Eine Katze und eine Maus wollten zusam- men leben und Wirthschaft zusammen haben; sie sorgten auch für den Winter und kauften ein Töpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sicherern Ort wußten, stellten sie es unter den Altar in der Kirche, da sollt' es stehen, bis sie sein bedürftig wären. Einstmals aber trug die Katze Gelüsten darnach, und ging zur Maus: "hör' Mäuschen, ich bin von meiner Base zu Gevatter gebeten, sie hat ein Söhnchen gebo- ren, weiß und braun gefleckt, das soll ich über die Taufe halten, laß mich ausgehen und halt heut allein Haus." -- "Ja, ja, sagte die Maus, geh hin, und wenn du was Gutes issest, denk an mich, von dem süßen rothen Kind- betterwein tränk ich auch gern ein Tröpfchen." Die Katze aber ging geradeswegs in die Kirche und leckte die fette Haut ab, spatzirte darnach um die Stadt herum und kam erst am Abend nach Haus. "Du wirst dich recht erlustirt haben, sagte die Maus, wie hat denn das Kind geheißen?" -- "Hautab", antwortete die Katze.[...] -- "Hautab? das ist ein seltsamer Name, den hab' ich noch nicht gehört."
Bald darnach hatte die Katze wieder ein
2. Katz und Maus in Geſellſchaft.
Eine Katze und eine Maus wollten zuſam- men leben und Wirthſchaft zuſammen haben; ſie ſorgten auch fuͤr den Winter und kauften ein Toͤpfchen mit Fett, und weil ſie keinen beſſern und ſicherern Ort wußten, ſtellten ſie es unter den Altar in der Kirche, da ſollt' es ſtehen, bis ſie ſein beduͤrftig waͤren. Einſtmals aber trug die Katze Geluͤſten darnach, und ging zur Maus: „hoͤr' Maͤuschen, ich bin von meiner Baſe zu Gevatter gebeten, ſie hat ein Soͤhnchen gebo- ren, weiß und braun gefleckt, das ſoll ich uͤber die Taufe halten, laß mich ausgehen und halt heut allein Haus.“ — „Ja, ja, ſagte die Maus, geh hin, und wenn du was Gutes iſſeſt, denk an mich, von dem ſuͤßen rothen Kind- betterwein traͤnk ich auch gern ein Troͤpfchen.“ Die Katze aber ging geradeswegs in die Kirche und leckte die fette Haut ab, ſpatzirte darnach um die Stadt herum und kam erſt am Abend nach Haus. „Du wirſt dich recht erluſtirt haben, ſagte die Maus, wie hat denn das Kind geheißen?“ — „Hautab“, antwortete die Katze.[…] — „Hautab? das iſt ein ſeltſamer Name, den hab' ich noch nicht gehoͤrt.“
Bald darnach hatte die Katze wieder ein
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2.
Katz und Maus in Geſellſchaft.
Eine Katze und eine Maus wollten zuſam-
men leben und Wirthſchaft zuſammen haben;
ſie ſorgten auch fuͤr den Winter und kauften ein
Toͤpfchen mit Fett, und weil ſie keinen beſſern
und ſicherern Ort wußten, ſtellten ſie es unter
den Altar in der Kirche, da ſollt' es ſtehen, bis
ſie ſein beduͤrftig waͤren. Einſtmals aber trug
die Katze Geluͤſten darnach, und ging zur Maus:
„hoͤr' Maͤuschen, ich bin von meiner Baſe zu
Gevatter gebeten, ſie hat ein Soͤhnchen gebo-
ren, weiß und braun gefleckt, das ſoll ich uͤber
die Taufe halten, laß mich ausgehen und halt
heut allein Haus.“ — „Ja, ja, ſagte die
Maus, geh hin, und wenn du was Gutes
iſſeſt, denk an mich, von dem ſuͤßen rothen Kind-
betterwein traͤnk ich auch gern ein Troͤpfchen.“
Die Katze aber ging geradeswegs in die Kirche
und leckte die fette Haut ab, ſpatzirte darnach
um die Stadt herum und kam erſt am Abend
nach Haus. „Du wirſt dich recht erluſtirt
haben, ſagte die Maus, wie hat denn das Kind
geheißen?“ — „Hautab“, antwortete die
Katze. — „Hautab? das iſt ein ſeltſamer
Name, den hab' ich noch nicht gehoͤrt.“
Bald darnach hatte die Katze wieder ein
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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