Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.andern Gestalt als ein Bettler an den Weg, und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig ging weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit ging er in ein Wirtshaus, aß das Brot, und ließ sich für den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da ging ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, 'guten Tag, Kamerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?' 'Wo soll ichs hernehmen', antwortete der Bruder Lustig, 'ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Kommißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirtshaus gegessen, und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.' 'Nein, das wird just nicht nötig sein', antwortete der heil. Petrus, 'ich verstehe mich ein wenig auf die Doktorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.' 'Ja', sagte der Bruder Lustig, 'davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.' 'Nun, komm nur mit', sprach der heil. Petrus, 'wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.' 'Das ist mir wohl recht', sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. andern Gestalt als ein Bettler an den Weg, und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig ging weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit ging er in ein Wirtshaus, aß das Brot, und ließ sich fuͤr den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da ging ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, ‘guten Tag, Kamerad, kannst du mir nicht ein Stuͤck Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen’, antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Kommißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirtshaus gegessen, und fuͤr den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so koͤnnen wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein, das wird just nicht noͤtig sein’, antwortete der heil. Petrus, ‘ich verstehe mich ein wenig auf die Doktorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja’, sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun, komm nur mit’, sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Haͤlfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’, sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0509" n="478"/> andern Gestalt als ein Bettler an den Weg, und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig ging weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit ging er in ein Wirtshaus, aß das Brot, und ließ sich fuͤr den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da ging ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, ‘guten Tag, Kamerad, kannst du mir nicht ein Stuͤck Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen’, antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Kommißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirtshaus gegessen, und fuͤr den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so koͤnnen wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein, das wird just nicht noͤtig sein’, antwortete der heil. Petrus, ‘ich verstehe mich ein wenig auf die Doktorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja’, sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun, komm nur mit’, sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Haͤlfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’, sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. </p> </div> </body> </text> </TEI> [478/0509]
andern Gestalt als ein Bettler an den Weg, und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig ging weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit ging er in ein Wirtshaus, aß das Brot, und ließ sich fuͤr den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da ging ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, ‘guten Tag, Kamerad, kannst du mir nicht ein Stuͤck Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen’, antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Kommißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirtshaus gegessen, und fuͤr den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so koͤnnen wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein, das wird just nicht noͤtig sein’, antwortete der heil. Petrus, ‘ich verstehe mich ein wenig auf die Doktorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja’, sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun, komm nur mit’, sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Haͤlfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’, sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort.
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