hoͤrten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank, und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte so laut. ‘Laßt euer Heulen und Weinen’, sprach der heil. Petrus, ‘ich will den Mann wieder gesund machen’, und nahm eine Salbe aus seiner Tasche, und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude ‘wie koͤnnen wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?’ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen; und je mehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an, und sagte ‘so nimm doch was, wir brauchens ja’. Endlich brachte die Baͤuerin ein Lamm, und sprach zu dem heil. Petrus das muͤßte er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite, und sprach ‘nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja’. Da sagte der heil. Petrus endlich ‘ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht; wenn dus willst, so mußt du es tragen’. ‘Das hat keine Not’, sprach der Bruder Lustig, ‘das will ich schon tragen’, und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort, und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber war hungrig; also sprach er zu dem heil. Petrus ‘schau, da ist ein schoͤner Platz, da koͤnnten wir das Lamm kochen und verzehren’. ‘Mir ists recht’, antwortete der heil. Petrus, ‘doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen; willst dus kochen, so hast du da einen Kessel, ich will
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