Hand und schrie: "nur eins! nur eins" und meinte, der Gast sollte ihm nur ein Huhn lassen und nicht alle beide nehmen, dieser aber meinte nicht anders, als er sollte eins von seinen Ohren hergeben, und lief, als wenn Feuer unter ihm brennte, damit er sie beide heimbrächte.
78.
Der alte Großvater und der Enkel.
Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Knie zitterten, er hörte und sah nicht viel und hatte auch keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tisch saß, und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen, und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er aber sagte nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen; wie sie nun da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. " Was machst du da?" fragt der Vater. "Ei, antwortete das Kind, ich mach ein Tröglein, daraus sollen Vater
Hand und schrie: „nur eins! nur eins“ und meinte, der Gast sollte ihm nur ein Huhn lassen und nicht alle beide nehmen, dieser aber meinte nicht anders, als er sollte eins von seinen Ohren hergeben, und lief, als wenn Feuer unter ihm brennte, damit er sie beide heimbraͤchte.
78.
Der alte Großvater und der Enkel.
Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Knie zitterten, er hoͤrte und sah nicht viel und hatte auch keine Zaͤhne mehr. Wenn er nun bei Tisch saß, und den Loͤffel kaum halten konnte, schuͤttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schuͤsselchen, und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betruͤbt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Haͤnde das Schuͤsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er aber sagte nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hoͤlzernes Schuͤsselchen fuͤr ein paar Heller, daraus mußte er nun essen; wie sie nun da so sitzen, so traͤgt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „ Was machst du da?“ fragt der Vater. „Ei, antwortete das Kind, ich mach ein Troͤglein, daraus sollen Vater
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0465"n="401"/>
Hand und schrie: „nur eins! nur eins“ und meinte, der Gast sollte ihm nur ein Huhn lassen und nicht alle beide nehmen, dieser aber meinte nicht anders, als er sollte eins von seinen Ohren hergeben, und lief, als wenn Feuer unter ihm brennte, damit er sie beide heimbraͤchte.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">78.<lb/>
Der alte Großvater und der Enkel.</hi></head><lb/><p>Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Knie zitterten, er hoͤrte und sah nicht viel und hatte auch keine Zaͤhne mehr. Wenn er nun bei Tisch saß, und den Loͤffel kaum halten konnte, schuͤttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schuͤsselchen, und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betruͤbt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Haͤnde das Schuͤsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er aber sagte nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hoͤlzernes Schuͤsselchen fuͤr ein paar Heller, daraus mußte er nun essen; wie sie nun da so sitzen, so traͤgt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „ Was machst du da?“ fragt der Vater. „Ei, antwortete das Kind, ich mach ein Troͤglein, daraus sollen Vater
</p></div></body></text></TEI>
[401/0465]
Hand und schrie: „nur eins! nur eins“ und meinte, der Gast sollte ihm nur ein Huhn lassen und nicht alle beide nehmen, dieser aber meinte nicht anders, als er sollte eins von seinen Ohren hergeben, und lief, als wenn Feuer unter ihm brennte, damit er sie beide heimbraͤchte.
78.
Der alte Großvater und der Enkel.
Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Knie zitterten, er hoͤrte und sah nicht viel und hatte auch keine Zaͤhne mehr. Wenn er nun bei Tisch saß, und den Loͤffel kaum halten konnte, schuͤttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schuͤsselchen, und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betruͤbt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Haͤnde das Schuͤsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er aber sagte nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hoͤlzernes Schuͤsselchen fuͤr ein paar Heller, daraus mußte er nun essen; wie sie nun da so sitzen, so traͤgt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „ Was machst du da?“ fragt der Vater. „Ei, antwortete das Kind, ich mach ein Troͤglein, daraus sollen Vater
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im
Olms-Verlag erschienenen Ausgabe
(ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/465>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.