un weeren alldree so recht vergnögt un gingen in dat Huus by Disch un eeten.
48. Der alte Sultan.
Ein Bauer hatte einen getreuen Hund, der war alt, und konnte nichts mehr fest pak- ken. Da sagte der Bauer zu seiner Frau: "ich will den alten Sultan todtschießen, er ist uns doch zu nichts mehr Nutz," die Frau aber ant- wortete: "thu das nicht und laß das treue Thier das Gnadenbrod essen, es hat uns so lange Jahre gedient." Der Mann sagte: "du bist nicht recht gescheidt, was fangen wir mit ihm an, er hat keinen Zahn mehr im Maul, und es fürchtet sich kein Dieb mehr vor ihm; hat er uns gedient, so hat ers des Hungers wegen gethan, und weil er hier gutes Fressen kriegte; morgen ist sein letzter Tag, dabei bleibts." Der Hund hatte alles, was Mann und Frau zusammen gesprochen, mit angehört, nun hatte er einen guten Freund, das war der Wolf, zu dem ging er Abends hinaus und klagte ihm sein Leiden und daß sein Herr ihn Morgen todtschießen wolle. "Mach dir keine Sorgen, sagte der Wolf, ich will dir einen gu- ten Anschlag geben: Morgen früh geht dein Herr mit seiner Frau hinaus ins Heu, da neh-
un weeren alldree ſo recht vergnoͤgt un gingen in dat Huus by Diſch un eeten.
48. Der alte Sultan.
Ein Bauer hatte einen getreuen Hund, der war alt, und konnte nichts mehr feſt pak- ken. Da ſagte der Bauer zu ſeiner Frau: „ich will den alten Sultan todtſchießen, er iſt uns doch zu nichts mehr Nutz,“ die Frau aber ant- wortete: „thu das nicht und laß das treue Thier das Gnadenbrod eſſen, es hat uns ſo lange Jahre gedient.“ Der Mann ſagte: „du biſt nicht recht geſcheidt, was fangen wir mit ihm an, er hat keinen Zahn mehr im Maul, und es fuͤrchtet ſich kein Dieb mehr vor ihm; hat er uns gedient, ſo hat ers des Hungers wegen gethan, und weil er hier gutes Freſſen kriegte; morgen iſt ſein letzter Tag, dabei bleibts.“ Der Hund hatte alles, was Mann und Frau zuſammen geſprochen, mit angehoͤrt, nun hatte er einen guten Freund, das war der Wolf, zu dem ging er Abends hinaus und klagte ihm ſein Leiden und daß ſein Herr ihn Morgen todtſchießen wolle. „Mach dir keine Sorgen, ſagte der Wolf, ich will dir einen gu- ten Anſchlag geben: Morgen fruͤh geht dein Herr mit ſeiner Frau hinaus ins Heu, da neh-
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un weeren alldree ſo recht vergnoͤgt un gingen
in dat Huus by Diſch un eeten.
48.
Der alte Sultan.
Ein Bauer hatte einen getreuen Hund,
der war alt, und konnte nichts mehr feſt pak-
ken. Da ſagte der Bauer zu ſeiner Frau: „ich
will den alten Sultan todtſchießen, er iſt uns
doch zu nichts mehr Nutz,“ die Frau aber ant-
wortete: „thu das nicht und laß das treue
Thier das Gnadenbrod eſſen, es hat uns ſo
lange Jahre gedient.“ Der Mann ſagte: „du
biſt nicht recht geſcheidt, was fangen wir mit
ihm an, er hat keinen Zahn mehr im Maul,
und es fuͤrchtet ſich kein Dieb mehr vor ihm;
hat er uns gedient, ſo hat ers des Hungers
wegen gethan, und weil er hier gutes Freſſen
kriegte; morgen iſt ſein letzter Tag, dabei
bleibts.“ Der Hund hatte alles, was Mann
und Frau zuſammen geſprochen, mit angehoͤrt,
nun hatte er einen guten Freund, das war der
Wolf, zu dem ging er Abends hinaus und
klagte ihm ſein Leiden und daß ſein Herr ihn
Morgen todtſchießen wolle. „Mach dir keine
Sorgen, ſagte der Wolf, ich will dir einen gu-
ten Anſchlag geben: Morgen fruͤh geht dein
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/251>, abgerufen am 23.11.2024.
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