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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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"Nun, wo solls denn seyn?" sagte der Apostel. "Das weiß ich nicht, antwortete der Bruder Lustig, aber schau, was sind wir alle beide für Narren, suchen das Herz vom Lamm und fällt uns keinem ein, ein Lamm hat ja kein Herz!" "Ei, sprach der heil. Petrus, das ist was ganz Neues, jedes Thier hat ein Herz, warum sollt ein Lamm kein Herz haben?" "Nein, gewiß Bruder, ein Lamm hat kein Herz, denk nur recht nach, so wird dirs einfallen, es hat im Ernst keins." "Nun, es ist schon gut, sagte der heil. Petrus, ist kein Herz da, so brauch ich auch nichts vom Lamm, du kannsts allein essen." " Was ich halt nicht aufessen kann, das nehm ich mit in meinem Ranzen," sprach der Bruder Lustig, aß das halbe Lamm und steckte das übrige in seinen Ranzen.

Sie gingen weiter, da machte der heil. Petrus, daß ein großes Wasser queer durch den Weg floß und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus: "geh du nur voran." "Nein, antwortete der Bruder Lustig, geh du voran, und dachte: wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück." Da schritt der heil. Petrus hindurch und das Wasser ging ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer und stieg ihm an den Hals. Da rief er: "Bruder, hilf mir!" Sagte der heil. Petrus: "willst du auch gestehen, daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?" "Nein, antwortete er, ich hab es nicht gegessen. Da ward das Wasser noch größer und stieg ihm bis an den Mund: "hilf mir, Bruder," rief der Soldat. Sprach der heil. Petrus noch einmal: "willst du auch gestehen, daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?"

„Nun, wo solls denn seyn?“ sagte der Apostel. „Das weiß ich nicht, antwortete der Bruder Lustig, aber schau, was sind wir alle beide fuͤr Narren, suchen das Herz vom Lamm und faͤllt uns keinem ein, ein Lamm hat ja kein Herz!“ „Ei, sprach der heil. Petrus, das ist was ganz Neues, jedes Thier hat ein Herz, warum sollt ein Lamm kein Herz haben?“ „Nein, gewiß Bruder, ein Lamm hat kein Herz, denk nur recht nach, so wird dirs einfallen, es hat im Ernst keins.“ „Nun, es ist schon gut, sagte der heil. Petrus, ist kein Herz da, so brauch ich auch nichts vom Lamm, du kannsts allein essen.“ „ Was ich halt nicht aufessen kann, das nehm ich mit in meinem Ranzen,“ sprach der Bruder Lustig, aß das halbe Lamm und steckte das uͤbrige in seinen Ranzen.

Sie gingen weiter, da machte der heil. Petrus, daß ein großes Wasser queer durch den Weg floß und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus: „geh du nur voran.“ „Nein, antwortete der Bruder Lustig, geh du voran, und dachte: wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zuruͤck.“ Da schritt der heil. Petrus hindurch und das Wasser ging ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde groͤßer und stieg ihm an den Hals. Da rief er: „Bruder, hilf mir!“ Sagte der heil. Petrus: „willst du auch gestehen, daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?“ „Nein, antwortete er, ich hab es nicht gegessen. Da ward das Wasser noch groͤßer und stieg ihm bis an den Mund: „hilf mir, Bruder,“ rief der Soldat. Sprach der heil. Petrus noch einmal: „willst du auch gestehen, daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?“

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[409/0473] „Nun, wo solls denn seyn?“ sagte der Apostel. „Das weiß ich nicht, antwortete der Bruder Lustig, aber schau, was sind wir alle beide fuͤr Narren, suchen das Herz vom Lamm und faͤllt uns keinem ein, ein Lamm hat ja kein Herz!“ „Ei, sprach der heil. Petrus, das ist was ganz Neues, jedes Thier hat ein Herz, warum sollt ein Lamm kein Herz haben?“ „Nein, gewiß Bruder, ein Lamm hat kein Herz, denk nur recht nach, so wird dirs einfallen, es hat im Ernst keins.“ „Nun, es ist schon gut, sagte der heil. Petrus, ist kein Herz da, so brauch ich auch nichts vom Lamm, du kannsts allein essen.“ „ Was ich halt nicht aufessen kann, das nehm ich mit in meinem Ranzen,“ sprach der Bruder Lustig, aß das halbe Lamm und steckte das uͤbrige in seinen Ranzen. Sie gingen weiter, da machte der heil. Petrus, daß ein großes Wasser queer durch den Weg floß und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus: „geh du nur voran.“ „Nein, antwortete der Bruder Lustig, geh du voran, und dachte: wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zuruͤck.“ Da schritt der heil. Petrus hindurch und das Wasser ging ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde groͤßer und stieg ihm an den Hals. Da rief er: „Bruder, hilf mir!“ Sagte der heil. Petrus: „willst du auch gestehen, daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?“ „Nein, antwortete er, ich hab es nicht gegessen. Da ward das Wasser noch groͤßer und stieg ihm bis an den Mund: „hilf mir, Bruder,“ rief der Soldat. Sprach der heil. Petrus noch einmal: „willst du auch gestehen, daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?“

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/473>, abgerufen am 24.11.2024.