Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.ich im Wirthshaus gegessen und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen." "Nein, das wird just nicht nöthig seyn, antwortete der heil. Petrus, ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei und damit will ich mir schon so viel verdienen, als ich brauche." "Ja, sagte der Bruder Lustig, davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen." "Nun, komm nur mit, sprach der heil. Petrus, wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben." "Das ist mir wohl recht," sagte der Bruder Lustig." Also zogen sie mit einander fort. Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden und die Frau heulte und weinte so laut. "Laßt euer Heulen und Weinen, sprach der heil. Petrus, ich will den Mann wieder gesund machen" und nahm eine Salbe aus seiner Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude; "wie können wir euch lohnen, was sollen wir euch geben?" Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen und jemehr ihn die Bauersleute gebeten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an und sagte: "so nimm doch, so nimm doch was! wir brauchens ja!" Endlich brachte die Bäuerin ein Lamm und sprach zu dem heil. Petrus, das müsse er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite ich im Wirthshaus gegessen und fuͤr den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer und wenn du auch nichts mehr hast, so koͤnnen wir mit einander betteln gehen.“ „Nein, das wird just nicht noͤthig seyn, antwortete der heil. Petrus, ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei und damit will ich mir schon so viel verdienen, als ich brauche.“ „Ja, sagte der Bruder Lustig, davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.“ „Nun, komm nur mit, sprach der heil. Petrus, wenn ich was verdiene, sollst du die Haͤlfte davon haben.“ „Das ist mir wohl recht,“ sagte der Bruder Lustig.“ Also zogen sie mit einander fort. Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hoͤrten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden und die Frau heulte und weinte so laut. „Laßt euer Heulen und Weinen, sprach der heil. Petrus, ich will den Mann wieder gesund machen“ und nahm eine Salbe aus seiner Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude; „wie koͤnnen wir euch lohnen, was sollen wir euch geben?“ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen und jemehr ihn die Bauersleute gebeten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an und sagte: „so nimm doch, so nimm doch was! wir brauchens ja!“ Endlich brachte die Baͤuerin ein Lamm und sprach zu dem heil. Petrus, das muͤsse er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0471" n="407"/> ich im Wirthshaus gegessen und fuͤr den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer und wenn du auch nichts mehr hast, so koͤnnen wir mit einander betteln gehen.“ „Nein, das wird just nicht noͤthig seyn, antwortete der heil. Petrus, ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei und damit will ich mir schon so viel verdienen, als ich brauche.“ „Ja, sagte der Bruder Lustig, davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.“ „Nun, komm nur mit, sprach der heil. Petrus, wenn ich was verdiene, sollst du die Haͤlfte davon haben.“ „Das ist mir wohl recht,“ sagte der Bruder Lustig.“ Also zogen sie mit einander fort.</p><lb/> <p>Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hoͤrten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden und die Frau heulte und weinte so laut. „Laßt euer Heulen und Weinen, sprach der heil. Petrus, ich will den Mann wieder gesund machen“ und nahm eine Salbe aus seiner Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude; „wie koͤnnen wir euch lohnen, was sollen wir euch geben?“ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen und jemehr ihn die Bauersleute gebeten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an und sagte: „so nimm doch, so nimm doch was! wir brauchens ja!“ Endlich brachte die Baͤuerin ein Lamm und sprach zu dem heil. Petrus, das muͤsse er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite </p> </div> </body> </text> </TEI> [407/0471]
ich im Wirthshaus gegessen und fuͤr den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer und wenn du auch nichts mehr hast, so koͤnnen wir mit einander betteln gehen.“ „Nein, das wird just nicht noͤthig seyn, antwortete der heil. Petrus, ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei und damit will ich mir schon so viel verdienen, als ich brauche.“ „Ja, sagte der Bruder Lustig, davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.“ „Nun, komm nur mit, sprach der heil. Petrus, wenn ich was verdiene, sollst du die Haͤlfte davon haben.“ „Das ist mir wohl recht,“ sagte der Bruder Lustig.“ Also zogen sie mit einander fort.
Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hoͤrten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden und die Frau heulte und weinte so laut. „Laßt euer Heulen und Weinen, sprach der heil. Petrus, ich will den Mann wieder gesund machen“ und nahm eine Salbe aus seiner Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude; „wie koͤnnen wir euch lohnen, was sollen wir euch geben?“ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen und jemehr ihn die Bauersleute gebeten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Petrus an und sagte: „so nimm doch, so nimm doch was! wir brauchens ja!“ Endlich brachte die Baͤuerin ein Lamm und sprach zu dem heil. Petrus, das muͤsse er annehmen; aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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