Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.der Schuck ist nicht zu klein,
die rechte Braut, die führt er heim!" Und als sie das gerufen, kamen sie beide hergeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen. Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und Theil an seinem Glück nehmen. Als es nun zur Kirche ging, war die älteste zur rechten, die jüngste zur linken Seite, da pickten die Tauben einer jeden das eine Aug aus, hernach als sie heraus ging war die älteste zur linken und die jüngste zur rechten, da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus und waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft. 22.
Das Räthsel. Es war eine Königstochter, die war stolz und wußte gar nicht, was sie vor Hochmuth anfangen sollte und triebs endlich so weit, daß sie ein Gebot ausgehen ließ, darin stand, wer ihr ein Räthsel brächte, das sie rathen könnte, der hätte dafür sein Leben verloren; wenn sie es aber nicht errieth, so wollte sie auch seine Gemahlin werden. Nun war sie schön, wie Milch und Blut, daß keiner die Gefahr scheute und einer nach dem andern mit seinem Räthsel kam, aber sie errieth es jedesmal. Als sie schon der Schuck ist nicht zu klein,
die rechte Braut, die fuͤhrt er heim!“ Und als sie das gerufen, kamen sie beide hergeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen. Als die Hochzeit mit dem Koͤnigssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und Theil an seinem Gluͤck nehmen. Als es nun zur Kirche ging, war die aͤlteste zur rechten, die juͤngste zur linken Seite, da pickten die Tauben einer jeden das eine Aug aus, hernach als sie heraus ging war die aͤlteste zur linken und die juͤngste zur rechten, da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus und waren sie also fuͤr ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft. 22.
Das Raͤthsel. Es war eine Koͤnigstochter, die war stolz und wußte gar nicht, was sie vor Hochmuth anfangen sollte und triebs endlich so weit, daß sie ein Gebot ausgehen ließ, darin stand, wer ihr ein Raͤthsel braͤchte, das sie rathen koͤnnte, der haͤtte dafuͤr sein Leben verloren; wenn sie es aber nicht errieth, so wollte sie auch seine Gemahlin werden. Nun war sie schoͤn, wie Milch und Blut, daß keiner die Gefahr scheute und einer nach dem andern mit seinem Raͤthsel kam, aber sie errieth es jedesmal. Als sie schon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0187" n="123"/> <lg type="poem"> <l>der Schuck ist nicht zu klein,</l><lb/> <l>die rechte Braut, die fuͤhrt er heim!“</l><lb/> </lg> <p>Und als sie das gerufen, kamen sie beide hergeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.</p><lb/> <p>Als die Hochzeit mit dem Koͤnigssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und Theil an seinem Gluͤck nehmen. Als es nun zur Kirche ging, war die aͤlteste zur rechten, die juͤngste zur linken Seite, da pickten die Tauben einer jeden das eine Aug aus, hernach als sie heraus ging war die aͤlteste zur linken und die juͤngste zur rechten, da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus und waren sie also fuͤr ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">22.<lb/> Das Raͤthsel.</hi> </head><lb/> <p>Es war eine Koͤnigstochter, die war stolz und wußte gar nicht, was sie vor Hochmuth anfangen sollte und triebs endlich so weit, daß sie ein Gebot ausgehen ließ, darin stand, wer ihr ein Raͤthsel braͤchte, das sie rathen koͤnnte, der haͤtte dafuͤr sein Leben verloren; wenn sie es aber nicht errieth, so wollte sie auch seine Gemahlin werden. Nun war sie schoͤn, wie Milch und Blut, daß keiner die Gefahr scheute und einer nach dem andern mit seinem Raͤthsel kam, aber sie errieth es jedesmal. Als sie schon </p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0187]
der Schuck ist nicht zu klein,
die rechte Braut, die fuͤhrt er heim!“
Und als sie das gerufen, kamen sie beide hergeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.
Als die Hochzeit mit dem Koͤnigssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und Theil an seinem Gluͤck nehmen. Als es nun zur Kirche ging, war die aͤlteste zur rechten, die juͤngste zur linken Seite, da pickten die Tauben einer jeden das eine Aug aus, hernach als sie heraus ging war die aͤlteste zur linken und die juͤngste zur rechten, da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus und waren sie also fuͤr ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft.
22.
Das Raͤthsel.
Es war eine Koͤnigstochter, die war stolz und wußte gar nicht, was sie vor Hochmuth anfangen sollte und triebs endlich so weit, daß sie ein Gebot ausgehen ließ, darin stand, wer ihr ein Raͤthsel braͤchte, das sie rathen koͤnnte, der haͤtte dafuͤr sein Leben verloren; wenn sie es aber nicht errieth, so wollte sie auch seine Gemahlin werden. Nun war sie schoͤn, wie Milch und Blut, daß keiner die Gefahr scheute und einer nach dem andern mit seinem Raͤthsel kam, aber sie errieth es jedesmal. Als sie schon
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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