Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.ganz leicht führen. Als die Stunde kam, wo die Königstochter dem Drachen sollte ausgeliefert werden, führte sie der König, der Marschall und die Hofleute hinaus. Sie sah von weitem den Jäger oben auf dem Drachenberg, und meinte der Drache stände oben, und erwartete sie, und wollte nicht hinaufgehen, endlich aber, weil die ganze Stadt sonst wäre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Der König und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim, des Königs Marschall aber sollte stehen bleiben, und sehen wie der Drache die Jungfrau wegführe. Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jäger, der sprach ihr Trost ein, und sagte, er wollte sie retten, und führte sie in die Kirche, und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenköpfige Drache gefahren. Als er den Jäger da stehen sah, verwunderte er sich, und sprach 'was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?' Der Jäger antwortete 'ich will mit dir kämpfen.' Sprach der Drache 'so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden,' und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzünden, und der Jäger sollte in der Glut und dem Dampf ersticken; aber die Thiere kamen herbei gelaufen, und traten das Feuer gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jäger, aber er schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang, und schlug ihm drei Köpfe ab. Da ward der Drache erst recht wüthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen über den Jäger aus, und wollte sich auf ihn stürzen, aber der Jäger zuckte ganz leicht fuͤhren. Als die Stunde kam, wo die Koͤnigstochter dem Drachen sollte ausgeliefert werden, fuͤhrte sie der Koͤnig, der Marschall und die Hofleute hinaus. Sie sah von weitem den Jaͤger oben auf dem Drachenberg, und meinte der Drache staͤnde oben, und erwartete sie, und wollte nicht hinaufgehen, endlich aber, weil die ganze Stadt sonst waͤre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Der Koͤnig und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim, des Koͤnigs Marschall aber sollte stehen bleiben, und sehen wie der Drache die Jungfrau wegfuͤhre. Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jaͤger, der sprach ihr Trost ein, und sagte, er wollte sie retten, und fuͤhrte sie in die Kirche, und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenkoͤpfige Drache gefahren. Als er den Jaͤger da stehen sah, verwunderte er sich, und sprach ‘was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?’ Der Jaͤger antwortete ‘ich will mit dir kaͤmpfen.’ Sprach der Drache ‘so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden,’ und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzuͤnden, und der Jaͤger sollte in der Glut und dem Dampf ersticken; aber die Thiere kamen herbei gelaufen, und traten das Feuer gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jaͤger, aber er schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang, und schlug ihm drei Koͤpfe ab. Da ward der Drache erst recht wuͤthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen uͤber den Jaͤger aus, und wollte sich auf ihn stuͤrzen, aber der Jaͤger zuckte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0407" n="376"/> ganz leicht fuͤhren. Als die Stunde kam, wo die Koͤnigstochter dem Drachen sollte ausgeliefert werden, fuͤhrte sie der Koͤnig, der Marschall und die Hofleute hinaus. Sie sah von weitem den Jaͤger oben auf dem Drachenberg, und meinte der Drache staͤnde oben, und erwartete sie, und wollte nicht hinaufgehen, endlich aber, weil die ganze Stadt sonst waͤre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Der Koͤnig und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim, des Koͤnigs Marschall aber sollte stehen bleiben, und sehen wie der Drache die Jungfrau wegfuͤhre.</p><lb/> <p>Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jaͤger, der sprach ihr Trost ein, und sagte, er wollte sie retten, und fuͤhrte sie in die Kirche, und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenkoͤpfige Drache gefahren. Als er den Jaͤger da stehen sah, verwunderte er sich, und sprach ‘was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?’ Der Jaͤger antwortete ‘ich will mit dir kaͤmpfen.’ Sprach der Drache ‘so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden,’ und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzuͤnden, und der Jaͤger sollte in der Glut und dem Dampf ersticken; aber die Thiere kamen herbei gelaufen, und traten das Feuer gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jaͤger, aber er schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang, und schlug ihm drei Koͤpfe ab. Da ward der Drache erst recht wuͤthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen uͤber den Jaͤger aus, und wollte sich auf ihn stuͤrzen, aber der Jaͤger zuckte </p> </div> </body> </text> </TEI> [376/0407]
ganz leicht fuͤhren. Als die Stunde kam, wo die Koͤnigstochter dem Drachen sollte ausgeliefert werden, fuͤhrte sie der Koͤnig, der Marschall und die Hofleute hinaus. Sie sah von weitem den Jaͤger oben auf dem Drachenberg, und meinte der Drache staͤnde oben, und erwartete sie, und wollte nicht hinaufgehen, endlich aber, weil die ganze Stadt sonst waͤre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Der Koͤnig und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim, des Koͤnigs Marschall aber sollte stehen bleiben, und sehen wie der Drache die Jungfrau wegfuͤhre.
Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jaͤger, der sprach ihr Trost ein, und sagte, er wollte sie retten, und fuͤhrte sie in die Kirche, und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenkoͤpfige Drache gefahren. Als er den Jaͤger da stehen sah, verwunderte er sich, und sprach ‘was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?’ Der Jaͤger antwortete ‘ich will mit dir kaͤmpfen.’ Sprach der Drache ‘so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden,’ und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzuͤnden, und der Jaͤger sollte in der Glut und dem Dampf ersticken; aber die Thiere kamen herbei gelaufen, und traten das Feuer gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jaͤger, aber er schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang, und schlug ihm drei Koͤpfe ab. Da ward der Drache erst recht wuͤthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen uͤber den Jaͤger aus, und wollte sich auf ihn stuͤrzen, aber der Jaͤger zuckte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |