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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Wünschelruthe und einen Kuchen mit einer
Bohne, die auf alles Antwort gab.

Nun ging sie mit dem Prinzen fort, sie
hatten den Meilenstiefel an, und mit jedem
Schritt machten sie eine Meile. Zuweilen fru-
gen sie die Bohne:
"Bohne, bist du auch da?"
"ja, sagte die Bohne, da bin ich, eilt euch
aber, denn die alte Menschenfresserin kommt
nach im andern Meilenstiefel, der dort geblie-
ben ist!" Da nahm das Mädchen die Wün-
schelruthe und verwandelte sich in einen Schwan,
den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan
schwimmt. Die Menschenfresserin kam und
lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang
ihr nicht, und verdrießlich ging sie heim. Das
Mädchen und der Prinz setzten ihren Weg fort:
"Bohne, bist du da?"
"ja, sprach die Bohne, hier bin ich, aber die
alte Frau kommt schon wieder, der Menschen-
fresser hat ihr gesagt, warum sie sich habe an-
führen lassen." Da nahm das Mädchen den
Stab, und verwandelte sich und den Prinzen
in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo
nicht dringen kann, also kehrte sie unverrichte-
ter Sache wieder um, und die andern setzten
ihren Weg fort.

"Bohne, bist du da?"
ja, hier bin ich, aber ich sehe die Frau Okerlo

Wuͤnſchelruthe und einen Kuchen mit einer
Bohne, die auf alles Antwort gab.

Nun ging ſie mit dem Prinzen fort, ſie
hatten den Meilenſtiefel an, und mit jedem
Schritt machten ſie eine Meile. Zuweilen fru-
gen ſie die Bohne:
„Bohne, biſt du auch da?“
„ja, ſagte die Bohne, da bin ich, eilt euch
aber, denn die alte Menſchenfreſſerin kommt
nach im andern Meilenſtiefel, der dort geblie-
ben iſt!“ Da nahm das Maͤdchen die Wuͤn-
ſchelruthe und verwandelte ſich in einen Schwan,
den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan
ſchwimmt. Die Menſchenfreſſerin kam und
lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang
ihr nicht, und verdrießlich ging ſie heim. Das
Maͤdchen und der Prinz ſetzten ihren Weg fort:
„Bohne, biſt du da?“
„ja, ſprach die Bohne, hier bin ich, aber die
alte Frau kommt ſchon wieder, der Menſchen-
freſſer hat ihr geſagt, warum ſie ſich habe an-
fuͤhren laſſen.“ Da nahm das Maͤdchen den
Stab, und verwandelte ſich und den Prinzen
in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo
nicht dringen kann, alſo kehrte ſie unverrichte-
ter Sache wieder um, und die andern ſetzten
ihren Weg fort.

„Bohne, biſt du da?“
ja, hier bin ich, aber ich ſehe die Frau Okerlo

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[334/0368] Wuͤnſchelruthe und einen Kuchen mit einer Bohne, die auf alles Antwort gab. Nun ging ſie mit dem Prinzen fort, ſie hatten den Meilenſtiefel an, und mit jedem Schritt machten ſie eine Meile. Zuweilen fru- gen ſie die Bohne: „Bohne, biſt du auch da?“ „ja, ſagte die Bohne, da bin ich, eilt euch aber, denn die alte Menſchenfreſſerin kommt nach im andern Meilenſtiefel, der dort geblie- ben iſt!“ Da nahm das Maͤdchen die Wuͤn- ſchelruthe und verwandelte ſich in einen Schwan, den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan ſchwimmt. Die Menſchenfreſſerin kam und lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang ihr nicht, und verdrießlich ging ſie heim. Das Maͤdchen und der Prinz ſetzten ihren Weg fort: „Bohne, biſt du da?“ „ja, ſprach die Bohne, hier bin ich, aber die alte Frau kommt ſchon wieder, der Menſchen- freſſer hat ihr geſagt, warum ſie ſich habe an- fuͤhren laſſen.“ Da nahm das Maͤdchen den Stab, und verwandelte ſich und den Prinzen in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo nicht dringen kann, alſo kehrte ſie unverrichte- ter Sache wieder um, und die andern ſetzten ihren Weg fort. „Bohne, biſt du da?“ ja, hier bin ich, aber ich ſehe die Frau Okerlo

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/368>, abgerufen am 24.11.2024.