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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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thust, sprach der Wolf, so freß ich dich." Da that es der Müller aus Furcht.

Nun ging der Wolf wieder vor der sieben Geiserchen Hausthüre und sagte: "liebe Kinder, laßt mich ein, ich bin eure Mutter, jedes von euch soll etwas geschenkt kriegen." Die sieben Geiserchen wollten erst die Pfote sehen, und wie sie sahen, daß sie schneeweiß war und weil sie den Wolf so fein sprechen hörten, glaubten sie, es wäre ihre Mutter und machten die Thüre auf, und der Wolf kam herein. Wie sie aber sahen, wer es war, wie erschracken sie da und versteckten sich geschwind, so gut es ging, das eine unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter eine große Schüssel, das siebente in die Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und verschluckte sie, außer das jüngste in der Wanduhr, das blieb am Leben. Darauf, als er seine Lust gebüßt, ging er fort.

Bald darauf kam die Mutter nach Haus. Die Hausthüre stand offen, Tisch, Stuhl und Bänke waren umgeworfen, die Schüsseln in der Küche zerbrochen, die Decke und die Kissen aus dem Bett gezogen: was für ein Jammer! Der Wolf war da gewesen und hatte ihre lieben Kinder gefressen. "Ach! meine sieben Geiserchen sind todt!" rief sie in ihrer Traurigkeit, da sprang das jüngste aus der Wanduhr und sagte: "eins lebt noch, liebe Mutter" und erzählte ihr, wie das Unglück gekommen war.

Der Wolf aber, nachdem er sich also wohlgethan, satt und müd war, hatte sich auf eine grüne Wiese in den Sonnenschein

thust, sprach der Wolf, so freß ich dich.“ Da that es der Muͤller aus Furcht.

Nun ging der Wolf wieder vor der sieben Geiserchen Hausthuͤre und sagte: „liebe Kinder, laßt mich ein, ich bin eure Mutter, jedes von euch soll etwas geschenkt kriegen.“ Die sieben Geiserchen wollten erst die Pfote sehen, und wie sie sahen, daß sie schneeweiß war und weil sie den Wolf so fein sprechen hoͤrten, glaubten sie, es waͤre ihre Mutter und machten die Thuͤre auf, und der Wolf kam herein. Wie sie aber sahen, wer es war, wie erschracken sie da und versteckten sich geschwind, so gut es ging, das eine unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Kuͤche, das fuͤnfte in den Schrank, das sechste unter eine große Schuͤssel, das siebente in die Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und verschluckte sie, außer das juͤngste in der Wanduhr, das blieb am Leben. Darauf, als er seine Lust gebuͤßt, ging er fort.

Bald darauf kam die Mutter nach Haus. Die Hausthuͤre stand offen, Tisch, Stuhl und Baͤnke waren umgeworfen, die Schuͤsseln in der Kuͤche zerbrochen, die Decke und die Kissen aus dem Bett gezogen: was fuͤr ein Jammer! Der Wolf war da gewesen und hatte ihre lieben Kinder gefressen. „Ach! meine sieben Geiserchen sind todt!“ rief sie in ihrer Traurigkeit, da sprang das juͤngste aus der Wanduhr und sagte: „eins lebt noch, liebe Mutter“ und erzaͤhlte ihr, wie das Ungluͤck gekommen war.

Der Wolf aber, nachdem er sich also wohlgethan, satt und muͤd war, hatte sich auf eine gruͤne Wiese in den Sonnenschein

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[27/0091] thust, sprach der Wolf, so freß ich dich.“ Da that es der Muͤller aus Furcht. Nun ging der Wolf wieder vor der sieben Geiserchen Hausthuͤre und sagte: „liebe Kinder, laßt mich ein, ich bin eure Mutter, jedes von euch soll etwas geschenkt kriegen.“ Die sieben Geiserchen wollten erst die Pfote sehen, und wie sie sahen, daß sie schneeweiß war und weil sie den Wolf so fein sprechen hoͤrten, glaubten sie, es waͤre ihre Mutter und machten die Thuͤre auf, und der Wolf kam herein. Wie sie aber sahen, wer es war, wie erschracken sie da und versteckten sich geschwind, so gut es ging, das eine unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Kuͤche, das fuͤnfte in den Schrank, das sechste unter eine große Schuͤssel, das siebente in die Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und verschluckte sie, außer das juͤngste in der Wanduhr, das blieb am Leben. Darauf, als er seine Lust gebuͤßt, ging er fort. Bald darauf kam die Mutter nach Haus. Die Hausthuͤre stand offen, Tisch, Stuhl und Baͤnke waren umgeworfen, die Schuͤsseln in der Kuͤche zerbrochen, die Decke und die Kissen aus dem Bett gezogen: was fuͤr ein Jammer! Der Wolf war da gewesen und hatte ihre lieben Kinder gefressen. „Ach! meine sieben Geiserchen sind todt!“ rief sie in ihrer Traurigkeit, da sprang das juͤngste aus der Wanduhr und sagte: „eins lebt noch, liebe Mutter“ und erzaͤhlte ihr, wie das Ungluͤck gekommen war. Der Wolf aber, nachdem er sich also wohlgethan, satt und muͤd war, hatte sich auf eine gruͤne Wiese in den Sonnenschein

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/91>, abgerufen am 24.11.2024.