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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen, denn es stand nicht so alles in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: "wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?" der zweite: "wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der dritte: "wer hat von meinem Brötchen genommen?" Der vierte: "wer hat von meinem Gemüschen gegessen?" Der fünfte: wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?" Der sechste: "wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: "wer hat aus meinem Becherlein getrunken?" Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine Dälle war, da sprach er: "wer hat in mein Bettchen getreten?" Die andern kamen gelaufen und riefen: "ei! in meinem hat auch jemand gelegen!" Der siebente aber, als der in sein Bett sah, erblickte er Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten das Sneewittchen. "Ei du mein Gott! ei du mein Gott! riefen sie, was ist das Kind schön!" und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.

Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: "wie heißt du?" "Jch heiße Sneewittchen," antwortete es. "Wie bist du in unser Haus gekommen?" sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, wie es seine Stiefmutter

und wie es nun hell im Haͤuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen, denn es stand nicht so alles in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: „wer hat auf meinem Stuͤhlchen gesessen?“ der zweite: „wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ Der dritte: „wer hat von meinem Broͤtchen genommen?“ Der vierte: „wer hat von meinem Gemuͤschen gegessen?“ Der fuͤnfte: wer hat mit meinem Gaͤbelchen gestochen?“ Der sechste: „wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?“ Der siebente: „wer hat aus meinem Becherlein getrunken?“ Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine Daͤlle war, da sprach er: „wer hat in mein Bettchen getreten?“ Die andern kamen gelaufen und riefen: „ei! in meinem hat auch jemand gelegen!“ Der siebente aber, als der in sein Bett sah, erblickte er Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten das Sneewittchen. „Ei du mein Gott! ei du mein Gott! riefen sie, was ist das Kind schoͤn!“ und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.

Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: „wie heißt du?“ „Jch heiße Sneewittchen,“ antwortete es. „Wie bist du in unser Haus gekommen?“ sprachen weiter die Zwerge. Da erzaͤhlte es ihnen, wie es seine Stiefmutter

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/330>, abgerufen am 20.05.2024.