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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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wenn du uns sagst, warum aus unserm Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, nicht einmal mehr Wasser quillt.' 'Das sollt ihr erfahren,' antwortete er, 'wartet nur bis ich wiederkomme.' Da gieng er weiter und kam vor eine andere Stadt, da fragte der Thorwächter wiederum was für ein Gewerb er verstehe und was er wisse. 'Jch weiß alles' antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun, und uns sagen warum ein Baum in unserer Stadt, der sonst goldene Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blätter hervor treibt.' 'Das sollt ihr erfahren,' antwortete er, 'wartet nur bis ich wiederkomme.' Da gieng er weiter, und kam an ein großes Wasser, über das er hinüber mußte. Der Fährmann fragte ihn was er für ein Gewerb verstehe und was er wisse? 'Jch weiß alles' antwortete er. 'So kannst du mir einen Gefallen thun,' sprach der Fährmann, 'und mir sagen warum ich immer hin und her fahren muß, und niemals abgelöst werde?' 'Das sollst du erfahren,' antwortete er, 'warte nur bis ich wiederkomme.'

Als er über das Wasser hinüber war, so fand er den Eingang zur Hölle. Es war schwarz und rustig darin, und der Teufel war nicht zu Haus, aber seine Ellermutter saß da in einem breiten Sorgenstuhl. 'Was willst du?' sprach sie zu ihm, sah aber gar nicht so böse aus. 'Jch wollte gerne drei goldne Haare von des Teufels Kopf,' antwortete er, 'sonst kann ich meine Frau nicht behalten.' 'Das ist viel verlangt,' sagte sie, 'wenn der Teufel heim kommt und findet dich, so geht dirs an den Kragen; aber du dauerst mich, ich will sehen ob ich dir helfen

wenn du uns sagst, warum aus unserm Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, nicht einmal mehr Wasser quillt.’ ‘Das sollt ihr erfahren,’ antwortete er, ‘wartet nur bis ich wiederkomme.’ Da gieng er weiter und kam vor eine andere Stadt, da fragte der Thorwaͤchter wiederum was fuͤr ein Gewerb er verstehe und was er wisse. ‘Jch weiß alles’ antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun, und uns sagen warum ein Baum in unserer Stadt, der sonst goldene Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blaͤtter hervor treibt.’ ‘Das sollt ihr erfahren,’ antwortete er, ‘wartet nur bis ich wiederkomme.’ Da gieng er weiter, und kam an ein großes Wasser, uͤber das er hinuͤber mußte. Der Faͤhrmann fragte ihn was er fuͤr ein Gewerb verstehe und was er wisse? ‘Jch weiß alles’ antwortete er. ‘So kannst du mir einen Gefallen thun,’ sprach der Faͤhrmann, ‘und mir sagen warum ich immer hin und her fahren muß, und niemals abgeloͤst werde?’ ‘Das sollst du erfahren,’ antwortete er, ‘warte nur bis ich wiederkomme.’

Als er uͤber das Wasser hinuͤber war, so fand er den Eingang zur Hoͤlle. Es war schwarz und rustig darin, und der Teufel war nicht zu Haus, aber seine Ellermutter saß da in einem breiten Sorgenstuhl. ‘Was willst du?’ sprach sie zu ihm, sah aber gar nicht so boͤse aus. ‘Jch wollte gerne drei goldne Haare von des Teufels Kopf,’ antwortete er, ‘sonst kann ich meine Frau nicht behalten.’ ‘Das ist viel verlangt,’ sagte sie, ‘wenn der Teufel heim kommt und findet dich, so geht dirs an den Kragen; aber du dauerst mich, ich will sehen ob ich dir helfen

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[178/0211] wenn du uns sagst, warum aus unserm Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, nicht einmal mehr Wasser quillt.’ ‘Das sollt ihr erfahren,’ antwortete er, ‘wartet nur bis ich wiederkomme.’ Da gieng er weiter und kam vor eine andere Stadt, da fragte der Thorwaͤchter wiederum was fuͤr ein Gewerb er verstehe und was er wisse. ‘Jch weiß alles’ antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun, und uns sagen warum ein Baum in unserer Stadt, der sonst goldene Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blaͤtter hervor treibt.’ ‘Das sollt ihr erfahren,’ antwortete er, ‘wartet nur bis ich wiederkomme.’ Da gieng er weiter, und kam an ein großes Wasser, uͤber das er hinuͤber mußte. Der Faͤhrmann fragte ihn was er fuͤr ein Gewerb verstehe und was er wisse? ‘Jch weiß alles’ antwortete er. ‘So kannst du mir einen Gefallen thun,’ sprach der Faͤhrmann, ‘und mir sagen warum ich immer hin und her fahren muß, und niemals abgeloͤst werde?’ ‘Das sollst du erfahren,’ antwortete er, ‘warte nur bis ich wiederkomme.’ Als er uͤber das Wasser hinuͤber war, so fand er den Eingang zur Hoͤlle. Es war schwarz und rustig darin, und der Teufel war nicht zu Haus, aber seine Ellermutter saß da in einem breiten Sorgenstuhl. ‘Was willst du?’ sprach sie zu ihm, sah aber gar nicht so boͤse aus. ‘Jch wollte gerne drei goldne Haare von des Teufels Kopf,’ antwortete er, ‘sonst kann ich meine Frau nicht behalten.’ ‘Das ist viel verlangt,’ sagte sie, ‘wenn der Teufel heim kommt und findet dich, so geht dirs an den Kragen; aber du dauerst mich, ich will sehen ob ich dir helfen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/211>, abgerufen am 24.11.2024.