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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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aufwacht, da schenk ich dir ein goldenes Spinn-
rädchen, das halt in Ehren: ich heiße Son-
ne
." Das Mädchen ging fort und kam Abends
an ein Haus, da war alles, wie am vorigen
Abend, und die zweite Alte gab ihm beim Ab-
schied eine goldene Spindel und sprach: "ich heiße
Mond." Und am dritten Abend kam es an
ein drittes Haus, da schenkte ihm die Alte ei-
nen goldenen Haspel und sagte: "ich heiße
Stern, und der Prinz Schwan, ob gleich der
Faden noch nicht ganz abgewickelt war, war
doch schon so weit, daß er in sein Reich gelan-
gen konnte, dort ist er König und hat sich
schon verheirathet, und wohnt in großer Herr-
lichkeit auf dem Glasberg; du wirst heut Abend
hinkommen, aber ein Drache und ein Löwe lie-
gen davor und bewahren ihn, darum nimm
das Brod und den Speck und besänftige sie
damit." So geschahe es auch. Das Mädchen
warf den Ungeheuern das Brod und den Speck
in den Rachen, da ließen sie es durch, und es
kam bis an das Schloßthor, aber in das Schloß
selber ließen es die Wächter nicht hinein Da
setzte es sich vor das Thor, und fing an auf
seinem goldenen Rädchen zu spinnen; die Kö-
nigin sah von oben zu, ihr gefiel das schöne
Rädchen, und sie kam herunter und wollte es
haben. Das Mädchen sagte, sie solle es ha-
ben, wenn sie erlauben wollte, daß es eine

S 2

aufwacht, da ſchenk ich dir ein goldenes Spinn-
raͤdchen, das halt in Ehren: ich heiße Son-
ne
.“ Das Maͤdchen ging fort und kam Abends
an ein Haus, da war alles, wie am vorigen
Abend, und die zweite Alte gab ihm beim Ab-
ſchied eine goldene Spindel und ſprach: „ich heiße
Mond.“ Und am dritten Abend kam es an
ein drittes Haus, da ſchenkte ihm die Alte ei-
nen goldenen Haspel und ſagte: „ich heiße
Stern, und der Prinz Schwan, ob gleich der
Faden noch nicht ganz abgewickelt war, war
doch ſchon ſo weit, daß er in ſein Reich gelan-
gen konnte, dort iſt er Koͤnig und hat ſich
ſchon verheirathet, und wohnt in großer Herr-
lichkeit auf dem Glasberg; du wirſt heut Abend
hinkommen, aber ein Drache und ein Loͤwe lie-
gen davor und bewahren ihn, darum nimm
das Brod und den Speck und beſaͤnftige ſie
damit.“ So geſchahe es auch. Das Maͤdchen
warf den Ungeheuern das Brod und den Speck
in den Rachen, da ließen ſie es durch, und es
kam bis an das Schloßthor, aber in das Schloß
ſelber ließen es die Waͤchter nicht hinein Da
ſetzte es ſich vor das Thor, und fing an auf
ſeinem goldenen Raͤdchen zu ſpinnen; die Koͤ-
nigin ſah von oben zu, ihr gefiel das ſchoͤne
Raͤdchen, und ſie kam herunter und wollte es
haben. Das Maͤdchen ſagte, ſie ſolle es ha-
ben, wenn ſie erlauben wollte, daß es eine

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[275/0309] aufwacht, da ſchenk ich dir ein goldenes Spinn- raͤdchen, das halt in Ehren: ich heiße Son- ne.“ Das Maͤdchen ging fort und kam Abends an ein Haus, da war alles, wie am vorigen Abend, und die zweite Alte gab ihm beim Ab- ſchied eine goldene Spindel und ſprach: „ich heiße Mond.“ Und am dritten Abend kam es an ein drittes Haus, da ſchenkte ihm die Alte ei- nen goldenen Haspel und ſagte: „ich heiße Stern, und der Prinz Schwan, ob gleich der Faden noch nicht ganz abgewickelt war, war doch ſchon ſo weit, daß er in ſein Reich gelan- gen konnte, dort iſt er Koͤnig und hat ſich ſchon verheirathet, und wohnt in großer Herr- lichkeit auf dem Glasberg; du wirſt heut Abend hinkommen, aber ein Drache und ein Loͤwe lie- gen davor und bewahren ihn, darum nimm das Brod und den Speck und beſaͤnftige ſie damit.“ So geſchahe es auch. Das Maͤdchen warf den Ungeheuern das Brod und den Speck in den Rachen, da ließen ſie es durch, und es kam bis an das Schloßthor, aber in das Schloß ſelber ließen es die Waͤchter nicht hinein Da ſetzte es ſich vor das Thor, und fing an auf ſeinem goldenen Raͤdchen zu ſpinnen; die Koͤ- nigin ſah von oben zu, ihr gefiel das ſchoͤne Raͤdchen, und ſie kam herunter und wollte es haben. Das Maͤdchen ſagte, ſie ſolle es ha- ben, wenn ſie erlauben wollte, daß es eine S 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/309>, abgerufen am 23.11.2024.