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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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er ihr nicht mehr als drei Thaler für ein Fell; und wie die übrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach: "was soll ich mit all den Fellen anfangen!"

Nun ärgerten sich die Bauern, daß sie vom Bürle hinters Licht geführt waren, wollten Rache an ihm nehmen, und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß, dieser verurtheilte Bürle zum Tod, und daß es in einem löcherichten Faß sollte ins Wasser gerollt werden. Bürle ward hinausgeführt und ein Geistlicher gebracht, der ihm Seelenmesse lesen sollte. Nun mußten die andern sich alle entfernen und wie das Bürle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Müllerin gewesen war. Sprach es zu ihm: "ich hab euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß;" und als gerade ein Schäfer mit einer Heerde Schafe daher trieb, von dem das Bürle wußte, daß er längst gern Schultheiß geworden wäre, so rief es laut: "nein, ich thus nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte! nein ich thus nicht! der Schäfer, der das hörte, kam herbei und fragte: "was hast du vor? was willst du nicht thun?" Bürle sprach: "da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das Faß setze, aber ich thus nicht!" Der Schäfer sagte: "wenns weiter nichts ist! um Schultheiß zu werden, wollt ich mich gleich in das Faß setzen." Bürle sprach: "willst du dich hinein setzen, so wirst du auch Schultheiß." Der Schäfer wars zufrieden, setzte sich hinein und das Bürle schlug den Deckel drauf, und trieb darnach des Schäfers Heerde fort. Nun ging der Pfaff zur Gemeinde und sagte, die Seelenmesse wäre gelesen,

er ihr nicht mehr als drei Thaler fuͤr ein Fell; und wie die uͤbrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach: „was soll ich mit all den Fellen anfangen!“

Nun aͤrgerten sich die Bauern, daß sie vom Buͤrle hinters Licht gefuͤhrt waren, wollten Rache an ihm nehmen, und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß, dieser verurtheilte Buͤrle zum Tod, und daß es in einem loͤcherichten Faß sollte ins Wasser gerollt werden. Buͤrle ward hinausgefuͤhrt und ein Geistlicher gebracht, der ihm Seelenmesse lesen sollte. Nun mußten die andern sich alle entfernen und wie das Buͤrle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Muͤllerin gewesen war. Sprach es zu ihm: „ich hab euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß;“ und als gerade ein Schaͤfer mit einer Heerde Schafe daher trieb, von dem das Buͤrle wußte, daß er laͤngst gern Schultheiß geworden waͤre, so rief es laut: „nein, ich thus nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte! nein ich thus nicht! der Schaͤfer, der das hoͤrte, kam herbei und fragte: „was hast du vor? was willst du nicht thun?“ Buͤrle sprach: „da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das Faß setze, aber ich thus nicht!“ Der Schaͤfer sagte: „wenns weiter nichts ist! um Schultheiß zu werden, wollt ich mich gleich in das Faß setzen.“ Buͤrle sprach: „willst du dich hinein setzen, so wirst du auch Schultheiß.“ Der Schaͤfer wars zufrieden, setzte sich hinein und das Buͤrle schlug den Deckel drauf, und trieb darnach des Schaͤfers Heerde fort. Nun ging der Pfaff zur Gemeinde und sagte, die Seelenmesse waͤre gelesen,

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[342/0406] er ihr nicht mehr als drei Thaler fuͤr ein Fell; und wie die uͤbrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach: „was soll ich mit all den Fellen anfangen!“ Nun aͤrgerten sich die Bauern, daß sie vom Buͤrle hinters Licht gefuͤhrt waren, wollten Rache an ihm nehmen, und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß, dieser verurtheilte Buͤrle zum Tod, und daß es in einem loͤcherichten Faß sollte ins Wasser gerollt werden. Buͤrle ward hinausgefuͤhrt und ein Geistlicher gebracht, der ihm Seelenmesse lesen sollte. Nun mußten die andern sich alle entfernen und wie das Buͤrle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Muͤllerin gewesen war. Sprach es zu ihm: „ich hab euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß;“ und als gerade ein Schaͤfer mit einer Heerde Schafe daher trieb, von dem das Buͤrle wußte, daß er laͤngst gern Schultheiß geworden waͤre, so rief es laut: „nein, ich thus nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte! nein ich thus nicht! der Schaͤfer, der das hoͤrte, kam herbei und fragte: „was hast du vor? was willst du nicht thun?“ Buͤrle sprach: „da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das Faß setze, aber ich thus nicht!“ Der Schaͤfer sagte: „wenns weiter nichts ist! um Schultheiß zu werden, wollt ich mich gleich in das Faß setzen.“ Buͤrle sprach: „willst du dich hinein setzen, so wirst du auch Schultheiß.“ Der Schaͤfer wars zufrieden, setzte sich hinein und das Buͤrle schlug den Deckel drauf, und trieb darnach des Schaͤfers Heerde fort. Nun ging der Pfaff zur Gemeinde und sagte, die Seelenmesse waͤre gelesen,

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/406>, abgerufen am 23.11.2024.