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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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und Dod oder Tot (das getaufte Kind eben so:
Pathe und Gothel, daher die Verwechselung bei-
der in unserer Sage folgerecht. Altd. Wälder I.
104) und auf dieser Grundlage des Glaubens und
der Sprache wachsen die lebendigen Bilder der Fa-
bel auf; so verhält es sich fast immer damit, scheint
aber selten so durch.
Num. 45. (Schneider Daumerling.) Dies Märchen
wird auch in der tabartschen Sammlung (neuste
Ausg. Lond. 1809. T. III. 37 -- 52.) erzählt:
the life and adventures of Tom Thumb Ein
Schneiderskind ist er hier nicht, sondern bloßer
Däumerling und wiewohl sonst vieles überein-
stimmt, hat doch auch die englische Sage schöne
Eigenthümlichkeiten, z. B. S. 41. als die Mutter
die Kuh melkt und gerade ein windiger Tag ist,
damit er ihr dieweil nicht fortgeweht werde, bindet
sie ihn mit einem Zwirnsfaden an eine Distel,
welche hernach die Kuh frißt und so manches an-
dere. Was für die Geschichte der Mythen noch
merkwürdiger ist, so scheint dieser Tom Thumb mit
andern englischen und schottischen Sagen von Tam-
lane, Tomlin
und selbst Thomas dem mythischen
Dichter in Verbindung zu stehen.
Num. 47. (der Machandel-Boom.) Daß dies Mär-
chen auch in Schottland herumgeht, zeigt folgender
Reim, den Leyden aus einem nursery tale aufbe-
wahrt: the spirit of a child in the form of a
bird whistle the following verse to its father:

"pew wew, pew wew, (pipi, wiwi,)
my minny me slew."
Num. 51. (Jundevogel.) Ein ähnliches Aufsuchen
der Flüchtigen ist in Rolf Krake's Sage. Cap. 2.
Num. 52. (König Drosselbart.) Broselbart und Dro-
selbart liegen sich zwar zur Verwechselung nah,
denn bei Ulfilas heißt ein Brosen: draus, man
darf aber den Namen ebenwohl von Drossel, Drüs-
sel, Rüssel, Maul, Nase oder Schnabel herleiten
und die Abweichung des Märchens selber schickt sich
zu beiden.
Num. 53. (Sneewittchen.) Vgl. Musäus Richildis,
und Dod oder Tot (das getaufte Kind eben ſo:
Pathe und Gothel, daher die Verwechſelung bei-
der in unſerer Sage folgerecht. Altd. Waͤlder I.
104) und auf dieſer Grundlage des Glaubens und
der Sprache wachſen die lebendigen Bilder der Fa-
bel auf; ſo verhaͤlt es ſich faſt immer damit, ſcheint
aber ſelten ſo durch.
Num. 45. (Schneider Daumerling.) Dies Maͤrchen
wird auch in der tabartſchen Sammlung (neuſte
Ausg. Lond. 1809. T. III. 37 — 52.) erzaͤhlt:
the life and adventures of Tom Thumb Ein
Schneiderskind iſt er hier nicht, ſondern bloßer
Daͤumerling und wiewohl ſonſt vieles uͤberein-
ſtimmt, hat doch auch die engliſche Sage ſchoͤne
Eigenthuͤmlichkeiten, z. B. S. 41. als die Mutter
die Kuh melkt und gerade ein windiger Tag iſt,
damit er ihr dieweil nicht fortgeweht werde, bindet
ſie ihn mit einem Zwirnsfaden an eine Diſtel,
welche hernach die Kuh frißt und ſo manches an-
dere. Was fuͤr die Geſchichte der Mythen noch
merkwuͤrdiger iſt, ſo ſcheint dieſer Tom Thumb mit
andern engliſchen und ſchottiſchen Sagen von Tam-
lane, Tomlin
und ſelbſt Thomas dem mythiſchen
Dichter in Verbindung zu ſtehen.
Num. 47. (der Machandel-Boom.) Daß dies Maͤr-
chen auch in Schottland herumgeht, zeigt folgender
Reim, den Leyden aus einem nurſery tale aufbe-
wahrt: the ſpirit of a child in the form of a
bird whiſtle the following verse to its father:

„pew wew, pew wew, (pipi, wiwi,)
my minny me ſlew.“
Num. 51. (Jundevogel.) Ein aͤhnliches Aufſuchen
der Fluͤchtigen iſt in Rolf Krake's Sage. Cap. 2.
Num. 52. (Koͤnig Droſſelbart.) Broſelbart und Dro-
ſelbart liegen ſich zwar zur Verwechſelung nah,
denn bei Ulfilas heißt ein Broſen: draus, man
darf aber den Namen ebenwohl von Droſſel, Druͤſ-
ſel, Ruͤſſel, Maul, Naſe oder Schnabel herleiten
und die Abweichung des Maͤrchens ſelber ſchickt ſich
zu beiden.
Num. 53. (Sneewittchen.) Vgl. Muſaͤus Richildis,
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[LXVI/0488] und Dod oder Tot (das getaufte Kind eben ſo: Pathe und Gothel, daher die Verwechſelung bei- der in unſerer Sage folgerecht. Altd. Waͤlder I. 104) und auf dieſer Grundlage des Glaubens und der Sprache wachſen die lebendigen Bilder der Fa- bel auf; ſo verhaͤlt es ſich faſt immer damit, ſcheint aber ſelten ſo durch. Num. 45. (Schneider Daumerling.) Dies Maͤrchen wird auch in der tabartſchen Sammlung (neuſte Ausg. Lond. 1809. T. III. 37 — 52.) erzaͤhlt: the life and adventures of Tom Thumb Ein Schneiderskind iſt er hier nicht, ſondern bloßer Daͤumerling und wiewohl ſonſt vieles uͤberein- ſtimmt, hat doch auch die engliſche Sage ſchoͤne Eigenthuͤmlichkeiten, z. B. S. 41. als die Mutter die Kuh melkt und gerade ein windiger Tag iſt, damit er ihr dieweil nicht fortgeweht werde, bindet ſie ihn mit einem Zwirnsfaden an eine Diſtel, welche hernach die Kuh frißt und ſo manches an- dere. Was fuͤr die Geſchichte der Mythen noch merkwuͤrdiger iſt, ſo ſcheint dieſer Tom Thumb mit andern engliſchen und ſchottiſchen Sagen von Tam- lane, Tomlin und ſelbſt Thomas dem mythiſchen Dichter in Verbindung zu ſtehen. Num. 47. (der Machandel-Boom.) Daß dies Maͤr- chen auch in Schottland herumgeht, zeigt folgender Reim, den Leyden aus einem nurſery tale aufbe- wahrt: the ſpirit of a child in the form of a bird whiſtle the following verse to its father: „pew wew, pew wew, (pipi, wiwi,) my minny me ſlew.“ Num. 51. (Jundevogel.) Ein aͤhnliches Aufſuchen der Fluͤchtigen iſt in Rolf Krake's Sage. Cap. 2. Num. 52. (Koͤnig Droſſelbart.) Broſelbart und Dro- ſelbart liegen ſich zwar zur Verwechſelung nah, denn bei Ulfilas heißt ein Broſen: draus, man darf aber den Namen ebenwohl von Droſſel, Druͤſ- ſel, Ruͤſſel, Maul, Naſe oder Schnabel herleiten und die Abweichung des Maͤrchens ſelber ſchickt ſich zu beiden. Num. 53. (Sneewittchen.) Vgl. Muſaͤus Richildis,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. LXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/488>, abgerufen am 22.11.2024.