Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.hab ich Brot, Fleisch, Zugemüs, Zuckerwerk und Wein, wie es der König hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten," und setzte sich hin, aß und trank und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Bär und dem Löwen auch davon zu essen und zu trinken und war guter Dinge, denn er sah, daß ihn die Königstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten, sprach er: "Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der König ißt und trinkt, jetzt will ich an des Königs Hof gehen und die Königstochter heirathen." Fragte der Wirth: "wie soll das zugehen, da sie schon einen Bräutigam hat und heute soll vermählt werden." Da zog der Jäger das Taschentuch heraus, das ihm die Königstochter auf dem Drachenberg gegeben und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren und sprach: "dazu soll mir helfen, was ich da in der Hand halte." Da sah es der Wirth an und sprach: "wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof daran setzen." Der Jäger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstücken, stellte ihn auf den Tisch und sagte: "das setze ich dagegen." Nun sprach der König an der königlichen Tafel zu seiner Tochter: "was haben die vielen wilden Thiere gewollt, die zu dir gekommen und in mein Schloß ein und ausgegangen sind?" Da antwortete sie: "ich darfs nicht sagen, aber schickt hin und laßt den Herrn dieser Thiere holen, so werdet ihr wohl thun." Der König schickte einen Diener ins Wirthshaus und ließ den fremden Mann einladen, und der Diener kam gerade wie der Jäger mit dem Wirth gewettet hatte. Da sprach er: "sieht er, Herr Wirth, hab ich Brot, Fleisch, Zugemuͤs, Zuckerwerk und Wein, wie es der Koͤnig hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten,“ und setzte sich hin, aß und trank und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Baͤr und dem Loͤwen auch davon zu essen und zu trinken und war guter Dinge, denn er sah, daß ihn die Koͤnigstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten, sprach er: „Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der Koͤnig ißt und trinkt, jetzt will ich an des Koͤnigs Hof gehen und die Koͤnigstochter heirathen.“ Fragte der Wirth: „wie soll das zugehen, da sie schon einen Braͤutigam hat und heute soll vermaͤhlt werden.“ Da zog der Jaͤger das Taschentuch heraus, das ihm die Koͤnigstochter auf dem Drachenberg gegeben und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren und sprach: „dazu soll mir helfen, was ich da in der Hand halte.“ Da sah es der Wirth an und sprach: „wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof daran setzen.“ Der Jaͤger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstuͤcken, stellte ihn auf den Tisch und sagte: „das setze ich dagegen.“ Nun sprach der Koͤnig an der koͤniglichen Tafel zu seiner Tochter: „was haben die vielen wilden Thiere gewollt, die zu dir gekommen und in mein Schloß ein und ausgegangen sind?“ Da antwortete sie: „ich darfs nicht sagen, aber schickt hin und laßt den Herrn dieser Thiere holen, so werdet ihr wohl thun.“ Der Koͤnig schickte einen Diener ins Wirthshaus und ließ den fremden Mann einladen, und der Diener kam gerade wie der Jaͤger mit dem Wirth gewettet hatte. 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Und als er Mahlzeit gehalten, sprach er: „Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der Koͤnig ißt und trinkt, jetzt will ich an des Koͤnigs Hof gehen und die Koͤnigstochter heirathen.“ Fragte der Wirth: „wie soll das zugehen, da sie schon einen Braͤutigam hat und heute soll vermaͤhlt werden.“ Da zog der Jaͤger das Taschentuch heraus, das ihm die Koͤnigstochter auf dem Drachenberg gegeben und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren und sprach: „dazu soll mir helfen, was ich da in der Hand halte.“ Da sah es der Wirth an und sprach: „wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof daran setzen.“ Der Jaͤger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstuͤcken, stellte ihn auf den Tisch und sagte: „das setze ich dagegen.“</p><lb/> <p>Nun sprach der Koͤnig an der koͤniglichen Tafel zu seiner Tochter: „was haben die vielen wilden Thiere gewollt, die zu dir gekommen und in mein Schloß ein und ausgegangen sind?“ Da antwortete sie: „ich darfs nicht sagen, aber schickt hin und laßt den Herrn dieser Thiere holen, so werdet ihr wohl thun.“ Der Koͤnig schickte einen Diener ins Wirthshaus und ließ den fremden Mann einladen, und der Diener kam gerade wie der Jaͤger mit dem Wirth gewettet hatte. 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hab ich Brot, Fleisch, Zugemuͤs, Zuckerwerk und Wein, wie es der Koͤnig hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten,“ und setzte sich hin, aß und trank und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Baͤr und dem Loͤwen auch davon zu essen und zu trinken und war guter Dinge, denn er sah, daß ihn die Koͤnigstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten, sprach er: „Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der Koͤnig ißt und trinkt, jetzt will ich an des Koͤnigs Hof gehen und die Koͤnigstochter heirathen.“ Fragte der Wirth: „wie soll das zugehen, da sie schon einen Braͤutigam hat und heute soll vermaͤhlt werden.“ Da zog der Jaͤger das Taschentuch heraus, das ihm die Koͤnigstochter auf dem Drachenberg gegeben und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren und sprach: „dazu soll mir helfen, was ich da in der Hand halte.“ Da sah es der Wirth an und sprach: „wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof daran setzen.“ Der Jaͤger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstuͤcken, stellte ihn auf den Tisch und sagte: „das setze ich dagegen.“
Nun sprach der Koͤnig an der koͤniglichen Tafel zu seiner Tochter: „was haben die vielen wilden Thiere gewollt, die zu dir gekommen und in mein Schloß ein und ausgegangen sind?“ Da antwortete sie: „ich darfs nicht sagen, aber schickt hin und laßt den Herrn dieser Thiere holen, so werdet ihr wohl thun.“ Der Koͤnig schickte einen Diener ins Wirthshaus und ließ den fremden Mann einladen, und der Diener kam gerade wie der Jaͤger mit dem Wirth gewettet hatte. Da sprach er: „sieht er, Herr Wirth,
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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